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Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen

Titel: Auf zehn verschlungenen Wegen einen Lord erlegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Maclean
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Hände an die Brust und stieß ihn mit all ihrer Kraft von sich – die beachtlich war, wenn man bedachte, dass sie eben nur knapp dem Tode entronnen war.
    Er sparte sich eine Erwiderung, hob nur eine Braue und stand auf. Angelegentlich rückte er seinen Rock zurecht, besah sich den ruinierten, bis zum Ellenbogen eingerissenen Ärmel, packte ihn bei der Manschette und riss die untere Hälfte kurzerhand ab.
    Dann wandte er sich wieder der jungen Frau zu. Sie hatte sich mittlerweile aufgesetzt, saß kerzengerade im Gras und schaute unter einem zerzausten Schopf kastanienbrauner Locken zu ihm hoch. Sein weißer Hemdsärmel, der aus dem lädierten Rock hervorsah und leicht im Wind flatterte, schien sie zu faszinieren. Ja, sie konnte kaum den Blick davon nehmen.
    „Was hätte ich tun sollen? Da war nichts mehr zu retten“, meinte er und streckte die Hand nach ihr aus.
    Sie schien seine Geste falsch zu verstehen und wich zurück.
    „Wissen Sie, manch einer wäre jetzt wohl brüskiert“, sagte er. „Dass ich Ihr Leben gerettet habe, sollte Beweis genug sein, dass ich in guter Absicht handelte.“
    Sie blinzelte, und einen flüchtigen Moment lang meinte er in ihren Augen etwas aufblitzen zu sehen – einen Funken der Belustigung vielleicht? Zumindest ließ sie sich nun von ihm aufhelfen. „Sie haben mir keineswegs das Leben gerettet. Es ging mir fabelhaft, bis Sie …“ Unmerklich zuckte sie zusammen, als sie vorsichtig einen Fuß aufsetzte – und er hätte es kaum bemerkt, wäre er nicht so fasziniert von ihr gewesen.
    „Ganz vorsichtig“, sagte er und legte den Arm um sie. „Sie haben gerade einen ganz schönen Sturz hingelegt.“ Als er sie so stützte, kamen ihrer beider Gesichter einander ganz nah. Er senkte seine Stimme zu einem Flüstern, von dem er wusste, dass es Frauen betörte. „Geht es? Soll ich Sie nach Hause bringen?“
    Sie schaute ihm in die Augen, und kurz sah er die erhoffte Regung aufscheinen. Sie fand Gefallen an ihm. Doch ehe er weiter darüber nachdenken konnte, war es damit schon wieder vorbei und ihr Blick verschloss sich. Sie wich seiner Berührung aus, entzog ihm ihre Hand und errötete anmutig, was nicht so recht zu dem Schmutzstreifen passen wollte, der einen ihrer hohen Wangenknochen verunzierte. „Nein, danke, Mylord. Mir geht es gut und ich bedarf Ihrer Hilfe nicht. Sie brauchen sich meinetwegen keine weiteren Umstände zu machen.“
    Nun war er wirklich brüskiert. „Es bereitet mir keine Umstände, Miss. Es war mir ein Vergnügen, Sie vor drohendem Unheil zu bewahren.“
    Ihr Ton wurde abweisend. „Ich weiß Ihre Sorge zu schätzen, Mylord, doch seien Sie versichert, dass ich Unheil sehr wohl selbst zu erkennen weiß.“
    „So, so, was Sie nicht sagen“, meinte er und hob zweifelnd eine Braue.
    Sie nickte. „Aber natürlich.“
    „Und wann genau gedachten Sie den beiden Pferden auszuweichen, die in rasendem Galopp auf Sie zugeprescht kamen?“
    Sie öffnete den Mund, schloss ihn wieder, wich einen Schritt zurück und begann dann die Papiere einzusammeln, die sie beim Sturz verloren hatte. Er hatte sie in Verlegenheit gebracht und bedauerte es sogleich. Einen Moment sah er ihr schweigend zu, ehe er ihr half und jene Bögen auflas, die besonders weit fortgeweht waren. Verstohlen warf er einen Blick auf die Unterlagen, die sie so sehr gefesselt hatten, und stellte fest, dass es sich um … Rechnungen handelte. Das überraschte ihn. Weshalb sollte eine attraktive junge Frau sich um finanzielle Belange kümmern?
    Er kehrte zu ihr zurück, verneigte sich tief und reichte ihr die Papiere. Als sie danach griff, nahm er abermals ihre Hand, strich mit dem Daumen über ihre grasfleckigen Knöchel und richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „Bitte entschuldigen Sie, Mylady. Dürfte ich mich vorstellen? Ich bin Lord Nicholas St. John.“
    Bei seinen Worten erstarrte sie und musterte ihn dann so eingehend, dass er dem Impuls widerstehen musste, seine Krawatte zu richten. „ St. John , sagten Sie?“, wiederholte sie und zog ihre Hand zurück.
    Etwas in ihrem Ton ließ Nick aufhorchen, und er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte. „Ja …“
    „Lord Nicholas St. John?“
    Dieses verdammte Damenjournal.
    Nun war sein Ton entschiedener, doch von Argwohn erfüllt. „Ja.“
    Sie war hinter ihm her. Genau wie alle anderen.
    Nur dass die anderen nicht eine solche Gefahr für Leib und Leben gewesen waren.
    Oder so schön.
    Er schüttelte den Kopf, um den Gedanken

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