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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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Dokumentationszentrum«, sagte Timberlane. »Wie Sie wissen, kam es 1981 zu jenem folgenschweren Unglück, das den Menschen und die meisten höheren Säugetiere sterilisierte. In den neunziger Jahren, als man die Tragweite der Katastrophe erkannte, taten sich mehrere amerikanische Stiftungen zusammen und gründeten DAZ in Washington. Damals wurde beschlossen, zur Untersuchung der unvorhergesehenen Lage eine Forschungsgruppe zu bilden. In allen Ländern wurden Mitarbeiter angeworben und ausgebildet, um die Verhältnisse in ihren Heimatländern objektiv zu untersuchen und in allen ihren Aspekten festzuhalten.
    Diese Forschungsgruppe bekam die Bezeichnung ›Dokumentationszentrum für allgemeine Zeitgeschichte‹, abgekürzt DAZ. Ich bin schon frühzeitig in die Organisation eingetreten und wurde im Jahr 2009 in Washington ausgebildet. Damals versuchte die Organisation so pessimistisch wie möglich zu sein, um zu realistischen Prognosen zu kommen. Dank dieses wirklichkeitsnahen Denkens können wir die Arbeit als einzelne Individuen fortsetzen, selbst wenn die nationalen und internationalen Kontakte abreißen.«
    »Wie es jetzt geschehen ist. Der Präsident wurde von verbrecherischen Elementen, hinter denen ein paar Industriekonzerne standen, ermordet. Jetzt befinden sich die Vereinigten Staaten im Zustand der Anarchie. Wissen Sie das?«
    »England auch.«
    »Nicht so. Wir haben hier keine Anarchie, wissen gar nicht, was das Wort bedeutet. Aber ich weiß, wie man für Ordnung sorgt, dessen darf ich Sie versichern. Selbst diese Seuche konnte die Ordnung nicht erschüttern. Die Justiz und alle anderen Staatsorgane arbeiten normal und haben die Situation in der Hand.«
    »Die Cholera kommt erst richtig in Schwung, Kommandeur Croucher. Und Massenexekutionen sind nicht gerade eine Manifestation der Ordnung.«
    »Manifestation, zum Teufel«, sagte Croucher ärgerlich. »Morgen werden sämtliche Patienten im Churchill-Hospital erschossen. Kein Zweifel, daß Sie auch darüber zetern werden. Aber Sie verstehen eben nicht. Ich habe gar nicht den Wunsch, zu töten. Mir geht es ausschließlich um die Wahrung von Ruhe und Ordnung.«
    »Sie müssen genug Kenntnisse der Geschichte haben, um zu wissen, wie hohl das klingt.«
    »Richtig! Und gerade darum verabscheue ich Chaos und Bürgerkrieg! Hören Sie, was Sie mir da über DAZ erzählt haben, bestätigt, was ich bereits aus anderer Quelle erfahren habe. Sie haben mich nicht angelogen. Also ...«
    »Warum sollte ich Sie anlügen? Wenn Sie der Wohltäter sind, der zu sein Sie vorgeben, habe ich nichts von Ihnen zu befürchten.«
    »Anders ausgedrückt, wäre ich der Irre, für den Sie mich halten, müßte es mein Hauptanliegen sein, jeden objektiven Beobachter meines Regimes auszuschalten. Aber das Gegenteil ist wahr. Ich sehe meinen Auftrag lediglich in der Wahrung der Ordnung und nur darin. Folglich kann ich Sie gebrauchen. Ich möchte, daß Sie hier Ihre Untersuchungen und Aufzeichnungen machen. Ihr Zeugnis wird mich und die Maßnahmen, die zu treffen ich gezwungen bin, rechtfertigen.«
    »Vor wem soll ich sie rechtfertigen? Vor der Nachwelt? Es gibt keine Nachwelt, wie Sie sicherlich wissen.«
    Sie schwitzten beide. Der Wachsoldat hinter Timberlane scharrte mit den Füßen. Croucher zog eine Rolle mit Pfefferminzdrops aus der Tasche und bediente sich.
    »Wie lange wollen Sie noch mit der Arbeit für DAZ fortfahren, Mr. Timberlane?« fragte er.
    »Bis ich sterbe oder umgebracht werde.«
    »Und bis dahin wollen Sie Tonbandaufnahmen machen, Analysen anfertigen und Prognosen aufstellen?«
    »Ja, und filmen.«
    »Für die Nachwelt?«
    Nach einem Moment das Schweigens sagte Timberlane: »Nun gut, wir beide glauben zu wissen, wo unsere Pflicht liegt. Aber ich brauche nicht alle die armen alten Wracks im Churchill-Hospital zu erschießen.«
    Croucher zerbiß seinen Pfefferminzdrops. Als er sprach, war sein häßliches, breites Gesicht wie aus Stein. »Ich will Ihnen eine Information geben, die Sie für Ihre Arbeit verwerten können. In den letzten zehn Jahren hat sich das Churchill-Hospital ausschließlich auf ein Forschungsgebiet spezialisiert. Unter den Wissenschaftlern und Ärzten dort befinden sich einige bekannte Biochemiker. Ihr Projekt ist die Verlängerung des Lebens. Sie beschränken sich nicht auf das Studium der Ge – Ge –, der Geriatrie, wie sie es nennen; sie suchen nach einer Droge, einem Hormon. Ich bin kein Mediziner und weiß nicht, was der Unterschied zwischen dem einen

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