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Aufstand der Affen

Aufstand der Affen

Titel: Aufstand der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Jakes
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Kameraden wurden bei Nacht ins Freie geführt. Ein Wärter mit einem Elektrostab führte sie auf einem kiesbestreuten Gartenweg um das Hauptgebäude, um ihnen, wie er sagte, zu zeigen, was ein Nachtwächter zu tun habe. An diesem Abend trugen sie nur ihre Fußfesseln – ohne die sonst obligatorische Verbindungskette.
    Als sie einen kleinen, gepflasterten Platz vor einem Nebengebäude ohne Erdgeschoßfenster erreicht hatten, gab der Instrukteur das Zeichen zum Halten. Er schaltete eine strahlend helle Außenbeleuchtung ein, und kurz darauf stieß ein zweiter Instrukteur zur Gruppe. Gemeinsam mit seinem Kollegen gab er eine Demonstration zum Besten, die Cäsar und seine Gefährten mit unterschiedlicher Aufmerksamkeit beobachteten. Nachdem sie das Ganze wiederholt hatten, fragte der neu Hinzugekommene den Wärter: »Das sollte genügen. Welcher fängt an?«
    Der andere zeigte auf Cäsar. »Er ist der Hellste – sehen wir mal, ob er verstanden hat.«
    Der Instrukteur hängte Cäsar eine Trillerpfeife um den Hals und sagte: »Er ist der Besucher, ich bin der Einbrecher, klar?«
    Cäsar nickte und ließ sich zu einem Punkt an der Wand des fensterlosen Untergeschosses führen. Der Instrukteur zog sich zurück und kam kurz darauf wieder in Sicht. Mit schnellen, energischen Schritten steuerte er den Eingang an. Er drückte auf einen Klingelknopf, die Tür wurde geöffnet, er ging hinein.
    Cäsar blieb untätig. Aber einen Augenblick später wurde er aktiv.
    Der Wärter war zur nächsten Hausecke geschlichen und kletterte nun an einem Spalier zum ersten Stock empor. Cäsar eilte ihm nach, so schnell er konnte.
    Der Wärter erreichte einen schmalen Sims und streckte die Arme aufwärts, um sich in ein offenes Fenster zu ziehen.
    Cäsar kletterte am Spalier hinauf und bewegte sich vorsichtig auf dem Sims entlang, als der Wärter sich zum Fenster hinaufzog. Der Mann lag bäuchlings im offenen Fenster und war eben im Begriff, die Beine nachzuziehen, als Cäsar hochsprang und ihn am rechten Knöchel zu fassen bekam. Wegen der Höhe hatten seine eigenen Füße den Kontakt mit dem Mauersims verloren, und nun hing er am Fußgelenk des Wärters, führte hastig die Trillerpfeife zum Mund und blies aus Leibeskräften hinein.
    »In Ordnung, gut, laß jetzt los!« schrie der Wärter.
    Cäsar gehorchte, stieß sich ab und landete drei Meter tiefer in der weichen Erde eines Beets. Dort blieb er sitzen und blies weiter in die Trillerpfeife. Der Wärter kam am Spalier herabgeklettert und nahm Cäsar schmunzelnd die Trillerpfeife aus dem Mund. »Das war mehr als genug! Jemand sollte dich gleich als Nachtwächter kaufen.« Er gab ihm eine Banane. Cäsar schälte und verzehrte sie genießerisch, während seine drei Gefährten bewundernd zusahen. Auf einmal erinnerte ihn das grelle Licht der Außenbeleuchtung an den Zirkus, und er mußte an Armando denken. Mit den verhaßten menschlichen Lehrern sein kleines Spiel zu treiben, machte keinen Spaß mehr.
     
    Nach vier Wochen wurde Cäsar in eine unterirdische Station gebracht, deren Anlage der Aufnahmestation entsprach. Er wanderte von Kontrollstelle zu Kontrollstelle, einer unter den vielen, die das Ausbildungsziel erreicht hatten. Man nahm ein zweites Mal ihre Fingerabdrücke, heftete Nummern an ihre Arbeitsanzüge und eskortierte sie zu wartenden Transportfahrzeugen. Er kam an einem Vermittlungsbüro vorbei, wo ein Dutzend Angestellte beiderlei Geschlechts telefonierten, in Listen nachschlugen und Notizen kritzelten. »Ein weiblicher Orang-Utan zum sofortigen Verkauf, ja, ich habe verstanden. Welches Alter, welche Fähigkeiten?«
    »Voll konditionierte Haushaltshilfe Klasse A, siebzehn Jahre ...«
    »Ja, wir können sie vermitteln, wir haben hier eine Anfrage.« Wärter waren an den automatischen Türen stationiert und bewachten die Absolventen, als sie durch die Kontrollstellen geschleust und zur Verladerampe eskortiert wurden. Cäsar atmete auf, als er endlich zwischen seinen Leidensgenossen im Lastwagen stand. Es waren schwere und manchmal schreckliche, aber auch lehrreiche vier Wochen gewesen. Durch das Mithören von Gesprächen und eigene Beobachtungen hatte er viel über Organisation und Wirkungsweise der »Arbeitskräfteverwaltung« erfahren. Wie sinnreich und zweckmäßig für die Menschen, dachte er bitter. Für seinesgleichen lautete die Bilanz Grausamkeit, Unterdrückung, Sklaverei.
    Und doch deuteten Vorfälle jenes ersten schrecklichen Tages in der Stadt, besonders aber Aldos

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