Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
Stimmen. Im Nebenraum tickte hohl eine alte Uhr. Es war die perfekte Umgebung. Und dann der Aberglauben dieser Menschen vom Land –
    Dragosani konnte nicht widerstehen. »Die Sage, von der ich rede«, sagte er langsam und betont, »ist die des Vampirs! «
    Einen Moment lang sagte Kinkovsi nichts und blickte verblüfft drein. Dann warf er den Kopf zurück, lachte schallend und klopfte sich auf den Schenkel. » Ha! Der Vampir! Ich hätte es wissen müssen! Jedes Jahr kommen mehr von Ihrer Sorte, und sie suchen alle nach Dracula!«
    Dragosani war erstaunt. Er war sich nicht sicher, welche Reaktion er erwartet hatte, doch ganz gewiss nicht diese. »Mehr von meiner Sorte?«, fragte er. »Jedes Jahr? Ich weiß nicht, ob ich verstehe, was ...«
    »Na, seitdem die Bestimmungen nicht mehr so streng sind«, erklärte Kinkovsi, »seitdem Ihr Euren geliebten ›Eisernen Vorhang‹ ein wenig gelüftet habt! Sie kommen aus Amerika, aus England und Frankreich, ein oder zwei sogar aus Deutschland. Meistens neugierige Touristen – aber dann und wann auch gebildete Männer, Gelehrte. Und alle jagen sie dieser verlogenen ›Sage‹ nach. Ich habe hier in diesem Zimmer ein Dutzend Leute an der Nase herumgeführt, indem ich so getan habe, als hätte ich Angst vor diesem ... diesem ›Dracula‹. Diese Narren! Dabei weiß doch jeder – selbst ein dummer Bauer wie ich –, dass dieses Geschöpf nur in der Geschichte eines schlauen Engländers existiert, der um die Jahrhundertwende schrieb. Und vor weniger als einem Monat hat man im Dorf einen Film mit demselben Titel gezeigt. Sie können mich nicht zum Narren halten, Dragosani! Es würde mich nicht überraschen, wenn Sie nur der Reiseführer meiner englischen Gäste sind, die hier am Freitag ankommen. Auch die sind auf der Suche nach dem großen bösen Vampir! «
    »Gelehrte, sagten Sie?« Dragosani versuchte mit aller Macht, seine Verwirrung zu verbergen. »Gebildete Männer?«
    Kinkovsi stand auf und schaltete eine schwache Glühbirne ein, die in einem kaputten Lampenschirm mitten von der Decke hing. Er zog an seiner Pfeife und zündete sie wieder an. »Gelehrte, ja – Professoren aus Köln, Bukarest und Paris. Die letzten drei Jahre. Sie waren alle bewaffnet mit Notizbüchern, Kopien von verschimmelten alten Landkarten und Dokumenten, Kameras und Skizzenblöcken und – ach, allem möglichen Zeug!«
    Dragosani hatte sich etwas erholt. »Und natürlich auch mit Scheckbüchern, wie?« Er täuschte ein wissendes Lächeln vor.
    Wieder brüllte Kinkovsi vor Lachen. »Aber selbstverständlich! Auch mit Geld. Ich habe gehört, dass es an den Bergpässen kleine Läden gibt, wo man winzige Gläser mit Erde aus Draculas Schloss kaufen kann! Mein Gott, ist das zu glauben? Als Nächstes ist dann Frankenstein dran! Auch den hab ich im Kino gesehen, und vor dem kann man wirklich Angst kriegen!«
    Dragosani fing an, zornig zu werden. Unsinnigerweise hielt er sich für das Opfer von Kinkovsis Spott. Der raffgierige Tölpel glaubte also nicht an Vampire; er lachte sich tot über sie. Sie waren für ihn nichts anderes als der Yeti oder das Ungeheuer vom Loch Ness: Touristenattraktionen, entstanden aus Legenden und Altweibergeschichten ... und da gelobte Dragosani sich selbst, dass –
    »Was soll dieses Gerede über Ungeheuer?« Maura Kinkovsi kam aus der Küche und trocknete die Hände an der Schürze ab. »Hüte deine Zunge, Hzak! Man soll nicht vom Teufel reden. Auch Sie nicht, Herr Dragosani. An einsamen Orten gibt es noch immer Dinge, die man nicht verstehen kann.«
    »Welche einsamen Orte?«, kicherte ihr Ehemann. »Hier sitzt ein Mann, der in kaum mehr als einem Tag von Moskau hierhergekommen ist – eine Reise, die früher länger als eine Woche gedauert hätte. Und du redest von einsamen Orten? So was gibt es heute nicht mehr!«
    Oh doch, dachte Dragosani. Im Grab ist es furchtbar einsam. Ich habe es in ihnen gespürt: eine Einsamkeit, von deren Existenz sie nicht einmal etwas ahnen – bis sie unter meiner Berührung erwachen!
    »Du weißt, was ich meine!«, keifte Kinkovsis Frau. »Es heißt, dass es in den Bergen noch Dörfer gibt, wo man den Menschen, die zu jung oder ohne ersichtlichen Grund gestorben sind, einen Pfahl durchs Herz treibt – um sicherzustellen, dass sie nicht zurückkommen. Und niemand denkt schlecht darüber.« Für Dragosani fügte sie hinzu: »Es ist nur so ein Brauch, so wie man seinen Hut zieht, wenn eine Begräbnisprozession vorbeikommt.«
    Nun kam auch Ilse

Weitere Kostenlose Bücher