Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen
vielleicht findet sich ja hier etwas“, sie deutete auf das Journal. „Jemand, der anders ist, besser. Die rühmliche Ausnahme.“
„Das wage ich zu bezweifeln. Und seien wir doch mal ehrlich: Ich gehöre nicht unbedingt zu der Sorte Frau, die bei einem Lord Chancen hätte – schon gar nicht bei einem, dessen außergewöhnliche Qualitäten in diesem Magazin derart angepriesen werden.“
„Ach was, du bist hübsch und intelligent, tatkräftig und zupackend. Und du bist die Tochter eines Earls. Besser noch: Du bist jetzt die Schwester eines Earls, der noch keine Gelegenheit hatte, seinen Ruf zu ruinieren“, zählte Lara begeistert auf. „Ich könnte mir vorstellen, dass Londons lukrative Lords ganz hingerissen von dir wären.“
„Dann umso mehr Pech, dass ich hier in Yorkshire sitze, zweihundert Meilen vom Ort des Geschehens entfernt. Wahrscheinlich sind diese fabelhaften Lords längst vergeben – an Damen, die noch viel reizender sind als ich und dieses Journal schon vor zwei Wochen auf dem Tisch liegen hatten.“
Lara seufzte. „Na schön, diese Lords sind vielleicht schon vergeben, aber vielleicht war das Journal ja nur ein Zeichen.“
„Ein Zeichen.“
Lara nickte eifrig.
„Du meinst …“ Isabel reckte den Hals, um den Titel zu lesen. „Du meinst, dass Perlen und Pelissen ein Zeichen sei. Weshalb haben wir diesen Schund überhaupt abonniert?“
Lara winkte ab. „Den Mädchen gefällt es. Und ja, ich glaube, es ist ein Zeichen, dass du dir Gedanken übers Heiraten machen solltest. Natürlich nur einen guten Mann. Einen mit Vermögen.“
Isabel mühte sich um Nachsicht. „Lara, das ist ja gut gemeint, aber würde ich heiraten, kämen nur neue Probleme auf uns zu. Und mal angenommen, es gäbe keine Probleme – was glaubst du wohl, wie viele gute, vermögende Männer in Dunscroft darauf lauern, mir zufällig über den Weg zu laufen?“
Sie schlug das Heft auf und überflog den Artikel über Nicholas St. John, den ersten der gepriesenen Lords. „Hier, hör dir das an: Der Mann ist der Zwillingsbruder eines der reichsten Männer Englands, verfügt selbst über ein beträchtliches Vermögen, ist ausgezeichnet zu Pferde, unschlagbar mit dem Degen und sieht allem Anschein nach gut genug aus, dass die Damen des ton in seiner Nähe laut nach dem Riechsalz rufen .“ Sie legte eine wirkungsvolle Pause ein und warf Lara einen vielsagenden Blick zu. „ Es grenzt an ein Wunder, dass den Londoner Damen nicht scharenweise die Sinne schwinden, wenn er und sein Bruder sich gemeinsam in der Öffentlichkeit zeigen .“
Lara kicherte. „Vielleicht sehen sie ja mit Rücksicht auf die Moral und das allgemeine Wohlergehen davon ab, sich gemeinsam zu zeigen.“
„Das bleibt zu hoffen und wäre von einem solchen ‚Prachtexemplar feiner Lebensart‘ wahrlich nicht zu viel verlangt. Warte, es kommt noch besser.“ Isabel las laut vor. „ Lord Nicholas ist ein wahres Prachtexemplar der männlichen Spezies – umwerfend charmant und attraktiv, umgibt ihn eine geheimnisvolle Aura, die seine Verehrerinnen verzückt mit den Lidern flattern lässt. Und seine Augen, liebe Leserin, seine unglaublich blauen Augen !“ Isabel seufzte vernehmlich . „Ich fasse es nicht. Würdest du mir bitte verraten, was die Mädchen an diesem Schund erbaulich finden?“
„Nun ja, dieser Artikel ist vielleicht etwas blumig. Was schreiben sie denn noch?“ Lara verrenkte sich den Hals, um mitlesen zu können.
„ Aber das ist längst nicht alles, liebe Leserin, denn Lord Nicholas ist ein ganz besonderer Fang. Auf seinen legendären Reisen, die ihn über den Kontinent bis tief in den Orient geführt haben, hat seine Haut sich gebräunt und sein Horizont sich erweitert. Alberne junge Damen sind nicht nach Lord Nicholas’ Geschmack – ihn verlangt es nach einer Gefährtin, mit der er sich auch unterhalten kann! Ta-daa! “
„Nein, da steht doch jetzt nicht allen Ernstes ta-daa !“ Ungläubig streckte Lara die Hand nach dem Heft aus.
„Doch, steht da!“, rief Isabel und zog es ihr weg. „ Ta-daa! Haben wir etwa zu viel versprochen, liebe Leserin, als wir ankündigten, Ihnen die besten Lords zu präsentieren, die London zu bieten hat? “
„Wenn er wirklich so ein Prachtexemplar ist, dürfte er sich einen kleinen Tusch verdient haben.“
„Mmmm“, machte Isabel und las still weiter.
„Isabel?“ Laura beugte sich vor, um zu sehen, was das Interesse ihrer Cousine nun geweckt hatte. „Was steht denn da?“
Jäh sah
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