Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Dinge vorstoßen, ein Denker und kein Macher. Ein Denker, der gegen den Strom schwamm und trotzdem die Wahrheit ergründete.
    Wenn man ihn nur entsprechend für ein Thema interessieren könnte, würde er zweifellos Außergewöhnliches leisten. Er würde zwar weiterhin Fehler bei einer simplen Addition oder Subtraktion machen – zwei und zwei könnten gelegentlich fünf ergeben –, doch Lösungen, die anderen verborgen blieben, offenbarten sich ihm sofort. Das war auch der Grund, warum Hannant in ihm ein Abbild seines eigenen Vaters erkannt hatte; auch James G. Hannant hatte jene intuitive Geschicklichkeit besessen, war ein geborener Mathematiker gewesen. Und auch er hatte nur wenig für Formeln übrig gehabt.
    Und es war offensichtlich für Hannant, dass er die Flamme in Keoghs Verstand zum Lodern gebracht hatte; mit Freude stellte er fest, dass der Junge recht hart arbeitete – zumindest während der ersten Viertelstunde. Danach gab er sich natürlich wieder seinen Tagträumen hin. Doch als Hannant ihm über die Schulter blickte – man sehe und staune! –, waren alle gestellten Aufgaben gelöst, und sogar richtig, wenn der Lösungsweg auch eher dürftig ausgearbeitet war. Wenn sie im Laufe dieser Woche mit grundlegender Trigonometrie anfingen, würde es interessant werden, was Keogh damit anstellen würde. Nun, da der Kreis keine Geheimnisse mehr für ihn bot, würde er sich vielleicht für Dreiecke interessieren.
    Doch da gab es noch etwas, das George Hannant verwirrte, und um eine Antwort zu erhalten, musste er nun zu Jamieson, dem Rektor gehen. Er überließ die Jungen einige Minuten ihrer Arbeit – nicht ohne die übliche Warnung bezüglich ihres Verhaltens während seiner Abwesenheit –, und ging ins Büro des Schulleiters. »Harry Keogh?« Howard Jamieson schien etwas verblüfft. »Ob er die Prüfung für die technische Oberschule bestanden hat?« Er nahm eine dünne Akte aus einer Schublade seines Schreibtischs, blätterte sie durch und sah dann auf. »Ich fürchte, er hat nicht daran teilgenommen«, sagte er. »Anscheinend war er an Heuschnupfen erkrankt oder so etwas. Ja, hier steht es: Heuschnupfen, vor drei Wochen; er fehlte zwei Tage. Leider fand die Prüfung in Hartpool an Keoghs zweitem Fehltag statt. Aber warum fragen Sie, George? Glauben Sie, er hätte eine Chance gehabt?«
    »Er hätte die Prüfung glänzend bestanden«, antwortete Hannant mit einer Offenheit, die fast schon schroff war.
    Jamieson schien überrascht. »Dafür ist es jetzt etwas spät, nicht wahr?«
    »Um sich darüber Gedanken zu machen? Vermutlich.«
    »Nein, ich meine für dieses Interesse an Harry Keogh. Ich wusste nicht, dass Sie so große Stücke auf ihn halten. Warten Sie mal ...«
    Er holte sich eine zweite, umfangreichere Akte, dieses Mal aus einem Sekretär. »Die Zeugnisse des letzten Jahres«, sagte er und ging die Akte durch. Und diesmal war er ganz und gar nicht überrascht. »Habe ich mir doch gedacht. Keiner Ihrer Kollegen hat Keogh auch nur den Hauch einer Chance in irgendeinem Fach gegeben – und Sie machen da keine Ausnahme, George!«
    »Ja.« Hannants Hals rötete sich leicht. »Aber das war letztes Jahr. Zudem zielen die Prüfungen an der technischen Oberschule eher auf die grundlegende Intelligenz und nicht auf akademisches Wissen. Wenn Sie mit unserem Harry Keogh einen Intelligenztest machen würden, wären Sie ziemlich überrascht. Jedenfalls, was Mathe angeht. Es ist alles Instinkt und Eingebung – aber es ist da, auf jeden Fall.«
    Jamieson nickte. »Es will schon was heißen, wenn ein Lehrer mehr als ein beiläufiges Interesse an einem Jungen aus Harden zeigt«, sagte er. »Und damit will ich niemandem Unrecht tun, auch nicht den Jungs selbst – aber es gibt hier nun mal eine Unmenge von Hindernissen, was Erziehung und Umfeld betrifft. Wissen Sie übrigens, wie viele unserer Jungs die Prüfung bestanden haben? Drei! Drei aus dieser Altersgruppe – das heißt, einer von fünfundsechzig!«
    »Vier, wenn Harry Keogh daran teilgenommen hätte.«
    »Ach?« Jamieson klang nicht überzeugt. Doch zumindest war er beeindruckt. »Na gut«, sagte er, »nehmen wir an, Sie haben recht mit der mathematischen Seite. Und es stimmt auch, dass die Prüfung eher die grundlegende Intelligenz misst und nicht nur Wissen abfragt, das man wie ein Papagei nachplappern kann. Was ist also mit den anderen Fächern? Nach diesen Zeugnissen ist Harry Keogh ein völliger Versager in allen Fächern! In vielen davon ist er der

Weitere Kostenlose Bücher