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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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weitergeben. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben – ich mag über die Auswirkungen auf die Medusianer besorgt sein, doch als Repräsentantin der Krone wälze ich viel mehr Gedanken darüber, was unterhalb der Oberfläche vor sich gehen mag.«
    »Aha?« Honor setzte sich auf, und Nimitz hob den Kopf, als sie das Kraulen seiner Ohren einstellte.
    »Ich habe Gräfin Marisa meinen Verdacht – na ja, ›Gefühl‹ wäre vielleicht ein angemesseneres Wort – mitgeteilt, daß hier mehr vor sich geht als Handel mit den Eingeborenen oder sogar Schmuggel, doch zu Hause scheint sich darüber niemand ernstliche Sorgen zu machen.« Matsuko sah Honor scharf an, doch diese gestattete ihrer Miene keine Regung. Gräfin Marisa von New Kiev war die Ministerin für Medusianische Angelegenheiten; sie war gleichzeitig Vorsitzende der Freiheitspartei.
    Dame Estelle schnaubte leise, als bestätigte Honors Ausdruckslosigkeit ihre eigene Meinung über ihre Vorgesetzte, dann seufzte sie.
    »Ich nehme an, ich bin ein wenig paranoid, Commander, aber mir drängt sich der Schluß auf, daß gewisse Parteien mehr um ihre Handelsrechte besorgt sind, als der Geldwert des Handelsumsatzes – ob legal oder illegal – rechtfertigen kann.«
    »Würden diese ›gewissen Parteien‹ vielleicht die Volksrepublik Haven mit einschließen?« fragte Honor ruhig, und die Komrnissarin nickte.
    »Ganz genau. Havens Konsulat hat einen für meine Begriffe unglaublich hohen Personalbestand. Ich glaube einfach nicht, daß sie derart viele ›Handelsattaches‹ brauchen. Sicher, viele havenitische Schiffe durchqueren den Terminus – das westliche Drittel der Republik ist näher an Basilisk als an Trevors Stern –, doch auch sie drängen nach mehr Freiheiten im Handel mit den Medusianern. Tatsächlich ist ihr Konsulat bei einem der örtlichen medusianischen Stadtstaaten akkreditiert und nicht bei Ihrer Majestät Regierung. Sowohl die Regierung als auch Haven wissen, daß dies unter den gegebenen Umständen eine legale Fiktion darstellt. Bislang ist es mir immer wieder gelungen, ihnen Zügel anzulegen, aber es kommt mir so vor, als wollten sie wirklich mehr Kontakt mit den Eingeborenen und eine aktivere Rolle beim Gestalten der Beziehungen zwischen Medusianern und Fremdweltlern.«
    »Eine Art Gegengewicht zu unserer Präsenz?«
    »Ganz genau!« wiederholte Matsuko noch leidenschaftlicher. Sie setzte das erste echte Lächeln während der Besprechung auf und nickte bestimmt. »Ich glaube, Haven hofft, daß bei uns zu Hause die Anti-Annexionisten am Ende doch noch durchkommen. Wenn das passiert, wären die Haveniten in der idealen Position, einzumarschieren und Souveränitätsrechte geltend zu machen. Ganz besonders, wenn sie bereits Beziehungen mit den Eingeborenen geknüpft hätten. Gott weiß, sie brauchen kein weiteres Motiv, als den Terminus zu kontrollieren, doch sie ziehen es vor, ›moralische Rechtfertigungen‹ zu besitzen, die ihre Propagandamaschine benutzen kann, um sie vor der eigenen Bevölkerung und der Solaren Liga gut aussehen zu lassen. Deswegen beharren sie so starrsinnig auf der offiziellen Position, daß die Bedingungen des Annexionsgesetzes unsererseits auf einseitigen Verzicht jedes legalen Anspruches auf den Planeten hinauslaufen. Sie wollenm daß ihnen die Welt in den Schoß fällt wie eine reife Pflaume, sobald wir uns zurückziehen.«
    »Und Sie glauben, das ist alles?« wollte Honor wissen.
    »Das … weiß ich nicht«, antwortete die Kommissarin langsam. »Ich kann keinen weiteren Vorteil für sie sehen, aber ich werde den Eindruck nicht los, daß da noch mehr im Busch ist. Meine Leute und ich behalten das Konsulat und die Handelsvertreter so eng im Auge, wie es nur geht, und ich habe mit Sicherheit nichts, was ich Gräfin Marisa berichten könnte, aber da ist – nennen Sie es eine Haltung auf ihrer Seite, die ich nicht mag.« Sie schüttelte sich und setzte ein schiefes Lächeln auf. »Natürlich mag ich Haven nicht und das könnte meine Beobachtungen verzerren.«
    Honor nickte langsam, lehnte sich zurück und schürzte die Lippen, während sie nachdachte. Dame Estelle machte nicht den Eindruck einer Frau, die voreilige Schlüsse zog, ganz egal, welche Vorurteile sie hegte.
    »Auf jeden Fall«, sagte Matsuko flotter, »ist das im großen und ganzen der Stand der Dinge in der Fremdweltlerfrage hier auf Medusa. Was die Eingeborenen selbst betrifft, so sind meine NPA-Leute zu dünn gestreut und zu überlastet, um den Grad an Abdeckung zu

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