auf toedlichem Kurs
er klugerweise nicht nachgegeben. Er wäre nie dort angekommen. Wenn er nicht an Unterkühlung gestorben wäre, dann an Erschöpfung.
Im Freien, mitten auf dem Vorderdeck des Bootes, stand eine Salatschüssel, die Peter mit einer zerschnittenen Plastiktüte notdürftig vergrößert hatte. Die Ecken der Tüte waren an das Schiffsgeländer angebunden, so dass sie von der Mitte aus eine Schräge nach oben bildeten. Peters Konstruktion wartete auf Regenwasser. Doch den Himmel streiften nur ein paar leichte, weiße Wolken. Vorerst reichten seine Getränkevorräte ja auch aus.
Als der letzte Sonnenstrahl aufgeblitzt und verschwunden war, wechselte Peter auf die andere Seite des Schiffes. An der Insel Catalina war er immer noch nicht ganz vorbeigetrieben. Das wunderte ihn. Wie ein dunkler Streifen hatte sie sich vor die Richtung des Himmels geschoben, aus der die Nacht herandrang. Es schien sogar, als sei er Catalina näher gekommen. Vielleicht konnte er wenigstens zur Küste der Insel schwimmen? Doch die Distanz schien mächtig weit. Außerdem gab es hier unberechenbare Meeresströmungen.
Peter kannte die Insel. Sie war ein kleines Schmuckstück, vor allem Avalon, der einzige Ort. Allein schon sein Name verführte zum Träumen. Seine Freundin Kelly hatte oft erwähnt, das sie einmal ihre Hochzeitsreise dort verbringen wollte. Wenn sie das sagte, hatte Peter jedes Mal augenblicklich das Thema gewechselt. Ja, Kelly. Ihr hatte er auch einen Brief geschrieben, den er aber im Gegensatz zu den Zeilen an Justus und Bob sicher in einem Briefumschlag versiegelt hatte. Seine Freunde sollten nicht lesen, wie er sich ihr gegenüber für die eine oder andere harsche Reaktion in letzter Zeit entschuldigte. Jetzt hätte er sie liebend gerne in die Arme genommen. Ja, er wäre sogar mit ihr nach Catalina Island gefahren ...
Den Brief an seine Eltern hatte er sich für den nächsten Tag vorgenommen. Falls er den überhaupt erleben sollte. Mit einer Gänsehaut auf dem Rücken dachte Peter an die Superfrachter, die den Weg seines kleinen Bootes irgendwann einmal kreuzen würden.
Auf einem der Berghänge von Catalina Island leuchtete plötzlich ein Licht auf. Es war der einsame, unbewohnte Teil der Insel, der vorwiegend aus niederem Gestrüpp und Gestein bestand. In den Niederungen gab es einen Zeltplatz, auf dem Peter schon einmal mit einer Jugendfreizeit gewesen war. Auch dort oben zeltete jemand. Ein Mensch, der die Einsamkeit genießen wollte und der nicht ahnte, dass wenige Meilen entfernt Peter um sein Leben bangte.
Peter wandte den Blick ab und beobachtete das Wasser, dessen Wellen sein orientierungslos dahintreibendes Boot sanft weiterschoben. Nach wie vor ging ein leichter Wind. Und plötzlich fiel es ihm auf. Die Veränderung war so langsam, so unmerklich gekommen, dass er sie nicht wahrgenommen hatte: Der Wind hatte sich gedreht! Wurde Peter vorher schräg auf das offene Meer getrieben, schien es jetzt, als bewege er sich auf Catalina Island zu!
Wie ein warmer Strom kehrte die Hoffnung in ihn zurück. Peter versuchte, in Gedanken den Weg des Bootes fortzuschreiben. Wenn er Glück hatte und keine Strömung dazwischenkam, musste er knapp das südliche Ende der Insel streifen, das sich immer noch gegen den Abendhimmel abzeichnete. Doch unaufhörlich wurde es dunkler. Die Insel war immer schwerer auszumachen. Der Mond war nirgends zu sehen und das schwache Licht der Sterne würde nicht ausreichen, das Schwarz des Meeres, das Schwarz des Landes und das Schwarz des Himmels voneinander zu trennen. Er musste warten und hoffen.
Nach einer halben Stunde war es so finster, dass Peter fast verzweifelte. Doch inzwischen hörte er deutlich, wie in der Ferne die Wellen auf die Felsen schlugen. Noch lag sein Schiff auf Kurs.
Dann endlich ging der Mond auf. Bereits nach wenigen Minuten reichte die Kraft des Lichtes aus, so dass Peter die Umrisse der Insel erkennen konnte. Er war bereits ganz nah. Doch es wurde knapper, als er dachte. Offenbar drückte sich das Meer in einer kräftigen Strömung an der Insel vorbei. Peter beschloss, zur Not ins dunkle Wasser zu springen und zu schwimmen. Er musste nur den richtigen Zeitpunkt abwarten. Das Lärmen der anschlagenden Wellen wurden lauter. Das Boot steuerte auf einen felsigen Hang zu. Wenn er sich für das Schwimmen entschied, war die Gefahr groß, dass die Wellen, die tief aus dem Pazifik anrollten und die auf dem Meer so weich wirkten, aber an den Felsen ihre ganze Kraft entfalteten, ihn
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