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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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es wieder hören? Hegst du die Hoffnung, sie zu finden? Dann kann ich dir nicht helfen. Ihre Namen hatten keine Bedeutung für mich; ich kannte sie nicht, wusste nichts von ihnen, kannte nur die Hitze ihres Blutes. Ja, und davon hatte ich nur einen Tropfen gekostet, einen kleinen roten Tropfen. Doch danach waren sie in mir und ich in ihnen – und schließlich in dir. Frage nicht nach ihnen, Dragosani. Ich bin dein Vater ...
    »Willst du wieder auf Erden wandeln und atmen und deinen Durst stillen, Alter? Willst du deine Feinde erschlagen und fortjagen so wie einst – so wie deine Ahnen vor dir –, und dieses Mal als dein eigener Herr, nicht als bloßer Söldner für die undankbaren kleinen Prinzen des Dracul? Wenn du das willst, dann lass dich auf einen Handel mit mir ein. Erzähl mir von meinen Eltern.«
    Manchmal hört sich ein Handel eher wie eine Drohung an, Dragosani. Würdest du mir drohen? Die Stimme in seinem Kopf zischte wie Eis auf den Saiten einer ungestimmten Geige. Du wagst es, zu mir von den Vlads, Radus, Draculs und Mirceas zu sprechen, mich an sie zu erinnern? Du nennst mich einen Söldner? Mein Junge, meine sogenannten ›Meister‹ fürchteten mich schließlich mehr als den Türken. Und das ist auch der Grund, warum sie mich in Eisen und Silber schlugen und an jenem geheimen Ort begruben, in jenen kreuzförmigen Hügeln, die ich mit meinem Blut verteidigt hatte. Ich kämpfte für sie, ja, für ihr ›Heiliges Kreuz‹, für ihre ›Christenheit‹ – doch nun kämpfe ich mich frei davon. Ihr Verrat ist meine Pein, ihr Kreuz der Dolch in meinem Herzen!
    »Ein Dolch, von dem ich dich befreien kann! Deine Feinde sind wiedergekommen, alter Teufel, und niemand kann sie davonjagen außer dir. Und du liegst ohnmächtig da! Der Halbmond des Türken hat sich in die Sichel einer anderen Macht verwandelt, und was diese Sichel nicht schneidet, das schlägt diese Macht mit dem Hammer nieder. Ich bin ebenso ein Walache wie du, unser Blut ist älter als die Walachei selbst. Und ich werde keinen Eindringling dulden. Doch nun gibt es neue Eindringlinge, und einmal mehr sind unsere Führer nur Marionetten. Wie geht es also weiter? Bist du zufrieden damit, wie es ist, oder willst du wieder kämpfen? Die Fledermaus, der Drache und der Teufel – gegen den Hammer und die Sichel!«
    Ein Seufzer, der mit dem Wind im Dachgebälk wisperte: Nun gut, ich werde dir erzählen, wie es war und wie du ... auf die Welt kamst.
    Es war ... Frühling. Ich spürte es im Erdboden. Die Zeit des Gedeihens. Das Jahr ... aber was zählen für mich schon Jahre? Jedenfalls ist es ein Vierteljahrhundert her.
    »Es war 1945«, sagte Dragosani. »Der Krieg stand kurz vor dem Ende. Die Szgany waren hier, hatten in den Bergen Zuflucht gesucht, wie sie es all die Jahrhunderte zuvor getan hatten. Sie flüchteten vor der deutschen Kriegsmaschine, sie kamen zu Tausenden. Und die Hochebene von Siebenbürgen schützte sie wie immer. Die Deutschen hatten sie – die Szgany, Roma, Szekely, Zigeuner, wie man sie auch nennen will – in ganz Europa zusammengetrieben, um sie gemeinsam mit den Juden in den Todeslagern auszurotten. Stalin hatte viele ethnische Minderheiten, sogenannte ›Kollaborateure‹, aus der Krimgegend und dem Kaukasus deportiert. Da hörte es auf, im Frühjahr 1945, doch wir hatten uns schon sechs Monate zuvor ergeben. Das Ende war in Sicht, die Deutschen auf der Flucht. Ende April hatte Hitler sich getötet ...«
    Ich weiß darüber nur, was du mir erzählt hast. Ergeben, sagst du? Ha! Das überrascht mich nicht. Aber 1945? Jaaa! Mehr als viereinhalb Jahrhunderte, und noch immer kam der Feind – und ich war nicht da, um vom Wein des Krieges zu trinken. Oh ja, du weckst alte Begierden in mir, Dragosani.
    Jedenfalls war es Frühjahr, als die beiden kamen. Ich nehme an, sie waren auf der Flucht. Vielleicht vor dem Krieg, wer weiß das schon? Auf jeden Fall waren sie sehr jung und von altem Blut. Zigeuner? Ja. Zu meiner Zeit, als ich ein großer Bojar war, hatten mich Tausende von ihnen angebetet und waren loyaler gewesen als diese Marionetten Bassarab, Vlad und Vladislav. Würden sie mich noch immer anbeten, fragte ich mich? Und hatte ich noch immer Einfluss auf sie?
    Mein Grab war damals schon so verfallen wie heute, von niemandem mehr besucht, seit man mich begraben hatte – außer im ersten halben Jahrhundert; da kamen die Priester, um die Erde zu verfluchen, in der ich lag. Und so kamen sie in einer Nacht, als der Mond sich über

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