Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Kopf eine Zuflucht für Seelen, die ... ihren Körper verlassen hatten?
    »Ja, ich bin dein Freund«, unterbrach Jimmy seine Gedanken. »Und wer noch?«
    Harry zuckte mit den Schultern und ging in die Defensive. »Brenda zum Beispiel«, sagte er, »und ... und überhaupt, wer braucht schon ne Menge Freunde? Ich nicht. Wenn die Leute freundlich sein wollen, dann sind sie es. Wenn nicht, Pech.«
    Jimmy ignorierte die Erwähnung von Brenda Cowell, Harrys großer Leidenschaft, die in der gleichen Straße wohnte. Jimmy interessierte sich für Sport, nicht für Mädchen. Eher würde er sich an einem Torpfosten aufhängen, als im Kino den Arm um ein Mädchen zu legen, wenn das Licht ausging. »Du hast mich! «, sagte er. »Und das war’s. Und warum ich dich mag, weiß ich auch nicht.«
    »Weil wir keine Konkurrenten sind«, sagte Harry mit einer für sein Alter ungewöhnlichen Einsicht. »Ich kapiere beim Sport nichts, und du erklärst es mir gern – weil du weißt, dass ich dir nicht widerspreche. Und du verstehst nicht, warum ich so, also, so ruhig bin ...«
    »Und sonderbar«, unterbrach Jimmy.
    »... und deshalb kommen wir gut miteinander aus.«
    »Aber hättest du nicht gern mehr Freunde?«
    Harry seufzte. »Also, es ist, als hätte ich Freunde. In meinem Kopf.«
    »Eingebildete Freunde!«, sagte Jimmy mit einem Anflug von Hohn.
    »Nein, sie sind mehr als das«, entgegnete Harry, »und sie sind gute Freunde. Natürlich, denn ich bin der einzige Freund, den sie haben!«
    »Aha!«, prustete Jimmy. »Ich sag’s ja, du bist sonderbar!«
    An der Spitze der Kolonne ließ ›Sergeant‹ Graham Lane den Wald hinter sich, trat ins helle Sonnenlicht und hielt inne, um die Doppelreihe der Jungs hinter sich zur Eile anzutreiben. Dort, wo der Pfad den Strand erreichte, mündete ein Fluss, der sich seinen Weg durch die Felsen gebahnt hatte. Im Norden und Süden erhoben sich Klippen, die hauptsächlich aus Sandstein bestanden, doch mit Schiefer und grobem Kies bedeckt und von Rundsteinen umgeben waren. Eine alte, wacklige Holzbrücke spannte sich über den Fluss. Jenseits davon lag ein Tümpel aus algenverseuchtem Brackwasser, der nur von sehr hohen Fluten oder heftigen Regenfällen wieder aufgefüllt wurde. Ein Pfad umsäumte das Sumpfgebiet, und dahinter lag die graue Nordsee, die jeden Tag grauer wurde von dem Schutt aus den Gruben. Doch heute glänzte sie blau im strahlenden Sonnenlicht, hie und da weiß gesprenkelt von den Möwen, die dort fischten.
    »Gut so!«, rief Lane laut, der, die Arme in die Seiten gestemmt, in Trainingshosen und T-Shirt neben der Brücke stand. »Auf geht’s, über die Brücke, um den See und zum Strand. Sucht eure Steine und bringt sie mir – äh, nein, Miss Gower – zum Benoten. Wir haben eine gute halbe Stunde Zeit, also kann jeder, der Lust hat, schnell ne Runde schwimmen gehen, sobald er seinen Stein gefunden hat – wenn er eine Badehose dabei hat. Bitte kein Nacktbaden, denkt daran, dass auch noch andere Leute am Strand sind. Und bleibt bitte in den Buchten. Ihr wisst, wie hier die Strömung ist, ihr Knilche!«
    Das wussten sie wirklich: Die Strömung war tückisch, besonders bei Ebbe. Überall an der Küste waren dieses Jahr Menschen ertrunken, sogar gute Schwimmer.
    Miss Gower – Religion und Erdkunde – hatte auf ihrem Platz in der Mitte der Kolonne Lanes militärische Anweisungen gehört und das Gesicht verzogen. Sie wusste nur zu gut, warum sie die Steine beurteilen sollte: damit Lane und Dorothy Hartley genug Zeit hatten für eine kleine ›Wanderung‹ in den Klippen, um sich eine ruhige Stelle für ein schnelles Schäferstündchen zu suchen! Das alles war natürlich rein körperlicher Natur, denn auf geistiger Ebene passten sie überhaupt nicht zusammen.
    Miss Gower hob die Nase und schniefte laut, und als die Jungs am vorderen Ende schneller zu laufen begannen, rief sie ihnen nach: »In Ordnung, Jungs, legt einen Zahn zu. Und vergesst nicht: Wir brauchen ein paar gute Muschelschalen für den Biologiesaal. Ganze Muscheln, die noch zusammenhängen, wenn ihr welche finden könnt. Aber nur leere, bitte schön! Wir wollen ja keine verfaulenden Weichtiere mitschleppen.«
    Weiter hinten, noch auf dem Waldpfad, wo das Ende der Kolonne von Miss Hartley und den Klassensprechern ihrer Englisch- und Geschichtsklassen bewacht wurde, trottete Stanley Green mit den Händen in den Taschen einher. Sein kluges, aber boshaftes Hirn steckte voller gewalttätiger Gedanken. Er hatte Miss Gowers

Weitere Kostenlose Bücher