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Aufstand der Alten

Aufstand der Alten

Titel: Aufstand der Alten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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meine, im vierten Monat. Darum wollten wir das Haus nicht verlassen, wo die Schafe waren. Es wäre ein hübsches Heim gewesen, nur unser Schlauberger hier mußte unbedingt weiter auf seinem geliebten Fluß abwärts fahren!«
    »Morgen werden wir zum Jahrmarkt nach Swifford gehen und sehen, was wir für euch tun können«, sagte Graubart. »Sicher gibt es dort einen Arzt, der Becky untersuchen und ihr Ratschläge geben kann. Einstweilen sollten wir uns ein bißchen aufs Ohr legen.«
     
    Graubart wachte von einem unbestimmten Geräusch auf. Graues Dämmerlicht sickerte durch die Bretterritzen in die Scheune. Norsgrey schirrte sein Rentier vor den zweirädrigen Karren. Die anderen schliefen noch. Graubart wickelte eine seiner Decken um sich und stand auf. Er reckte sich und ging zu dem Alten. Die Zugluft, in der er die Nacht gelegen hatte, war durch die Decken gedrungen und hatte seine Gelenke steif gemacht.
    »Du machst dich früh auf den Weg, Norsgrey.«
    »Ich bin Frühaufsteher. Lita will fort.«
    »Fühlt sie sich heute morgen besser?«
    »Mach dir keine Sorgen um sie. Sie hat ihre Decken und ist unter der Wagenplane gut aufgehoben. Morgens spricht sie nicht mit Fremden.«
    »Werden wir sie nicht sehen?«
    »Nein.« Der Karren war mit einem geflickten braunen Segeltuchverdeck ausgerüstet, das vorn und hinten mit Lederriemen zugebunden war und keinen Einblick gewährte. Der Hahn krähte unter der Plane; Norsgrey hatte seine Hühner bereits eingesammelt. Der alte Mann hatte so leise gearbeitet, daß Graubart sich unwillkürlich fragte, was von ihren eigenen Sachen fehlen mochte.
    Er öffnete das Tor für den Alten und seinen Karren. Das Rentier setzte sich in Bewegung und zog den Karren ins Freie.
    »Ich bin ausgekühlt und steif«, sagte Graubart. »Wenn es dir nichts ausmacht, begleite ich dich ein Stück.«
    »Wie du willst. Ich habe nichts gegen deine Gesellschaft, solange du nicht zuviel redest.«
    »Findest du immer noch Straßen, auf denen du mit dem Karren fahren kannst?«
    »Ah, zwischen den Siedlungen gibt es viele offene Straßen. In letzter Zeit ist wieder mehr Verkehr; die Leute werden unruhig und ziehen umher. Warum sie nicht sitzen können, wo sie sind, um in Frieden zu sterben, weiß ich nicht.«
    »Dieser Ort, von dem du uns gestern abend erzählt hast ...«
    »Ich habe gestern abend nichts gesagt; ich war betrunken.«
    »Mockweagles hast du den Ort genannt. Was für eine Behandlung haben sie dir gegeben, als du dort warst?«
    Norsgreys blasse Augen verschwanden fast hinter den rotgeäderten Hautfalten. Er machte eine Daumenbewegung zu den Büschen, deren Zweige rechts und links am Karren entlangstreiften.
    »Sie warten dort drinnen auf dich, mein bärtiger Freund. Du kannst sie zwitschern und schnarren hören, nicht? Sie stehen früher auf als wir, und sie gehen später schlafen, und schließlich werden sie dich kriegen.«
    »Aber dich nicht?«
    »Ich gehe und lasse mir alle hundert Jahre eine Injektion und diese Kugeln geben ...«
    »Das also geben sie dir? Du bekommst eine Injektion und diese Dinger, die du um den Hals trägst. Du weißt, was für Kugeln das sind, nicht wahr? Das sind Vitaminpillen.«
    »Ich sage nichts. Ich weiß nicht, wovon du redest. Auf jeden Fall wäre es für euch Sterbliche am besten, ihr hieltet den Mund. Hier ist die Straße.«
    Sie waren an eine Art Kreuzung gelangt, wo ihre Wegspur eine Straße kreuzte. Norsgrey schlug mit einer Weidengerte auf sein Rentier ein und trieb es zu schnellerer Gangart. Über die Schulter blickte er zu Graubart zurück.
    »Ich will dir was verraten«, krähte er. »Wenn du zum Jahrmarkt nach Swifford kommst, frag nach Bunny Jingadangelow.«
    »Wer ist das?« fragte Graubart.
    »Ich sage dir, er ist der Mann, nach dem du auf dem Jahrmarkt von Swifford fragen sollst. Vergiß den Namen nicht – Bunny Jingadangelow.«
    Graubart zog die Decke um seine Schultern und schaute dem Karren nach, bis das Fahrzeug und sein Besitzer hinter der nächsten Biegung verschwunden waren. Einmal glaubte er eine Bewegung unter der Plane zu sehen und etwas wie eine Hand – nein, wahrscheinlich war es keine Hand, sondern seine Einbildung.
    Er drehte sich kopfschüttelnd um und trottete zur Scheune zurück. »Bunny Jingadangelow«, sagte er im Gehen zu sich selbst, »Bunny Jingadangelow ...«
     
    An diesem Tag kam der Abend mit Musik. Jenseits der Wasserfläche konnten sie die Lichter von Swifford sehen. Sie ruderten über eine Strecke, wo die Themse über ihre

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