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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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erneut in diese seltsam fruchtbare Erde steckte, kamen sie mit etwas Hartem in Berührung, etwas, das dumpf klirrte. Er beeilte sich noch mehr, und die ersten Kettenglieder, die er entdeckte, waren aus reinem Silber – und massiv! Die Glieder waren wenigstens fünf Zentimeter lang und aus Silberstäben geschmiedet, die über einen Zentimeter dick waren!
    »Wie ... wie viel von dem Zeug ist da noch?«, keuchte er.
    Genügend, um mich festzuhalten, Dragosani, ertönte die Antwort. Bis jetzt.
    Die Worte des Vampirs enthielten, so einfach und ungekünstelt sie sein mochten, dennoch ein bedrohliches Element, und das ließ Dragosanis Nackenhärchen zu Berge stehen. Thibors mentale Stimme hatte geblubbert wie kochender Leim, war angereichert mit all dem Bösen in seiner Grube. Dragosani war ein Nekromant – er hielt sich selbst für ein Ungeheuer –, aber verglichen mit dem alten Teufel aus der Erde fühlte er sich so unschuldig wie ein Neugeborenes!
    Er packte die silbernen Ketten, erhob sich, und riss sie mit einer Kraft, die ihn selbst überraschte, aus dem Boden. Sie glitten heraus, rissen die Erde auf, schleuderten Brocken schmieriger Erde und Krusten dampfenden Laubkomposts heraus; sie zerrten sogar an den Baumwurzeln, die während all der Jahre gewachsen waren und diesen Ort und sein Geheimnis bewahrt hatten. Er schleppte den Schatz in drei Fuhren an den Rand des Kreises aus Wurzeln, zersprungenen Steinplatten und aufgerissener Erde und rechnete aus, dass hier wenigstens 250 oder 300 Kilo von dem Zeug lagen. Damit wäre er im Westen ein reicher Mann. Aber in Moskau ... selbst der Versuch, einen Profit herauszuschlagen, entspräche mindestens zehn Jahren in den sibirischen Salzbergwerken. Nein, so etwas wie eine Schatztruhe gab es in der UdSSR nicht – bloß Diebstahl!
    Andererseits: Was bedeutete ein Schatz für ihn schon? Überhaupt nichts, außer als Mittel zum Zweck. Er konnte die Früchte seiner Arbeit nicht wie andere Menschen genießen. Aber eines nicht zu fernen Tages wäre er fähig zu genießen, wenn andere Menschen – alle anderen Menschen – zu seinen Füßen kröchen und die Führer der Welt am Hofe des Großwalachischen Staates ihre Huldigungen darböten.
    Dragosani hielt diese Gedanken verborgen, während er die letzte der Ketten beiseiteschleuderte und schwer atmend in der Finsternis auf die narbige, aufgerissene Erde dieses geheimen Ortes starrte.
    Er stieß ein spöttisches Schnauben aus, als er sich an eine Zeit erinnerte, in der es ihm schwergefallen wäre, überhaupt irgendetwas an diesem finsteren Ort zu erkennen, selbst mit seinen Katzenaugen. Jetzt aber ... es kam ihm wie Tageslicht vor. Ein weiterer Beweis dafür, dass ein Vampir in ihm hauste und seinen Körper stärkte und eines Tages bestimmt auch versuchen würde, seinen Geist zu stärken. Was Thibors Versprechen betraf, das Ding auszutreiben: Dragosani war sich im Klaren, dass es keine Handvoll Grabeserde wert war. So musste er mit dem Blutsauger leben, doch er würde der Herr sein und nicht das Monstrum in seinem Innern. Irgendwie und irgendwo würde er einen Weg finden.
    Auch diese Gedanken behielt er für sich.
    Endlich war es geschafft, die Silberketten lagen in einem großen Kreis um den aufgewühlten Bereich herum. »Da«, sagte er zu dem Ding in der Erde. »Fertig. Es gibt jetzt nichts mehr, was dich hält, Thibor Ferenczy.«
    Das hast du gut gemacht, Dragosani. Ich bin sehr zufrieden. Jetzt muss ich Nahrung zu mir nehmen und mich dann ausruhen. Es ist kein Leichtes, aus dem Grab aufzuerstehen. Also zu deiner Gabe, wenn du so freundlich wärst ... ich bin sicher, du wirst sie mich in Ruhe genießen lassen. Ich werde morgen Nacht das Gleiche noch einmal benötigen, bevor ich mit dir unter den Sternen wandeln kann. Dann, und nur dann, wirst auch du frei sein ...
    Dragosani trat gegen das Schaf, das sofort zum Leben erwachte. Er hielt das zitternde Tier zwischen seinen Beinen fest, als es aufstand, und riss seinen Kopf zurück. Die blitzende Schneide, die er zückte, glitt mühelos durch die Kehle und trat sauber wieder aus, bevor sich der erste Schwall Blut auf die dunkle, ungeweihte Erde ergoss. Dann packte er das zitternde Tier – so, wie man eine Katze packt, am Nacken und am Rumpf – und drehte sich mit ihm herum, schleuderte es in die Mitte des Kreises. Es prallte auf und kam wieder auf die Beine. Erst jetzt schien es zu begreifen, dass es verletzt und dem Tode geweiht war. Blutüberströmt fiel die Kreatur auf die Seite

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