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Auf verlorenem Posten

Auf verlorenem Posten

Titel: Auf verlorenem Posten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Weber
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Tremaines Hand drückte den Abzug, und ein Zwo-Zentimeter-Lasergeschütz feuerte. Der Strahl riß den Flugwagen in tausend kleine Stücke und verstreute sie über das endlose Moos wie Tränen aus Feuer.
     
    Dame Estelles Gesicht auf dem Comschirm des Besprechungsraumes war totenbleich. Honor wußte, daß ihr eigenes Gesicht ebenso schockiert aussah. Der Triumph, das Labor gefunden zu haben, schmeckte nur noch nach Staub und Asche, als die Kommissarin die Verlustzahlen durchgab. Elendig dachte Honor, sie hätte auf der Teilnahme von Papadapolous’ Marines bestehen sollen. Zumindest hätten die Leute Panzeranzüge getragen und nicht nur schußsichere Westen.
    Aber sie hatte es nicht getan. Fünfundfünfzig Tote und sechs Verwundete. Über neunzig Prozent des Sturmkommandos waren getötet worden, alle Überlebenden schwer verwundet, zwei davon lagen auf der Intensivstation. Ein Mann aus dem Einkreisungskommando war ebenfalls getötet worden. Einundsechzig Männer und Frauen, die innerhalb von zwei Minuten ausgelöscht oder krankenhausreif verwundet worden waren. Es war ein furchtbarer Schlag gegen die kleine, unterbesetzte Eingeborenenschutztruppe. Honor verspürte körperliche Übelkeit wegen der Rolle, die sie nichtsahnend beim Ermöglichen dieses Massakers gespielt hatte.
    »Dame Estelle«, sagte sie schließlich. »Es tut mir leid. Mir wäre nie in den Sinn gekommen …«
    »Es ist nicht Ihre Schuld, Honor«, antwortete Matsuko müde. »Oder die Barney Isvarians, obwohl es wahrscheinlich noch sehr lange dauern wird, bevor er das einsieht. Es muß auf unserer Seite eine undichte Stelle gegeben haben. Sie müssen gewußt haben, daß wir kommen.« Honor nickte still. Die Falle, in die Isvarians Sturmkommando hineingetappt war, war bewußt so angelegt gewesen, daß so viele Leute wie möglich getötet wurden. Die Drogenhändler hatten die Anlage lange vor der Ankunft der Polizisten evakuiert. Sie hätten ihre Basis sprengen können, wann immer sie wollten, doch sie hatten gewartet, bis das Bodenteam dicht herangekommen war, und das machte das Ganze zu kaltblütigem, vorsätzlichem Mord.
    »Wenigstens hat Ensign Tremaine die Schuldigen erwischt«, fuhr Dame Estelle fort. »Das ist immerhin etwas. Ich hätte zwar Gefangene bevorzugt, aber sagen Sie ihm das bloß nicht. Er hat genau das getan, was ich an seiner Stelle auch getan hätte.«
    »Jawohl, Ma’am.« Honor rang sich ein mattes Lächeln ab. »Ich werde ihm mitteilen, was Sie gesagt haben, und ihn nicht für eine Reaktion zur Rechenschaft ziehen wollen, die in einer Gefechtssituation vollkommen normal ist.«
    »Gut.« Dame Estelle wischte sich mit dem Handrücken über die Wange und straffte mit sichtlicher Anstrengung die Schultern. »Tatsächlich bereitet mir der Tod von Matt Howard mehr Kopfschmerzen als das Schicksal des Sturmkommandos«, sagte sie, und Honor stutzte erstaunt.
    Die Kommissarin verzog den Mund, als sie Honors Gesichtsausdruck bemerkte, erhob sich hinter ihrem Schreibtisch und drehte das Comterminal, so daß der Aufzeichner auf ihr Kaffeetischchen gerichtet war. Eine fremdartige Waffe lag darauf. Sie sah aus wie eine grobe Kopie eines Pulsergewehrs, doch sie besaß weder ein Magazin noch einen richtigen Kolben. Statt in einer Schulterstütze endete die Waffe in einer gebogenen Metallplatte, die senkrecht zum Lauf angeordnet war.
    »Sehen Sie das?« fragte Dame Estelles Stimme. Die Kommissarin stand nicht mehr im Erfassungsbereich des Aufzeichners.
    »Jawohl, Ma’am. Was ist das?«
    »Das, was Matt getötet hat, Honor. Meine Leute sagen, es sei ein einschüssiges Steinschloßgewehr, und zwar ein Hinterlader. Ein Gewehr, das für Medusianer entworfen wurde.«
    »Wie bitte?« Die Überraschung entlockte Honor diese Antwort, bevor sie sie zurückhalten konnte. Dame Estelles Hände waren auf dem Comschirm zu sehen. Die Kommissarin hob die primitive Waffe auf.
    »Das habe ich auch geantwortet«, erwiderte sie grimmig. »Das hier …« – sie berührte die gebogene Metallplatte – »ist die Kolbenplatte. Sie besteht aus Metall, weil es auf diesem Planeten kein anständiges Holz gibt und sie besitzt diese Form, weil Medusianer keine echten Schultern haben. Sie wird gegen die Brust des Schützen gepreßt und fängt den Rückstoß auf. Aber das ist noch nicht das Interessante daran. Schauen Sie.«
    Dame Estelle drehte die Waffe auf die Seite und faßte einen kleinen Knauf auf dem Abzugbügel, dann kippte sie den kompletten Bügel um eine

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