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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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verpassen würde. Da stehe ich lieber auf dem Flughafen noch eine halbe Stunde rum. So langsam fange ich an, nervös zu werden.
    »Mach dich vom Acker, ich kümmer mich, un heut Mittag kommt ja de Christoph!«
    Ja, das wollen wir mal hoffen – aber inzwischen ist es mir auch egal. Ich bin für heute und morgen nicht zuständig. Mütter neigen ja dazu, selbst Phasen kurzer Abwesenheit komplett durchzuplanen. Essen einfrieren, Listen erstellen und dann halbstündlich anrufen, um zu kontrollieren, ob ihre Liebsten auch ohne sie überleben. Fürs Essen ist Rudi zuständig, und Christoph sollte auch in der Lage sein, seine Kinder vor dem Verhungern zu bewahren. Anrufen werde ich jedenfalls nicht. Ich werde mich ausnahmsweise nur um mich selbst kümmern. Mir fällt ein Satz von Dorothy Parker, einer von mir hochverehrten Schriftstellerin, ein, der hoffentlich auch für mein Wochenende gelten wird: I’ve been too fucking busy – or vice versa . Ich muss kichern.
    »Freust de dich so, ma rauszukomme?«, fragt da mein Schwiegervater.
    »Ja, das tue ich. Ich freu mich riesig! Danke, dass du dich kümmerst.«
    »Gern, Andrea. Du tust mir ja auch so manche Gefalle!«, sagt er und zwinkert mir zu.
    Hasenpuschel denke ich nur.
    »Willst de noch was mitfrühstücke?«, erkundigt er sich liebevoll.
    Ich habe überhaupt keinen Hunger und lehne dankend ab.
    »Rudi, ich geh hoch und mach mich fertig. Sabine und ich wollen früh los«, sage ich noch, bevor ich mich in Richtung Schlafzimmer aufmache. Hoffentlich passiert dieses Wochenende nicht irgendwas! Sollte das Flugzeug abstürzen, weiß niemand, dass ich drin bin. Außer Sabine. Ich muss daran denken, ihr Bescheid zu sagen, wo genau es hingeht.

    Ich dusche, mache mir die Haare und ziehe die bereitgelegten Klamotten an. Ich finde, ich sehe gut aus. Lässig, aber chic. Jeans, weiße Bluse, Lederjacke und Pumps. Eigentlich wollte ich Sandalen anziehen, aber wegen der kleinen Nagellackpanne scheiden die aus. Ich stopfe die Sandalen mitsamt dem Lack noch in den Trolley, schnappe mein Handy vom Nachtisch und bin fertig. Fertig und nervös. Furchtbar nervös. Ich bin kurz davor, wieder auszupacken. Wenn ich noch länger hierbleibe, werde ich genau das tun, und deshalb beschließe ich, jetzt schon loszufahren. Ich kann ja am Flughafen noch einen Kaffee trinken.
    »Rudi, ich fahre los. Du denkst an die Kinder! Grüß sie von mir – ich will sie jetzt nicht wecken. Ich rufe an, wenn was ist«, verabschiede ich mich von meinem Schwiegervater.
    Ich muss los. Ich hätte den Kindern gerne noch tschüs gesagt, will aber nicht noch mehr rumlügen. Wellness – ich komme!

    Natürlich bin ich viel zu früh am Flughafen. Es ist ja immer so – hat man es verdammt eilig, findet man garantiert keinen Parkplatz, ist man dagegen früh dran, dann klappt alles reibungslos. So stehe ich jetzt also mit meinem Trolley in der riesigen Abflughalle und starre auf die Anzeige. Ich hoffe so sehr auf Venedig! Ich setze mich in ein Café, und während ich eine weitere Ladung Koffein zu mir nehme, suche ich mein Handy, um Sabine anzurufen. Als ich es anmachen will, verlangt es nach einem Code. Seit wann das denn? Nach nur wenigen Schrecksekunden dämmert es mir: Ich habe Claudias Handy dabei! Mein Handy liegt zu Hause im Bad. Das auf dem Nachtisch ist das Handy meiner Tochter gewesen, das sie gestern dort brav hat liegenlassen. Das kommt davon, wenn man Kindern teure Smartphones kauft. Ich werde panisch. Ich habe jetzt weder Raketes Nummer noch sonst irgendeine. Schaffe ich es, noch mal nach Hause zu fahren, um die Handys zu tauschen? Das ist logistisch unmöglich – es ist inzwischen 7:20 Uhr, und um 7:45 Uhr bin ich verabredet. Was mache ich nur? Ich kann ja schlecht ein ganzes Wochenende ohne Handy unterwegs sein. Ich muss Claudias Code rausfinden, um wenigstens irgendein Handy zu haben.
    Claudia! O Gott! Die bringt mich um. Die läuft gerade garantiert zu Hause Amok. Armer Rudi! Wenn die jetzt mein Handy findet und meine SMS sieht, dann fliegt mein ganzes Lügenkonstrukt auf. Wie bescheuert bin ich bloß. Wie könnte Claudias Code lauten? Ihr Geburtsdatum? Ich gebe es ein und scheitere. Nichts. Der Geburtstag von Gustav Johannes? Leider fällt mir der nicht ein. Das ist ein Zeichen, überlege ich. Ich soll nicht fahren. Das ist kein Zeichen, sondern nur Schusseligkeit, reg dich ab, Andrea, versuche ich, mich zu beruhigen. Ich probiere es mit 1234 . Tatsächlich! Es funktioniert. Sonderlich originell war

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