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Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition)

Titel: Auf Treu und Glauben: Commissario Brunettis neunzehnter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Leon
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plötzlich fing sie an zu schreien, und dann schmiss sie etwas hin. Und dann hat sie alles von ihrem Tisch runtergefegt: Reagenzgläser und Chemikalien und Blutproben. Überall flogen Scherben herum.« Er starrte seine Füße an, zog Brunetti am Arm und sagte: » Oddio. Sehen Sie, was sie getan hat.«
    Brunetti folgte seinem Zeigefinger und entdeckte einen roten Fleck auf dem grünen Plastikschuh des Laboranten.
    »Sie ist verrückt geworden«, sagte Comei und wurde prompt bestätigt, als ein gellender Schrei bis zu ihnen durchdrang.
    »Wer ist das?«, fragte Brunetti.
    »Elvira, die Laborantin.«
    »Montini?«, fragte Brunetti.
    Comei nickte zerstreut, als spiele der Name keine Rolle, und bückte sich. Vorsichtig fasste er sich ans Knie und zog den Hosenaufschlag hoch, bis er den Knöchel und den nackten Fuß freigelegt hatte. Über das Fußgewölbe liefen vier Streifen Blut.
    Comei lehnte sich schwer an Brunetti. »Oddio, oddio«, flüsterte er. Dann trat er von Brunetti weg, starrte weiter das Blut an und rührte sich nicht.
    Brunetti wollte gerade etwas sagen, als Comei sich abwandte und hastig ins Innere des Krankenhauses verschwand.
    Das Geräusch von etwas Schwerem, das zu Boden fiel, drang auf den Korridor hinaus.
    Eine Frau in einem weißen Kittel kam auf Brunetti zu. »Sie sind von der Polizei?«, fragte sie.
    Brunetti nickte. »Können Sie uns sagen, was passiert ist?«
    Sie war groß und schlank und machte einen kompetenten Eindruck. »Ich bin Dottoressa Zeno«, sagte sie, ohne ihnen die Hand zu geben. »Ich leite das Labor.«
    Wieder nickte Brunetti.
    »Ungefähr vor einer halben Stunde habe ich Signorina Montini wegen einer Blutprobe befragt, die sie vorige Woche untersucht hat. Ihre Ergebnisse stimmten nicht mit denen einer Untersuchung derselben Probe überein, die vor drei Tagen in Mestre vorgenommen wurde, und der Arzt des Patienten wollte jetzt wissen, ob der erste Test korrekt durchgeführt wurde, weil er sich diesen Unterschied nicht erklären konnte.«
    Sie musste erst einmal Luft holen.
    »Aus unserer Liste war ersichtlich, dass der ursprüngliche Test von Signorina Montini durchgeführt wurde.« Ihr Blick wanderte von Brunetti zu Vianello. »Es war nicht das erste Mal, dass so etwas passiert und ich sie deswegen zur Rede stellen musste.«
    Brunetti versuchte möglichst verständnisvoll dreinzublicken.
    »Also bin ich zu ihr, aber kaum hatte ich angefangen…« Ihre Stimme war kurz davor, sich zu überschlagen. »Plötzlich zerrt sie mir die Liste mit den neuen Ergebnissen aus der Hand und reißt sie in Stücke, dann fegt sie mehrere Reagenzgläser und ein Mikroskop von ihrem Tisch. Comei arbeitet neben ihr.«
    Brunetti fragte: »Und dann, Dottoressa?«
    »Hat sie mich weggestoßen und zu schreien angefangen.« Aus irgendeinem Grund glaubte sie, sich korrigieren zu müssen: »Nicht richtig gestoßen, mich nur an den Armen angefasst und von sich weggeschoben. Sie hat mir nicht weh getan.«
    »Und dann, Signora?«
    »Hat sie eins von den Schneidemessern genommen, die wir zum Öffnen der Kartons brauchen, und damit herumgefuchtelt. Wir sollen alle verschwinden, schreit sie. Alle. Ich wollte mit ihr reden, aber da hat sie das Messer hochgehalten.«
    »Hat sie Sie bedroht, Dottoressa?«
    »Nein, nein«, sagte sie, und ihre Stimme nahm einen schmerzlichen Ton an. »Sie hat es sich ans Handgelenk gehalten und gesagt, sie würde sich die Pulsadern aufschneiden, wenn wir nicht alle gehen.«
    Sie holte Luft, dann noch einmal. »Wir sind dann alle auf den Flur gegangen. Ich habe das Wachpersonal alarmiert, und jemand hat unten dem portiere Bescheid gesagt. Dann kam die Nachricht, dass Sie auf dem Weg sind, und da haben wir hier auf Sie gewartet.« Er dachte schon, sie sei fertig, aber es kam noch etwas. »Ich habe Dottor Rizzardi zu Hause angerufen. Mit ihm hat sie immer sehr gut zusammengearbeitet.«
    »Kommt er?«
    »Ja.«
    Brunetti tauschte einen Blick mit Vianello, sagte den fünf Leuten, sie sollten sich nicht von der Stelle rühren, und drückte die Tür auf. Sie fiel leise hinter ihnen zu und schloss sie in die klebrige Hitze der Schleuse ein. Aus dem Labor drang ein gedämpftes Geräusch, wie ein fernes Rauschen oder das Summen einer Maschine.
    »Warten wir auf Rizzardi?«, flüsterte Vianello.
    Brunetti zeigte auf die Labortür, in deren weißer Fläche sich ein rundes Glasfenster befand. »Vorher will ich einen Blick hineinwerfen und sehen, was sie da macht.«
    Sie schlichen sich möglichst

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