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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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dass die Amerikaner mit der außersinnlichen Wahrnehmung als Spionagekonzept herumdilettieren. Herumdilettieren, ja; sie finden es ›nett‹. Für die Amerikaner ist alles ›nett‹. Nichts, was die unternehmen, hat irgendwie Richtung oder Zweck. Bei denen ist alles bloß Experiment und keine Anwendung. Sie nehmen es nicht ernst; sie haben keine echten Feldagenten; sie spielen damit herum wie damals mit dem Radar, bevor sie in den Zweiten Weltkrieg eintraten – und was hat es ihnen eingebracht! Kurz, sie trauen ESP noch nicht, und das gibt uns einen großen Vorsprung vor ihnen. Hah! Eine nette Abwechslung.«
    »Das ist mir nicht neu«, sagte Dragosani erstaunt. »Ich weiß, dass wir den Amerikanern voraus sind. Was noch?«
    Borowitz ignorierte ihn. »Das Gleiche gilt für die Chinesen«, sagte er. »Es gibt ein paar schlaue Köpfe drüben in Peking, aber man nutzt sie nicht richtig. Können Sie sich das vorstellen? Das Volk, das die Akupunktur erfunden hat, bezweifelt die Effizienz von ESP! Sie sind geistig genauso beschränkt wie wir vor 40 Jahren: Wenn es kein Traktor ist, kann es nicht funktionieren!«
    Dragosani schwieg weiter. Ihm war klar, dass er Borowitz in seinem eigenen Tempo zum springenden Punkt kommen lassen musste.
    »Und dann gibt es da noch die Franzosen und die Westdeutschen. Seltsamerweise schließen sie ganz gut auf. Wir haben tatsächlich ein paar ihrer ESPer hier in Moskau; sie arbeiten als Feldagenten aus den Botschaften heraus. Sie nehmen an Partys und Empfängen teil, nur um vielleicht etwas aufzuschnappen. Gelegentlich werfen wir ihnen ein paar Brocken vor, Sachen, auf die ihre Geheimdienste sowieso gekommen wären, bloß um sie bei der Stange zu halten. Aber wenn es um die wichtigen Dinge geht, füttern wir sie mit Abfall; das schadet ihrer Glaubwürdigkeit und hilft uns, unseren Vorsprung zu behalten.«
    Borowitz hatte genug mit seinem Bleistift gespielt; er legte ihn hin und blickte Dragosani direkt an. Seine Augen hatten jetzt ein kaltes Funkeln angenommen. »Natürlich haben wir einen gigantischen Vorteil. Wir haben mich: Gregor Borowitz! Das heißt, das E-Dezernat ist mir und ausschließlich mir unterstellt. Mir schauen keine Politiker über die Schulter, keine ferngesteuerten Polizisten spionieren meinen Spionen hinterher, und keine kleinkarierten Beamten überwachen mein Spesenkonto. Im Gegensatz zu den Amerikanern weiß ich, dass ESP die Zukunft der Nachrichtenbeschaffung ist. Ich weiß, dass es nicht bloß ›nett‹ ist. Und im Gegensatz zu anderen Spionagechefs habe ich unser Dezernat zu einer erstaunlich akkuraten und wahrhaft effektiven Waffe ausgebaut. Ich hatte angefangen zu glauben, dass wir – mit unseren Erfolgen in dem Bereich – den anderen so weit voraus wären, dass uns niemand einholen würde. Ich glaubte, wir wären einzigartig. Und das würden wir auch sein, Dragosani, gäbe es da nicht die Briten! Vergessen Sie die Amerikaner und Chinesen, die Deutschen und die Franzosen; bei denen steckt diese Wissenschaft noch in den Kinderschuhen, ist experimentell. Aber die Briten sind eine ganz andere Klasse ...«
    Mit Ausnahme des letzten Teils war alles, was Dragosani bis jetzt gehört hatte, ein alter Hut. Offenbar hatte Borowitz von irgendwoher beunruhigende Informationen die Briten betreffend erhalten. Da der Nekromant selten etwas von dem Rest von Borowitz’ Maschinerie mitbekam, war sein Interesse geweckt. Er beugte sich vor und fragte: »Was gibt’s bei den Briten? Warum sind Sie plötzlich so beunruhigt, Gregor? Ich dachte, die wären meilenweit hinter uns, wie der ganze Rest?«
    »Ich auch«, nickte Borowitz düster, »aber das stimmt nicht. Das heißt, ich weiß weit weniger über sie, als ich dachte. Was wiederum bedeutet, dass sie vielleicht noch weiter aufgeschlossen haben. Und wenn sie wirklich gut sind, wie viel wissen sie dann über uns? Selbst ein Bruchteil Wissen über uns würde einen Vorteil für sie bedeuten. Wenn es einen Dritten Weltkrieg gibt, Dragosani, und Sie wären ein Mitglied des britischen Geheimdienstes und wüssten über Schloss Bronnitsy Bescheid – was würden Sie Ihrer Luftwaffe raten, wo sie die ersten Bomben abwerfen soll? Wohin würden Sie die erste Rakete schießen?«
    Dragosani hielt das für zu dramatisch. Er fühlte sich genötigt zu antworten: »Sie könnten kaum so viel über uns wissen. Ich arbeite hier und ich weiß noch nicht einmal so viel! Und ich dachte immer, ich sei der nächste Leiter des Dezernats ...«
    Borowitz

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