Auferstanden: Thriller (German Edition)
Kassette gehörten. Er wollte sie um jeden Preis in seinen Besitz bringen, und um dieses Ziel zu erreichen, war er nicht einmal davor zurückgeschreckt, seinen Vater zu ermorden. Allmählich fügten sich alle Puzzleteile zusammen.
Während Jack noch immer darüber nachsann, welche Konsequenzen sich aus der Identität des Priesters der Cotis ergaben, wandte er seine Aufmerksamkeit den anderen Dingen zu. Er legte die Gebetskette zur Seite und nahm den verzierten, tödlichen Dolch in die Hand, dessen Griff mit Rubinen und Saphiren besetzt war, die im Licht des Highways glitzerten. Zu den Besitztümern gehörten die beiden roten Gebetbücher, die nach Griffins Worten Geheimnisse enthielten und Lösungen einiger Rätsel, die viele erfahren wollten. Doch Jacks Blick wurde auf etwas anderes gelenkt, auf zwei Zeichnungen, die unglaublich lebensecht wirkten.
Als Jack die erste in die Hand nahm, begann sich alles vor seinen Augen zu drehen.
»Jack, ich will dir jetzt nicht auf die Nerven gehen, aber wenn wir dir helfen sollen, Mia zu finden, müssen wir wissen, was wir nicht wissen. Was verschweigst du uns? Was sind das für Sachen?« Frank zeigte auf die Gegenstände auf Jacks Schoß. »Du rennst mit diesem Cristos in die Asservatenkammer, und ich kann zusehen, wie ich dich finde und wie ich dir den Arsch rette. Und zwar zwei Mal, wie ich betonen möchte. Dann erfahren wir wie aus heiterem Himmel, dass du Krebs hast – von deinem Aufenthalt in dieser Gummizelle ganz zu schweigen …«
»Halten Sie an«, sagte Jack ruhig.
»Was?«, fragte Joy. »Nein, wir haben keine Zeit …«
»Halten Sie an!«
Joy riss das Lenkrad nach rechts herum, fuhr auf den Seitenstreifen und trat auf die Bremse.
Jack sprang aus dem Wagen.
Frank stieß wütend die Tür auf. »Was zum Teufel ist denn jetzt schon wieder los?«
»Meinst du, ich wüsste, was das alles zu bedeuten hat?«, schrie Jack.
»Du weißt jedenfalls mehr als ich!«, brüllte Frank zurück.
Jack rollte den Ärmel hoch und zeigte auf das Tattoo. »Ich glaube, wir haben alles falsch verstanden. Ich glaube, wir wurden hereingelegt. Wie, das weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, wer die Fäden zieht, aber die ganze Sache muss in einem größeren Zusammenhang stehen, den wir nicht erkennen.«
»Was redest du da?«
»Diese Sachen, die Mia unbedingt verstecken wollte … der Mord, in dem sie ermittelt hat … der Mann war Cristos’ Vater.«
»Bist du sicher?«
»Die Halskette, die Joy erwähnt hat und die ich Mia geschenkt habe, hat mir genau dieser Mann geschickt, Marijha Toulouse. Zu dem Zeitpunkt kannte ich seine Identität aber noch nicht.«
»Okay, auch wenn dich das wahnsinnig macht, haben wir jetzt wenigstens etwas, worauf wir uns konzentrieren können.«
»Ich glaube, wir haben nur die Informationen, die uns gewisse Leute zugestehen. Wie schon gesagt, wurden wir hereingelegt.« Jack griff in den Wagen und nahm die beiden Zeichnungen heraus.
»Von wem hereingelegt?«
»Erkläre mir mal, wie das hier seit mindestens zwei Tagen in der Kassette liegen konnte.« Jack zeigte Frank die erste Zeichnung.
»Das gibt es nicht!«, sagte Frank und wich zurück. Die realistische, detailgetreue Darstellung erschütterte ihn. Er warf Jack einen Blick zu und schaute wieder auf das Bild. Die Zeichnung war mit Tinte und einem Bleistift von einem Künstler angefertigt worden. Die Details waren so akkurat und sorgfältig gezeichnet, als hätte ihr Schöpfer ein Foto abgemalt. Den Hintergrund bildete ein reißender Fluss zu nächtlicher Stunde unter einem dunklen, bewölkten Himmel. Und dann sah Frank die Leiche mit dem blassen Gesicht, der reglosen Miene und den geöffneten, leblosen Augen. Oben in der linken Brust war eine Schusswunde. Das Gesicht wies zahlreiche kleinere Wunden auf, das Haar und die Kleidung waren vollkommen durchnässt.
Es war eine Zeichnung, die es normalerweise gar nicht hätte geben können, da sie dem dargestellten Ereignis vorausging.
Als Jacks Blick zum ersten Mal auf das Bild gefallen war, hatte er nicht weiter darüber nachgedacht. Als Bezirksstaatsanwalt bekam er unzählige Drohungen, und das fast wöchentlich – entweder per Telefon, per Brief oder persönlich. Sie wurden immer an die Polizei übergeben, und es stellte sich fast immer heraus, dass es nichts weiter als Einschüchterungsversuche waren. Obwohl ihn die Details und der beinahe fotografische Realismus der Zeichnung schockierten, reagierte er daher relativ gelassen, als er sie
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