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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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aufgeteilt worden, wo Dezernatsangehörige forschen und ihre besonderen Talente üben konnten. Dort genossen sie relativen Komfort und eine Atmosphäre und Umgebung, die ihrer Arbeit zuträglich war.
    Borowitz war an diesem Morgen spät aufgestanden, und deswegen hatte er den Dezernatshubschrauber gerufen, um ihn von seiner Datscha einzufliegen. Trotzdem kam er immer noch eine Stunde zu spät für seinen Termin mit Dragosani. Als er den äußeren Komplex des Schlosses durchquerte, das Hauptgebäude betrat und zwei Fluchten ausgetretener Stufen in den Turm hinaufstieg, wo sich sein Büro befand, grinste er wölfisch bei dem Gedanken, dass Dragosani auf ihn wartete. Es tat den Leuten gut, von Zeit zu Zeit vom hohen Ross geholt zu werden. Borowitz beherrschte diese Kunst meisterlich.
    Borowitz zog unterwegs Hut und Jacke aus und erreichte schließlich den Treppenabsatz des zweiten Stocks und den winzigen Vorraum, der auch als Büro für seinen Sekretär diente. Dort fand er Dragosani, der auf und ab lief und finster dreinblickte.
    Der Nekromant machte keinen Versuch, seinen Gesichtsausdruck zu verändern, als sein Chef mit einem forschen »Guten Morgen!« direkt in sein geräumigeres Büro ging. Dort knallte er rasch die Tür hinter sich zu, hängte Hut und Jacke weg und grübelte, sein Kinn kratzend, einen Moment darüber nach, wie er am besten die schlechten Neuigkeiten überbringen sollte. Es waren nämlich wirklich äußerst schlechte Nachrichten, und Borowitz’ Laune war an diesem Morgen weit übler, als es den Anschein hatte. Aber wie jeder wusste, der ihn gut kannte, war der Chef des E-Dezernats am gefährlichsten, wenn er bei guter Laune zu sein schien.
    Borowitz’ Büro war geräumig, mit großen Erkerfenstern, die aus den gewölbten Steinmassen des Turms herausragten und über eine raue Landschaft hinwegblickten, bis hin zum weit entfernten Waldrand. Die Fenster bestanden natürlich aus schusssicherem Glas.
    Borowitz setzte sich an den gewaltigen Klotz aus massiver Eiche, der seinen Schreibtisch bildete, seufzte und zündete sich eine Zigarette an, bevor er einen Knopf auf seiner Sprechanlage drückte und sagte: »Kommen Sie jetzt rein, Boris? Versuchen Sie aber bitte schön, Ihre Grimasse draußen zu lassen, guter Junge ...«
    Dragosani trat ein, schloss die Tür ein wenig energischer als nötig und bewegte sich katzengleich zu Borowitz’ Schreibtisch hinüber. Er hatte seine ›Grimasse‹ draußen gelassen und zeigte nun stattdessen einen Ausdruck kalter, kaum verhüllter Aufsässigkeit. »Also, hier bin ich.«
    »Das sehe ich, Boris«, bestätigte Borowitz, ohne zu lächeln, »und ich glaube, ich wünschte Ihnen eben einen guten Morgen.«
    »Morgen war, als ich hier ankam!«, sagte Dragosani schmallippig. »Darf ich mich setzen?«
    »Nein«, knurrte Borowitz, »dürfen Sie nicht. Und auch nicht hin und her laufen, weil mich das wahnsinnig macht. Sie dürfen einfach da stehen bleiben, wo Sie sind, und jetzt – hören – Sie – mir – zu!«
    Noch niemals in seinem Leben hatte jemand so mit Dragosani gesprochen. Es nahm ihm den Wind aus den Segeln. Er sah aus, als hätte ihm jemand eine Ohrfeige verpasst. »Gregor, ich ...«, setzte er an.
    »Was?«, donnerte Borowitz. »Was heißt hier Gregor? Es geht ums Geschäft, Agent Dragosani, das ist kein Höflichkeitsbesuch! Sparen Sie sich Ihre Vertraulichkeiten für Ihre Freunde – wenn Sie überhaupt welche haben, bei Ihrer rotzigen Art – und nicht für Ihre Vorgesetzten. Sie haben noch einen langen Weg vor sich, bevor Sie das Dezernat übernehmen können, und wenn Sie ein paar grundsätzliche Dinge in Ihrem kleinen Hitzkopf nicht in den Griff bekommen, schaffen Sie das nie!«
    Dragosani, der stets blass war, erbleichte noch weiter. »Ich ... ich weiß nicht, was in Sie gefahren ist«, stieß er hervor. »Habe ich etwas getan?«
    »Sie, etwas getan?« Nun war Borowitz an der Reihe, eine finstere Miene aufzusetzen. »Ziemlich wenig, wenn man Ihren Dienstberichten glauben darf, jedenfalls in den letzten sechs Monaten! Aber dagegen werden wir etwas unternehmen. Setzen Sie sich also doch besser hin. Ich habe eine Menge zu sagen, und es ist alles bitterernst. Holen Sie sich einen Stuhl.«
    Dragosani biss sich auf die Lippe und tat, wie ihm geheißen.
    Borowitz starrte ihn an, spielte mit einem Bleistift, und sagte schließlich: »Sieht so aus, als wären wir nicht die Einzigen.«
    Dragosani wartete, sagte nichts.
    »Natürlich wissen wir seit einiger Zeit,

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