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Auferstehung 4. Band (German Edition)

Auferstehung 4. Band (German Edition)

Titel: Auferstehung 4. Band (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lew Tolstoi
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der der Etappe angehörenden Soldaten schon vor zwei Stunden für ihn gebracht hatte. Es war ein Billet von Marie Powlowna.
    Das junge Mädchen teilte Nechludoff mit, der bei Krülzoff am vorigen Abend eingetretene Anfall wäre viel ernster, als man ursprünglich geglaubt hatte.
    »Wir hatten die Absicht, ihn ein bis zwei Tage hier zu lassen und bei ihm zu bleiben, doch man hat es uns nicht erlaubt; deshalb nehmen wir ihn mit, haben aber große Furcht. Können Sie es nicht durchsetzen, daß, wenn sein Zustand ihn zwingt, in S... zu bleiben (das war die folgende Etappe des Zuges), einer von uns die Erlaubnis erhält, bei ihm zu bleiben? Sollte diese Erlaubnis etwa von neuem verweigert werden, und ich die Autorisation, bei ihm zu bleiben, nur bekommen, wenn ich Krülzoffs Frau werde, so brauche ich Ihnen wohl nicht erst zu sagen, daß ich auf diese Formalität gern eingehe.«
    Nechludoff ließ seinen Wagen anspannen und packte eiligst seinen Koffer. Er hatte sein zweites Glas Thee noch nicht ausgetrunken, als er auf dem gefrorenen Boden der Landstraße, der so dumpf wie das Pflaster klang, das Klappern der Räder der Troika vernahm, die ihn abholen wollte. Er bezahlte seine Rechnung, stieg in den Wagen und sagte dem Kutscher, er solle so schnell wie möglich fahren, um den Zug recht bald einholen zu können.
    Thatsächlich sah er nach einer scharfen, einstündigen Fahrt auf der Landstraße die schwarze Reihe der Wagen vor sich, die mit dem Gepäck des ganzen Zuges die kranken Gefangenen und die politischen Verurteilten fortbrachten. Der Offizier war wie am vorigen Tage vorausgefahren, um den Abmarsch der Kriminalverbrecher zu leiten und zu überwachen. Hinter den Wagen und neben ihnen, auf beiden Seiten der Landstraße marschierten die Soldaten mit fröhlichem und lebhaftem Schritte, wie Männer, die vor ihrem Aufbruch einen guten Schluck getrunken haben.
    Es waren eine große Anzahl von Wagen, wenigstens zwanzig Stück. In den letzten, denen Nechludoff zuerst begegnete, saßen zu sechs und sechs zusammengedrängt, die Kriminalverbrecher; in den ersten befanden sich zu drei und drei die politischen Gefangenen. Nowodworoff reiste in Gesellschaft Markels und der Grabetz, Emilja Rantzeff und Nabatoff hatten die Frau in anderen Umständen bei sich, der Maria Pawlowna ihren Platz abgetreten hatte. Endlich sah Nechludoff in einem dritten Wagen Krülzoff auf einem Strohlager, mit Kissen unter dem Kopf, ausgestreckt; neben ihm saß auf dem Rücksitz Maria Pawlowna.
    Nechludoff befahl seinem Kutscher zu halten, stieg aus und näherte sich dem Wagen, in welchem Krülzoff lag. Die Soldaten, welche den Wagen umgaben, machten ihm ein Zeichen, er solle seiner Wege gehen; doch er war schon daran gewöhnt, auf diese Art Warnung nichts zu geben, und thatsächlich ließen ihn die Soldaten nach ihrem ersten Proteste, so lange er nur wollte, neben dem Wagen hergehen.
    In seinen Pelz eingehüllt und seine Lammfellmütze auf dem Kopfe, ein Taschentuch um den Mund gebunden, lag Krülzoff da und schien noch magerer und blasser als vorher. Nur seine Augen schienen in dem ganzen Gesichte zu leben; sie glänzten so eigentümlich, daß sie ganz ungewöhnlich groß erschienen. Unaufhörlich von dem Rütteln des Wagens hin- und hergeschüttelt, starrte er mit einem Ausdruck lebhaften Schmerzes vor sich hin, und als Nechludoff ihn fragte, wie er sich fühle, beschränkte er sich darauf, einen Moment die Augen zu schließen und wandte dann mit zorniger Miene den Kopf ab. Alle Energie seines Wesens beschränkte sich augenscheinlich darauf, die Erschütterungen des Wagens zu ertragen.
    Sobald Maria Pawlowna Nechludoff bemerkt hatte, warf sie ihm einen Blick zu, in welchem er ihre ganze Unruhe klar und deutlich las; doch gleich darauf fing sie wieder mit dem ruhigsten und fröhlichsten Ton zu reden an, indem sie möglichst laut, um das Getöse der Räder zu übertönen, ausrief:
    »Eine gute Neuigkeit! Denken Sie, der Offizier muß sich geschämt haben, er hat dem Vater des kleinen Mädchens heute morgen die Handfesseln abnehmen lassen, und ihm erlaubt, sein Kind zu tragen. Wera hat mir ihren Platz abgetreten, und nun fahre ich im Wagen, während sie vor uns mit Simonson und Katja zu Fuß wandert.«
    Dann trat einige Minuten Ruhe ein; und plötzlich sprach Krülzoff, indem er das Taschentuch, das seinen Mund bedeckte, abriß, einige Worte, die weder Maria Pawlowna, noch Nechludoff verstehen konnten. Der Kranke sah sie darauf mit ungeduldigem Blicke an

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