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Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Aufgebügelt: Roman (German Edition)

Titel: Aufgebügelt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Fröhlich
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Erklärung.
    »Herr Grenzer, ist das wirklich soo schlimm?«, fragt da Paul.
    Einen Zollbeamten Herr Grenzer zu nennen, ist reichlich keck, aber der so Genannte scheint sich zu freuen, Paul zu sehen.
    »Ach Sie hier, das ist ja toll! Da kann ich mich noch mal bedanken! Sie haben uns so geholfen!«, klingt mein Beamter auf einmal um Klassen freundlicher.
    Wieso bedankt der sich bei Paul? Hat der ihm durch seinen Hornhauthobel ein neues Fußgefühl verschafft? Ist Fußpflege tatsächlich eine so große Sache, dass man sich neben dem Bezahlen auch noch zig Mal bedanken muss? Sehr seltsam.
    »Schon gut, ich bin selbst froh, dass alles so glattgelaufen ist!«, sagt Paul und winkt ab.
    »Sind Sie ein Bekannter von der hier?«, erkundigt sich Herr Grenzer da.
    Von der hier! Was ist das eigentlich für ein Ton!
    »Ja, wir sind Freunde. Gell, Andrea!«, strahlt mich der Crocs-Mann ohne Crocs an.
    Freunde? Das ist an sich ein wenig übertrieben. Bekannte ist schon gewagt. Wir haben uns mal kennengelernt, bei einem Schrebergartenfest wäre richtig. Aber wer weiß, was es nützt – da bin ich im Zweifelsfall auch gerne eine Crocs-Mann-Freundin.
    »Ja!«, sage ich und versuche, überzeugend zu klingen.
    »Na ja, eigentlich ist das ein Delikt – eigentlich. Da käme einiges zusammen. Die Differenz zur echten Tasche, die Strafe wegen des Materials, eine Anzeige wegen Steuerhinterziehung. Aber wir haben hier ja einen gewissen Ermessensspielraum, und die Dame scheint mir ja auch reumütig. Und für Sie würde ich selbstverständlich einiges tun – also soweit es in meinem Ermessensspielraum steht natürlich nur!«
    »Das wäre ja unglaublich nett!«, freut sich Paul.
    »Also ja, das wäre schön! Ich habe es auch wirklich nicht mit Absicht gemacht!«, schleime ich noch ein wenig.
    »Das mache ich nicht für Sie, sondern nur für ihn! Damit das klar ist! Und ich habe Sie hiermit verwarnt. Nehmen Sie Ihre Tasche, zahlen Sie die Differenz zu den vierhundertdreißig Euro, und gut ist.«
    Er lässt mir die Tasche! Immerhin. Die Differenz sind allerdings noch mal 145 Euro. Was den Wert der Tasche dann auf immense 720 Euro hochschraubt. Trotzdem – besser als die Alternativen. Allein die Vorstellung, die Differenz zur echten Hermès-Kroko-Bag zu zahlen! Was hatte Conny gesagt: über 10000 Euro? Da hätte ich hier den Gegenwert zu einem Kleinwagen gelassen. Was für eine Horrorvision.
    »Danke!«, sage ich und bin kurz davor, Herrn Grenzer in meiner Begeisterung zu umarmen. Eben noch war ich mit einem Bein im Knast, und jetzt darf ich für 145 Euro gehen.
    »Danke, Paul!«, sage ich dann noch. Er nimmt mich am Arm und steuert mit mir auf die Zollkasse zu. Ich habe keine 145 Euro mehr, geht mir da auf. Paul springt ein und leiht mir das Geld. Dann dürfen wir gehen. Durch den grünen Ausgang!
    »Das war irre nett von dir! Das Geld bekommst du natürlich bald wieder«, bedanke ich mich erneut. »Wo kamst du denn auf einmal her? Was machst du denn hier am Flughafen?«, will ich noch wissen.
    »Ich komme aus Florida«, sagt er.
    Florida – ich bin beeindruckt. Verdient man so viel als Fußpfleger?
    »Ich war auf einem Kongress – Füße, nichts als Füße, in allen erdenklichen Formen!«, er lacht.
    Ich habe diesen Beruf unterschätzt. Ich hätte niemals für möglich gehalten, dass man als Fußpfleger auf Kongresse nach Florida fliegt. Man lernt wirklich nie aus.
    »Jetzt habe ich mir ein gemeinsames Glas Wein aber ehrlich verdient!«, grinst er mich an.
    »Wein und Essen – Vorspeise, Nachspeise, alles inklusive, was immer du willst!«, betone ich.
    Er hat es sich wirklich verdient. Ohne ihn hätte ich keine Tasche und im Zweifel auch noch eine ordentliche Strafe gezahlt.
    »Alles inklusive, was immer ich will – das hört sich aber sehr gut an!«, lacht er.
    Er lacht viel. Das mag ich. Und jetzt, wo ich Zeit habe, ihn genauer zu betrachten, muss ich sagen, so ohne Crocs und im Anzug sieht er richtig gut aus. Männlich. Groß und kräftig.
    »Wann, Andrea? Ich lasse mich hier nicht so abspeisen – ohne feste Verabredung und zwar möglichst bald, wirst du mich nicht los!«, betont er dann noch.
    Ich überlege: »Entweder heute Abend spontan, aber das muss ich sehen – meine Mama ist im Krankenhaus, und ich weiß noch nichts Genaues. Oder morgen.«
    »Ich bin da. Heute ist es für mich besser als morgen, aber für dich kann ich es auch morgen möglich machen!«, freut er sich sichtlich.
    »Du suchst ein Restaurant aus, und ich

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