Auf verlorenem Posten
die ein Schiff mit sich führen konnte, war begrenzt. Staustrahlfelder funktionierten unter den Extrembedingungen des Hyperraums nicht. Im Endeffekt bedeutete das für die Schiffe eine Beschränkung auf die allerniedrigsten (und ›langsamsten‹) Hyperbänder, denn kein Schiff konnte genügend Reaktionsmasse mit sich führen, um nach mehreren Transitionen wieder Geschwindigkeit aufzunehmen. Darum zahlten so viele starrsinnige Erfinder den hohen Preis für den Versuch, bei höheren Geschwindigkeiten als 0,3 c zu transistieren: um auf diese Weise im Hyperraum so viel Ausgangsgeschwindigkeit wie möglich übrig zu haben. Es hatte mehr als zweihundert Jahre gedauert, bis die Geschwindigkeitsbarriere völlig akzeptiert wurde, und selbst zu Honors Zeiten suchten einige Hyperphysiker nach Wegen, sie zu umgehen.
Nachdem die Frage der sicheren Transitionsgeschwindigkeit geklärt war, blieb immer noch die Frage Navigation. Der Hyperraum war anders als der Normalraum. Die Gesetze der relativistischen Physik galten an jedem Punkt und zu jeder Zeit im Hyperraum, doch wenn ein Beobachter nach draußen sah, dann zeigten seine Instrumente eine rasch zunehmende Verzerrung. Die maximale Beobachtungsreichweite betrug kaum zwanzig Lichtminuten; jenseits davon machten das gravitationsverzerrte Chaos des Hyperraums, seine hochgeladenen Teilchen und die extreme Hintergrundstrahlung alle Instrumente außerordentlich unzuverlässig. Das hatte zur Folge, daß Kurskorrekturen unmöglich wurden und daß ein Schiff, das nicht sehen konnte, wohin es flog, nur selten wieder nach Hause kam.
Die Antwort darauf war das Hyperlog, das interstellare Äquivalent des uralten Trägheitsleitsystems, das auf Alterde lange vor der Diaspora entwickelt worden war. Die Hyperloge der ersten Generationen waren nicht sonderlich verläßlich gewesen, doch wenigstens gaben sie den Astrogatoren eine ungefähre Vorstellung davon, wo ihr Schiff sich gerade befand. Das war schon besser als alles, was es vorher gegeben hatte, doch auch mit Hyperlogen kamen so viele Schiffe nicht mehr zurück, daß nur Vermessungsschiffe den Überlichtantrieb benutzten. Vermessungscrews waren klein, phantastisch gut bezahlt und wahrscheinlich auch ein bißchen verrückt, und sie hielten den Hyperantrieb in Gebrauch, bis schließlich eine oder zwei von ihnen dem Phänomen begegneten, das schon so viele andere Sternenschiffe zerstört hatte, die Begegnung aber überlebten und davon berichten konnten.
Der Hyperraum wird am besten als komprimierte Dimension betrachtet, die auf einer Punkt-zu-Punkt-Basis mit dem Normalraum korrespondiert, diese Punkte aber in eine wesentlich engere Kongruenz setzt und damit die Abstände zwischen ihnen ›verringert‹.
Tatsächlich gibt es mehrere ›Bänder‹ oder, anders ausgedrückt, assoziierte, aber diskrete Dimensionen des Hyperraums. je ›höher‹ das Band, desto geringer darin die Abstände zwischen Punkten des Normalraums, und desto größer auch die scheinbare Geschwindigkeit, mit der Schiffe darin reisen – und desto höher auch der kumulative Energiebedarf, um sie zu erreichen.
Das alles wußten schon die ersten Theoretiker. Was sie jedoch nicht erfaßt hatten, war die Tatsache, daß den Hyperraum, der von der kombinierten Gravitionsverzerrung durch die Masse des gesamten Universums gebildet wird, kreuz und quer permanente Wellen oder Strömungen fokussierter Schwerkraft durchziehen. Sie liegen – natürlich – weit auseinander, aber sie können Dutzende von Lichtjahren durchmessen und waren absolut tödlich für jedes Schiff, das mit einer von ihnen kollidierte. Die Gravitationskräfte, die sie auf den Rumpf eines Schiffes ausüben, reißen das unglückselige Gefährt in Stücke, bevor seine Besatzung über ein Ausweichmanöver auch nur nachdenken kann – es sei denn, das Schiff tritt im rechten Winkel zur Welle auf genau dem richtigen Vektor ein, und die Brückenbesatzung hat sowohl die nötigen Reflexe als auch die erforderliche Reaktionsmasse zu Verfügung, um sich rechtzeitig wieder aus der Welle loszueisen.
Mit der Zeit kartographierten die überlebenden Vermessungsschiffe verhältnismäßig sichere Routen für die häufiger befahrenen Gebiete des Hyperraums. Auf die Karten war nicht hundertprozentig Verlaß, denn die Gravwellen ändern von Zeit zu Zeit ihre Positionen, und sich an die sicheren Routen zwischen den Wellen zu halten erforderte oft Vektoränderungen, zu denen reaktionsgetriebene Schiffe einfach nicht in der Lage
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