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Aufstand der Maenner

Titel: Aufstand der Maenner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes Tralow
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deiner Hut glaubte ich die Bekennenden in Sicherheit und ihres Gottes gewiß . . .«
    »Etliche ergriff man wie mich - die andern zerstreuten sich.«
    »Als ich davon erfuhr, kehrte ich zurück; aber ich fand niemanden als dich. Keiner sonst gab der Losung die Antwort. Durch Jahre des Suchens keiner.«
    »Sie werden dir nicht getraut haben. Auch ich wurde verraten.«
    »Nicht von mir.«
    »Was wissen wir von uns selbst?«
    »So bist also du der letzte? Ich frage dich, sprich, Egel, der Priester!«
    »Deine Frage ist die eines Schwachen im Glauben. Von seinen Feinden ans Kreuz geschlagen und zerstückelt, wird der Gott auferstehen - schöner als je! Warst nicht du es, der dieses prophezeite? Es waren die Worte des Gottes aus deinem Mund. Seine Gemeinde aber ist sein Leib. Kleinmütiger, beantworte dir selbst deine Frage.«
    »Sie ist beantwortet. Du aber sage mir, wo ich die Brüder finde. Einen Namen nur nenne, einen einzigen, Egel!«
    »Horch in dich hinein, und du wirst hören. Und wenn du den Gott hörst, wirst du finden.«
    »Ich tat es und hörte nichts, weil ich die Weihe nicht habe. Gib mir die Weihe — du allein hast sie. Was nützt sie dir noch?«
    »Weil sie in einem entwürdigten Leib wohnt, meinst du? In einem Haufen von Schwären und Unflat? Du bist blinder als ich, Tuk. Die Weihe behält, einmal erhalten, ihre Kraft. Nichts kann sie trüben, weder Gebresten noch Schande.«
    Nichts mehr von eisiger Ruhe war in der Stimme von Tuk, als er sich nun auf die Knie warf.
    »Gib sie mir«, keuchte er, »gib mir Weihe und Ring, Egel, mein Herr! Und nenne die Namen - einen einzigen nenne! Ich flehe dich an! Laß mich die Brüder finden, daß ich sie leite.«
    Egel streckte die Rechte aus, die rein war, und tastete in die Richtung, wo Tuk auf den Knien lag, das Haupt zur Erde gebeugt.
    »In dir ist nur der Haß stark«, sagte er.
    Tuk sprach in die Erde: »Lieben heißt das Leben nicht kennen.«
    »Kein Haß ohne Liebe und keine Liebe ohne Haß. Liebe, daß dich der Haß nicht zerstöre, und hasse, daß dich die Liebe nicht preisgebe allem Zerstörenden und du dich bewahrst.«
    »Du verwirfst mich?«
    Das Gespenst antwortete ihm nicht. Es wandte sein Gesicht zu Garp. »Junge Stimme«, waren seine Worte, »sage deinem Gefährten, daß ich ihn nicht verwerfe. Aber ich gebe ihm weder Weihe noch Ring. Ich habe den Ring nicht mehr.«
    Bei diesen Worten erhob sich Tuk mit dem Ausdruck einer grenzenlosen Enttäuschung und wandte sich ab. Der Geblendete aber sprach weiter zu Garp.
    »Bock und Traube Traube und Bock - du hörtest es, junge Stimme«, sagte er leise und zeichnete mit einem trockenen Reis Schriftzeichen in den Staub.
    »Zeia, der Töpfer«, las Garp.
    Und als er sich abends entkleidete, fand er einen Ring in seinem Gurt. Ein weinrankenumwundener Stab war in den Stein geschnitten.

15
    »Ich überlege gerade, mein Tuk«, sagte Garp, »wie wenig Rücksicht ich gegen dich übe.«
    »Wie denn, Ma, ich verstehe Sie nicht . . .«
    Tuk sagte »Ma« - »Herr« -, nie hatte er die Form verletzt, auch nicht als Lehrer des Garp. Aber es war keine Untertänigkeit in der Form.
    »Seit du mir folgtest«, meinte Garp, um dann mit unverhüllter Ironie fortzufahren, »- oder sollen wir lieber sagen, seit du mich in Besitz nahmst? - hast du mich geknetet. Ich ließ es geschehen und dankte dir nie.«
    Tuk griff plötzlich - als erwache er - ganz fest in die Armmuskeln seines Herrn.
    »Bin ich nicht Ihr Diener?« fragte er, während er mit Eifer zu massieren begann.
    Garp ließ sich jedoch nicht beirren.
    »Es wird sich noch weisen, wer dem andern dient. Aber dieser Knetdienst wäre nicht gerade nötig. Wir haben genug Sklaven, die dir die Mühe abnehmen könnten, wenn auch keinen, der es wie du verstünde. Daß du ein Ephod warst, ist mir neu; aber daß du ein Arzt bist, wußte ich immer.«
    »Nun denn, so bin ich Ihr Arzt, Herr, und keines andern Menschen Arzt.«
    »Ich will es glauben; denn jetzt spüre ich wieder deinen Griff.«
    Mehr Worte waren nicht nötig, damit sich beide verstanden. Tuk hatte an das Bergwerk und an Egel gedacht und darüber die Gegenwart eine Weile vergessen. — Garp dagegen wollte wissen, ob Tuk etwas von dem erhascht habe, was zwischen ihm, Garp, und Egel vorgegangen war. Darum hatte er den Nachdenklichen aufgescheucht. Jetzt war er ein wenig beruhigt. Nein - es war nicht recht wahrscheinlich, daß Tuk etwas gehört habe, dachte Garp. Auch habe er kein Wort mehr mit Egel getauscht, sondern nur noch

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