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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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mich?«
    »Ja, aber ...«
    »Kein aber, Jack. Deine Entdeckung könnte wirklich sehr wichtig sein, und es freut mich, dass du dich bei mir gemeldet hast. Aber es darf niemand sonst erfahren. Es gibt Menschen, die es missbrauchen könnten.«
    »Dann glaubst du mir also diese schreckliche Geschichte?« Harmons Erleichterung war nur zu deutlich. »Ist das wirklich möglich?«
    »Möglich, unmöglich – je länger ich lebe, desto mehr frage ich mich, was möglich ist und was nicht! Trotzdem kann ich deine Besorgnis verstehen, und das ist auch ganz richtig so. Aber ob das eine ›schreckliche Geschichte‹ ist ... Ich fürchte, darüber muss ich mir ein Urteil vorbehalten. Wenn du wirklich recht hast, dann hat dein Harry Keogh ein unglaubliches Talent. Denk nur daran, wie er es nutzen könnte!«
    »Mir sträubt sich alles!«
    »Würdest du denn nicht gern die Gelegenheit bekommen, mit den größten Lehrern, Denkern und Wissenschaftlern aller Zeiten zu reden? Mit Einstein, Newton, Da Vinci, Aristoteles?«
    »Um Gottes willen!« Die Stimme am anderen Ende der Leitung verschluckte sich fast. »Das wäre doch ... ich meine, wortwörtlich ... absolut unmöglich!«
    »Ja, am besten glaubst du das weiterhin und vergisst unser ganzes Gespräch, okay, Jack?«
    »Aber du ...«
    » Ja, Jack?«
    »Also gut. Was wirst du ...?«
    »Jack, ich arbeite für einen sehr ausgefallenen Verein, für sehr merkwürdige Leute. Dir das zu erzählen, ist an sich schon zu viel. Trotzdem gebe ich dir mein Wort, dass ich mich um diese Sache kümmere. Und du gibst mir dein Wort, dass du mit niemandem mehr darüber sprichst.«
    »Na gut, wenn du es sagst.«
    »Danke für den Anruf. Auf Wiederhören, Jack. Bis zum nächsten Mal.«
    »Ja, auf Wiederhören.«
    Nachdenklich legte Gormley den Hörer auf.

ELFTES KAPITEL
    Dragosani drückte nun schon seit über drei Monaten wieder die Schulbank, um sein Englisch aufzufrischen. Nun war es Ende Juli, und er war nach Rumänien – oder in die Walachei, wie er seine Heimat bezeichnete – zurückgekehrt. Der Grund für seine Anwesenheit war einfach: Trotz der Drohungen, die er bei seinem letzten Besuch ausgestoßen hatte, war er sich bewusst, dass der Alte unter der Erde ihn gewarnt hatte, nicht länger als ein Jahr zu warten, und diese Zeit war verstrichen. Was er genau damit gemeint hatte, ging über Dragosanis Horizont, aber einer Sache war er sich sicher: Er durfte Thibor Ferenczy nicht durch Nachlässigkeit entwischen lassen. Da die Frist fast abgelaufen war, könnte der Vampir nun eher willens sein, noch mehr Geheimnisse mit Dragosani zu teilen, um im Austausch dafür sein untotes Leben zu verlängern.
    Als er durch Bukarest gefahren war, hatte Dragosani auf einem Markt angehalten, um zwei lebende Hühner in einem Weidenkorb zu kaufen. Den Korb hatte er auf dem Boden im Fond seines Wolga verstaut und mit einem Tuch abgedeckt. Auf einem Bauernhof an den Ufern des Oltul hatte er ein Zimmer gefunden, und nachdem er seine Sachen in den Raum geworfen hatte, war er sofort in die Dämmerung hinausgegangen und zu der bewaldeten kreuzförmigen Hügelkette gefahren.
    Da stand er nun wieder im erlöschenden Licht unter düsteren Kiefern am Rand des Kreises aus ungeweihter Erde und betrachtete die umgestoßene Grabplatte, die aus dem Hügel ragte, und die dunkle Erde, aus der grotesk verkrüppelte Wurzeln krochen wie ein Knäuel versteinerter Schlangen.
    Hinter Bukarest hatte er erfolglos versucht, Thibor zu erreichen; so sehr er sich auch darauf konzentriert hatte, den Geist des alten Teufels aus dem jahrhundertelangen Schlummer zu erwecken, er hatte keine Antwort empfangen. Vielleicht kam er doch zu spät. Wie lange konnte ein Vampir unentdeckt und untot in der Erde liegen? Trotz Dragosanis vieler Diskussionen mit der Kreatur und all dem, was er von Ladislau Giresci erfahren hatte, wusste er immer noch zu wenig über die Wamphyri.
    »Thibor, bist du da?«, flüsterte Dragosani nun in die Schatten. Seine Augen hatten sich auf die Dunkelheit eingestellt und drangen durch die trübe, staubige Luft. »Thibor, ich bin zurückgekommen – und ich habe Geschenke gebracht!« Zu seinen Füßen lagen die Hühner in ihrem Korb, ihre Füße waren zusammengebunden. Dennoch bewegte sich jetzt kein unsichtbares Wesen in der Dunkelheit, keine spinnenwebartigen Finger strichen durch sein Haar, und keine aufgeregten Schnauzen erschnüffelten seinen Geruch. Der Ort war trocken, ausgedörrt, tot. Hängende Zweige knackten laut bei

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