Aufstand der Alten
arbeiten soll, muß meine Unabhängigkeit gewährleistet sein.«
»Spielen Sie sich nicht auf! Sie tun, was ich Ihnen sage, verstanden? Ich sage, daß Sie hier Quartier nehmen, und das ist ein Befehl. Überdenken Sie dieses Gespräch, reden Sie mit Ihrer Frau darüber. Ich biete Ihnen Sicherheit, Timberlane.«
»In diesem unhygienischen Fort?«
»Morgen früh werde ich Sie rufen lassen. Wache, bringen Sie diesen Mann fort. Übergeben Sie ihn an Corporal Pitt.«
Als die beiden Uniformierten herantraten, um Timberlane wegzuführen, wischte sich Croucher mit seinem Taschentuch die Stirn und sagte: »Noch etwas, Timberlane. Ich hoffe, daß ein freundschaftliches Einvernehmen zwischen uns entsteht, soweit das möglich ist. Sollten Sie jedoch an Flucht denken, möchte ich Sie in Kenntnis setzen, daß ab morgen neue Beschränkungen in Kraft treten. Ich werde die weitere Ausbreitung der Seuche mit allen Mitteln verhindern. Wer in Zukunft versucht, das von mir kontrollierte Gebiet zu verlassen, wird ohne Anruf erschossen. Im Laufe der Nacht werden überall um die Stadt Straßensperren errichtet. In Ordnung, Wache, nehmen Sie ihn mit. Und schicken Sie mir meine Sekretärin und eine Kanne Tee.«
Das Quartier auf dem Kasernengelände bestand aus einem großen Raum. Er enthielt ein Waschbecken, einen Gaskocher und zwei Militärbetten mit je drei Decken. Ihre Habseligkeiten trafen mit einem kleinen Lastwagen ein und wurden von Soldaten heraufgebracht.
Ein seniler Wachtposten saß auf einem Stuhl neben der Tür, befingerte eine Maschinenpistole und starrte sie mit der steinernen Neugier des Gelangweilten an.
Martha lag auf einem der Feldbetten, ein feuchtes Handtuch auf der Stirn. Timberlane hatte ihr ausführlich von seinem Gespräch mit Croucher berichtet. Sie schwiegen, der Mann auf seinem Bett sitzend, das Kinn auf die Hände gestützt. Allmählich fühlte er sich in eine Art Lethargie versinken.
»Nun, wir haben mehr oder weniger das, was wir wollten«, sagte Martha endlich. »Wir arbeiten für Croucher, und nicht zu knapp. Kann man ihm vertrauen?«
»Ich glaube nicht, daß es eine Frage ist, die du stellen darfst. Man kann ihm vertrauen, soweit es die Umstände erlauben. Er schien nicht alles aufzunehmen, was ich ihm sagte – es schien, daß er die ganze Zeit mit einem anderen Problem beschäftigt war, was immer es sein mag. Jedenfalls leidet das DAZ-Projekt keinen Schaden, wenn wir mit ihm zusammenarbeiten, und darum werden wir es tun. Aber ich verstehe immer noch nicht, warum er sich in einer Zeit wie dieser mit mir belastet.«
»Ich könnte mir einen Grund denken«, erwiderte Martha. »Er will dich überhaupt nicht. Er ist hinter dem Lastwagen her. Wahrscheinlich glaubt er, unter den Geräten und dem Material etwas Brauchbares zu finden.«
Er blickte auf. »Möglich. Er könnte denken, daß ich, weil wir aus London gekommen sind, dort Informationen gesammelt habe, die von Nutzen für ihn sind. London ist im Moment sein bestorganisierter Feind. Ich frage mich, wie lange sie den Wagen stehenlassen, wo er ist.«
Der DAZ-Wagen war ein wertvolles Ausrüstungsstück. Als die nationalen Regierungen zusammenbrachen, wurde jeder Wagen zu einem unabhängigen kleinen DAZ-Hauptquartier. Sie enthielten alle Aufnahmegeräte, Arbeitsunterlagen, dazu eine spartanische Wohneinrichtung und Lebensmittelvorräte; sie waren gepanzert, und eine Stunde Arbeit verwandelte sie zu Raupenfahrzeugen; sie wurden von einem selbstladenden Batteriesystem angetrieben und hatten einen Allstoff-Hilfsmoter, der mit Benzin, Dieselöl, Petroleum oder jeder vergleichbaren Flüssigkeit betrieben werden konnte. Dieses hübsche Paket Technologie war in Timberlanes Garage zurückgeblieben.
»Ich habe noch die Schlüssel«, sagte Timberlane, »und das Fahrzeug ist abgesperrt. Sie haben nicht nach den Schlüsseln gefragt.«
Marthas Augen waren geschlossen. Sie hörte ihn, war aber zu müde, um zu antworten.
»Dieser Ort hier ist für die Beobachtung der zeitgeschichtlichen Ereignisse gut geeignet«, sagte er. »Was DAZ nicht bedacht hat, ist, daß die Fahrzeuge für jene, die Zeitgeschichte machen, von Interesse sein könnten. Was immer geschehen mag, wir dürfen den Wagen nicht aus den Händen geben.«
Sie verbrachte eine unruhige Nacht in der stickigen Luft des Kasernenraumes. Immer wieder wurde die Stille von Militärstiefeln gestört, deren Tritte durch die Korridore hallten, von laut gebrüllten Befehlen und dem Motorenlärm auf dem Hof.
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