Auferstanden: Thriller (German Edition)
erblickte. Jack begriff jedoch, wie sehr es Mia verwirrt und erschreckt haben musste, ihn als Toten dargestellt zu sehen. Von den unzähligen Drohungen, die er ständig erhielt, erzählte er ihr nie etwas. Er wollte sie nicht beunruhigen, ebenso wie sie ihm gegenüber die Gefahren ihres eigenen Jobs herunterspielte.
Als Jack sich das Bild nun genauer ansah, geriet er in Aufregung. Dieses Bild, das ein Künstler vor Tagen gezeichnet hatte und das in Mias Beweismittel-Kassette lag, zeigte ihn in derselben Verfassung, in der er gestern Morgen gewesen war: Er lag mit einer Schusswunde in der Brust und Schnitten im Gesicht am Ufer des Flusses. Bis aufs kleinste Detail stimmte alles haargenau überein. Es war so, als hätte die Hand des Schicksals ihn auf diesem Bild dargestellt und als wäre alles, was sich in der vergangenen Nacht ereignet hatte, nichts als sein Fatum gewesen.
Er war nur eine Schachfigur oder eine Marionette, die andere benutzten, um mit ihrer Hilfe die eigenen Ziele zu erreichen.
Jack betrachtete das Bild mit den exakten Details noch einmal, auf dem alles mit der Realität übereinstimmte, auch die Kleidung, die er trug, und das tosende Wasser des Flusses, das über die Ufer trat. Und in diesem Augenblick bemerkte er den Schatten genau neben ihm – schwach, aber dennoch deutlich erkennbar. Derjenige, der das Bild mit Blick in die Zukunft detailgetreu gemalt hatte, hatte auch darauf geachtet, den sonderbaren Schatten nicht zu vergessen … Es war noch jemand dort gewesen.
Jack glaubte nicht an das Schicksal. Er glaubte nicht an Gott oder ein Leben nach dem Tod. Er glaubte nicht an Magie, an Geister, an erhörte Gebete oder abergläubischen Hokuspokus. Doch die Ereignisse dieses Tages stellten all das in Frage. Er weigerte sich, es zu glauben, daher ignorierte er die Fakten und konzentrierte sich auf Mia.
»Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte Frank. »Das ist ein Trick. Cristos muss das Bild in die Kassette gesteckt haben, damit du an deinem Verstand zweifelst.«
»Die Kassette war nie in seinem Besitz. Niemand hat die Kassette angerührt, seitdem ich sie vor zwei Tagen in die Asservatenkammer gestellt habe. Das war, bevor auf mich geschossen wurde und bevor ich in meinem Wagen durch das Brückengeländer in den Fluss gestürzt und am Flussufer aufgewacht bin.«
Frank starrte Jack sprachlos an. »Du hast garantiert nicht darauf bestanden, dass wir anhalten, um uns dieses Bild zu zeigen«, sagte er schließlich. »Was zum Teufel ist los?«
Jack zeigte ihm das zweite Bild. Frank starrte auf die Zeichnung, berührte sie aber nicht, als könnte die dort dargestellte Szene sonst Wirklichkeit werden.
Viel mehr als das schicksalhafte Bild von sich selbst verwirrte Jack die zweite Zeichnung, auf der ein Strand abgebildet war. Die Sonne kroch soeben über den Horizont, und die ersten Sonnenstrahlen erhellten den frühen Morgen. Möwen schwebten in der Luft oder liefen auf der Suche nach Nahrung über den Sand. Wellen plätscherten an den Strand. Auf den Felsen lag der leblose Körper einer Frau. Jacks Herzschlag setzte aus. Dieses Bild hatte sicherlich derselbe Mann gemacht, und es stellte ebenso wie die Zeichnung, auf der Jack zu sehen war, einen Blick in die Zukunft dar. Doch dieses Bildnis ließ Zweifel daran aufkommen, ob Jacks Bemühungen Erfolg haben würden und ob es ihm jemals gelingen könnte, seine Frau zu retten. Die tote Frau auf dem Bild war Mia, und das erste Licht der Morgendämmerung fiel auf ihren leblosen Körper.
»Cristos behauptet, unser Leben sei vorherbestimmt und bestimmte Personen seines Religionskreises könnten sich an die Zukunft erinnern wie wir an die Vergangenheit.«
»Das ist doch Blödsinn«, sagte Frank, der auf dem Beifahrersitz saß. Sie saßen wieder im Wagen, und Joy fuhr Richtung Norden.
»Ich stimme dir zu«, räumte Jack ein. »Aber wie erklärst du dir dann die Zeichnung von mir?«
»Warum muss ich das erklären?«
»Wenn etwas Wahres daran ist, wird Mia morgen früh in der Morgendämmerung sterben.«
»Das glaube ich nicht. Was siehst du auf dem Bild von dir am Flussufer?«
»Ich liege tot am Flussufer.«
»Und bist du tot?«
»In der Zeitung steht es …«
»Aber du bist nicht tot, und Mia wird auch nicht sterben, wenn wir sie finden. Darauf sollten wir uns konzentrieren, anstatt uns mit diesem mysteriösen Quatsch zu beschäftigen. Cristos hat dir Blödsinn erzählt. Hör auf, über die Worte eines Psychopathen nachzudenken. Was du da erzählst,
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