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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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Bergwerk »Die Grube der Vergessenen« heiße. Aufhören möge Tuk zu reden! Unerträglich sei dieser eisige Hohn, und er verstehe sich selbst nicht, daß er ihn dulde . . .
    ». . . nicht genug können wir die milde Fürsorge unserer erlauchten Damen bewundern, die sich selbst auf die vergessensten von dero Untertanen erstreckt, und ebenso die alles umfassende Weisheit, die sich mit dieser Milde verbindet. Statt der ihnen schädlichen Fähigkeit des Sehens gewinnen die Sklaven ein so feines Tastgefühl, daß sie die erzführenden Adem weit sicherer mit den Fingerspitzen erfühlen, als das menschliche Auge sie auch bei guter Beleuchtung erkennen könnte. Wir haben Lampen, mit bestem Öl gespeiste Lampen — und was sehen wir? So gut wie nichts. Was aber geschähe, wenn wir jedem Sklaven eine solche Lampe geben würden? Die Flammen würden schon mit dem Öl einen Teil der Gewinne verzehren. Und damit wäre es nicht einmal getan. Lampen und nun gar Fackeln würden die Anlage einer vielfachen Anzahl von Schächten zur Erneuerung der Luft nötig machen. Was übrigens auch der Grund ist, warum die billigen Kienfackeln noch viel weniger in Frage kämen. Mein Herr Garparuda wird bemerkt haben, wie die Flammen unserer drei Lampen in den niedrigen Gängen bereits gegen ihr Erlöschen anzukämpfen hatten. So möge also mein Herr bedenken, daß die weit mehr als hundert Sklaven ohne Zufuhr ungeheurer Luftmengen gemeinsam mit ihren Fackeln ersticken müßten. Davor sei Rhea! Auch würde die Fähigkeit zu sehen diesen Menschen nur eine ablenkende Sehnsucht nach dem Licht der Oberfläche einflößen. Sehnsüchte, deren Befriedigung ebenfalls Ausgaben verursachen würde. Wieder einmal ersieht also mein Herr, daß es nichts gibt, was nicht nach den Umständen seinen Wert hätte. Licht und Luft können recht kostspielig sein. Hier unten dagegen leben die Häuer im inneren Kreis der Göttin ein ihr geweihtes Leben im Dienst und zum Nutzen unserer Damen. Lasset sie uns preisen, die uns alle beschirmen, nicht nur die Häuer -uns alle.«
    »Sie seien gepriesen«, sagte der Verwalter, und obwohl in dem Halbdunkel wenig zu sehen war, verneigte er sich tief. Er war auch wirklich ergriffen. Denn auf diese Weise hörte er seine Tätigkeit zum erstenmal dargestellt, und nur auf sie bezog er Tuks Worte. Gleichsam zu einem religiösen Beruf erhoben begriff der Verwalter sein Amt.
    »Weiter!« befahl Garp.
    In den Stollen sahen sie die Menschen liegend den Stein bearbeiten, und sie hörten weit mehr, als sie sahen.
    »Ich will wissen, wo sie wohnen«, sagte Garp.
    Und er sah es; aber ihm schien, als wäre ihm wohler, wenn er es nicht erfahren hätte. In den Höhlen lagen sie auf spärlichem Stroh. Ihre Nahrung war eine Suppe aus Weizenkörnern und Zwiebeln. Nur eines Vorteils erfreuten sie sich. Sie trugen keine Ketten. Ihre Blindheit fesselte sie besser, als Ketten es vermocht hätten.
    »Es ist alles wohl bedacht«, erklärte Tuk.
    »Schweig!« sagte Garp.
    Doch Tuk erinnerte daran, daß sein Herr Garparuda noch einen Sklaven, dessen Nummer Tuk nannte, zu sehen gewünscht habe. Garp selbst freilich hörte zum erstenmal davon. Aber es war dies eben Tuks Art, ihm einen Hinweis zu geben, und der Schreiber war sehr beunruhigt, als der Verwalter den Enkel der Großen Dame vor diesem Besuch warnte. Er hatte einen triftigen Grund dafür. Der Sklave sei von den andern abgesondert, sagte der Oberaufseher, weil er von einer Krankheit ergriffen sei, die nach allen Erfahrungen sich auf jeden übertrage, der mit ihm in Berührung komme. Selbst arbeiten lasse man ihn nicht mehr, da seine Hand das Erz vergifte, und die Wege der Göttin seien unerforschlich.
    »Lebt er?« fragte Tuk desungeachtet.
    Er lebe wohl, meinte der Verwalter, aber . ..
    »Dann führe uns zu ihm«, sagte Tuk. »Unser Herr ist nicht wie andere Menschen. Verehre in ihm der Göttin Walten und gehorche.«
    In Milet war Garp nie dazu gekommen, ein Haus der Reichen zu betreten oder ein Gefäß von einigem Wert in die Hand zu nehmen. Bis nach Kreta hatte er kommen müssen, um von dem Bildzauber auf Geräten und vor allem auf den Wänden etwas zu erfahren. Große Scheu war über ihn gekommen, weil er geglaubt hatte, sich der Anziehungskraft dieser Werke entziehen zu müssen. Wie geheimnisvolle Beschwörungen einer anderen Art als die mit Worten waren sie ihm erschienen, bis er sie schließlich als eine Selbstverherrlichung der Kreter erkannt hatte. Selbst wenn Tiere oder Blumen beschworen

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