Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
zusammenstellte, mangelte es mir an richtigen Talenten im Team; meine ersten übersinnlichen Agenten waren noch ungeübt. Die echten Talente – wie Vlady, den ich von Anfang an bei mir hatte und der ständig besser wird, und wie Sie seit Kurzem – waren zu wichtig, um sich mit gewöhnlicher Verwaltungsarbeit aufzuhalten. Ustinov, der auch von Anfang an dabei war, wenn auch nur als Verwalter, und später Gerkhov füllten diese Positionen wunderbar aus. Sie hatten beide keine Gabe, waren aber aufgeschlossen – heutzutage in Russland eine seltene Tugend, wenn sie mit der richtigen politischen Einstellung einhergehen soll –, und ich habe gehofft, dass zumindest einer von beiden ein ebenso großes Interesse und Engagement für unsere Arbeit entwickeln würde wie ich. Als Eifersucht aufkam und sie zu Rivalen wurden, beschloss ich, sie das untereinander austragen zu lassen. Natürliche Auslese, wenn man so will. Aber Sie und Vlady sind eine völlig andere Nummer. Ich werde keine Rivalität zwischen Ihnen beiden zulassen. Vergessen Sie das.«
    »Trotzdem«, beharrte Dragosani, »kann nur einer das Ruder übernehmen, wenn Sie nicht mehr da sind.«
    »Ich habe nicht die Absicht zu gehen«, sagte Borowitz, »jedenfalls nicht so schnell. Wenn es so weit ist ... dann sehen wir schon.« Er verfiel in nachdenkliches Schweigen, stützte sein Kinn auf die Hand und beobachtete den langsamen Lauf des Flusses.
    »Warum hat Ustinov sich gegen Sie gewendet?«, fragte der jüngere Mann schließlich. »Warum hat er nicht einfach versucht, Gerkhov loszuwerden? Das wäre doch viel einfacher und weniger riskant gewesen.«
    »Es gab zwei Gründe, warum er seinen Rivalen nicht einfach loswerden konnte«, sagte Borowitz. »Erstens war er von einem alten Feind von mir angestiftet worden – dem Mann, den Sie ›untersucht‹ haben. Ich hatte ihn schon lange in Verdacht, mich beseitigen zu wollen. Wir haben uns gegenseitig gehasst, ich und dieser alte MWD-Folterknecht! Es war unvermeidlich: Er würde mich töten oder ich ihn. Deswegen ließ ich ihn von Vlady beobachten und durchleuchten. In seiner unmittelbaren Zukunft las er Verrat und Tod. Der Verrat würde sich gegen mich richten, der Tod konnte meiner oder der seine sein. Eine Schande, dass Igor nicht genauer ist. Jedenfalls habe ich dafür gesorgt, dass es auf seinen Tod hinauslief.
    Zweitens hätte Ustinov mit der Ermordung Gerkhovs das Problem nicht an der Wurzel gepackt, auch wenn er seine Verstrickung darin hätte vertuschen können. Es wäre dem Schneiden von Unkraut gleichgekommen; nach kurzer Zeit wäre es nur wieder nachgewachsen. Zweifellos hätte ich einen anderen Stellvertreter ernannt, vermutlich einen mit Psi-Begabung, und welche Hoffnung hätte es dann noch für den armen Ustinov gegeben? Das war sein einzig wirkliches Problem – sein Ehrgeiz.
    Wie auch immer, ich habe überlebt, wie Sie sehen. Vlady hat für mich vorhergesehen, was dieses alte Schwein von einem Bolschewisten-Arsch sich ausgedacht hatte, und dann habe ich ihn mir gekrallt, bevor er mich schnappen konnte. Und Sie haben für mich in seinen Gedärmen gelesen, wer sonst noch darin verwickelt war. Leider war es Andrej Ustinov. Ich hätte eher Andropow und den KGB vermutet. Sie mögen mich so sehr wie ich sie. Aber sie hatten nichts damit zu tun. Darüber bin ich froh, denn die geben nicht so schnell auf. Doch in was für einer Zeit leben wir eigentlich, Boris? Überall kleinliche Fehden und Racheaktionen. Es ist erst zwei Jahre her, dass jemand vor den Toren des Kremls auf Leonid Breschnew selbst geschossen hat!«
    Dragosani sah nachdenklich aus. »Erklären Sie mir Folgendes«, sagte er schließlich, »als alles vorüber war in jener Nacht auf dem Schloss, haben Sie mich gefragt, ob es möglich sei, in Ustinovs Leiche zu lesen, beziehungsweise in der Schweinerei, die noch von ihm übrig war. War der Grund dafür, dass Sie dachten, er wäre nicht nur mit Ihrem alten Kumpel vom MWD im Bunde, sondern auch mit dem KGB?«
    »So ungefähr.« Borowitz zuckte mit den Schultern. »Aber das zählt jetzt nicht mehr. Wenn sie gemeinsame Sache gemacht hätten, dann wäre das bei der Anhörung deutlich geworden. Unser Freund Yuri Andropow hätte sich weit unbehaglicher gefühlt. Ich hätte es ihm angesehen. So war er nur etwas grantig, dass Leonid ihm einen Riegel vorgeschoben hat.«
    »Was heißt, dass er von nun an hinter Ihnen her sein wird!«
    »Nein, das glaube ich nicht. Jedenfalls nicht die nächsten vier Jahre. Und

Weitere Kostenlose Bücher