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Auferstehung

Auferstehung

Titel: Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian Lumley
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und alles bezog sich auf seine Anfrage!
    »Aber ... ist das nicht katalogisiert?«, fragte er.
    »Natürlich, mein Herr«, erklärte der junge Bibliothekar und lächelte wieder. Dann präsentierte er einen Arm voller Kataloge, deren Studium allein – wenn Dragosani je willens gewesen wäre, solch eine Aufgabe zu erwägen – mehrere Tage in Anspruch genommen hätte, ohne auch nur einen der aufgezeichneten Titel aus dem Regal zu nehmen.
    »Es würde ja ein Jahr und länger dauern, das ganze Zeugs durchzusehen!«
    »Es hat bereits 20 Jahre gedauert, nur zum Zweck der Katalogisierung. Das ist aber nicht die einzige Schwierigkeit. Selbst wenn Sie so viel Zeit erübrigen könnten, würde man es Ihnen nicht erlauben. Die Behörden teilen den Bestand endlich auf, vieles geht zurück nach Bukarest, ein großer Teil geht nach Budapest, sogar Moskau hat eine Anforderung geschickt. Das meiste zieht irgendwann innerhalb der nächsten drei Monate um.«
    »Ich habe keine Jahre oder Monate Zeit, sondern nur ein paar Tage. Gibt es irgendeine Möglichkeit, meine Suche etwas einzugrenzen?«
    »Aha!«, sagte der andere. »Dann taucht die Frage der Sprache auf. Möchten Sie türkischsprachige Aufzeichnungen sehen? Ungarische? Deutsche? Ist Ihr Interesse rein slawistisch? Ist es christlich oder ottomanisch? Haben Sie persönlich irgendwelche besonderen Bezugspunkte – Marksteine sozusagen? Das ganze Material hier ist mindestens 300 Jahre alt, aber einiges davon datiert 700 Jahre zurück und mehr. Ich bin sicher, Sie sind sich bewusst, dass die mittlere Zeitspanne – die Sie vor allem zu interessieren scheint – Jahrzehnte ständiger Umbrüche abdeckt. Wir haben hier natürlich die Aufzeichnungen fremder Eroberer, aber auch die von denen, die sie vertrieben haben. Können Sie die Texte dieser Werke verstehen? Sie sind immerhin ein halbes Jahrtausend alt. Wenn Sie das können, sind Sie wahrhaftig ein gelehrter Mann! Ich jedenfalls kann es nicht, nicht mit Gewissheit – und ich bin dazu ausgebildet, sie zu lesen ...«
    Nachdem er Dragosanis hilflosen Gesichtsausdruck erblickt hatte, fügte er hinzu: »Mein Herr, wenn Sie vielleicht etwas spezifischer ...?«
    Dragosani sah keinen Grund zu lügen. »Ich interessiere mich für den Vampirmythos, der seine Wurzeln direkt hier, in Transsilvanien, in Moldawien und der Walachei zu haben scheint. Soweit bekannt ist, reicht er bis ins 15. Jahrhundert zurück.«
    Der Bibliothekar wich einen Schritt zurück und sein Lächeln verschwand. Er schien plötzlich argwöhnisch. »Sie sind aber bestimmt kein Tourist?«
    »Nein, eigentlich bin ich Rumäne, aber ich lebe und arbeite jetzt in Moskau. Was hat das damit zu tun?«
    Der Bibliothekar, der vielleicht drei oder vier Jahre jünger als Dragosani war und offenbar ein wenig eingeschüchtert von dessen weltmännischer Erscheinung, dachte über die Angelegenheit nach. Er kaute auf seiner Unterlippe, legte die Stirn in Falten und schwieg einige Augenblicke. Schließlich sagte er: »Wenn Sie sich die Kataloge ansehen, die ich Ihnen gegeben habe, werden Sie bemerken, dass sie hauptsächlich handgeschrieben sind, und zwar durchweg in einer einheitlichen Handschrift. Außerdem habe ich Ihnen bereits gesagt, dass wenigstens 20 Jahre Arbeit in ihnen steckt. Also, der Mann, der diese Arbeit geleistet hat, lebt noch und wohnt nicht weit weg von hier, in Titu. Das liegt in Richtung Bukarest, etwa 40 Kilometer von hier.«
    »Ich kenne den Ort«, sagte Dragosani. »Ich bin vor kaum einer halben Stunde durchgefahren. Glauben Sie, er könnte mir helfen?«
    »Natürlich, wenn er es wollte.« Das klang rätselhaft.
    »Hmm, und weiter?«
    Der Bibliothekar schien unsicher, blickte für einen Moment weg. »Ich habe vor ein paar Jahren einen Fehler gemacht und ein paar amerikanische ›Forscher‹ zu ihm geschickt. Er wollte nichts mit ihnen zu tun haben, er warf sie raus! Er ist ein bisschen verschroben, verstehen Sie? Seitdem bin ich etwas vorsichtiger. Wir hatten einen Haufen Nachfragen in der Richtung, wenn Sie verstehen. Es sieht so aus, als wäre dieses Dracula-Zeugs im Westen eine richtige Industrie. Gerade diesen kommerziellen Aspekt will Giresci unbedingt vermeiden. So heißt er übrigens: Ladislau Giresci.«
    »Wollen Sie mir erzählen, dieser Mann sei Experte für Vampirismus?« Dragosani fühlte sein Interesse erwachen. »Wollen Sie mir sagen, dass er die Legenden studiert und ihre Geschichte mithilfe dieser Dokumente aufgespürt hat? Seit über 20

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