Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers

Titel: Aufzeichnungen eines Schnitzeljägers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hoëcker
Vom Netzwerk:
sowohl zu getrennten Zeiten als auch gleichzeitig zusammen. Um bei der sich ständig anhäufenden Menge von Informationen den Überblick nicht zu verlieren, kamen wir auf die geniale Idee, eine «Hier-kommen-die-Ideen-rein»-Datei anzulegen. Leider führte das zu diversen Problemen: Erst veränderte ich etwas, danach schickte ich die Datei Tobi per E-Mail , woraufhin er etwas änderte und sie mir wieder zurückschickte, woraufhin ich wieder etwas änderte und dann wieder er, und irgendwann schickten wir uns gleichzeitig eine neue Datei zu. Somit hatten wir innerhalb kürzester Zeit an einem Tag vier verschiedene Versionen, in denen irgendwo irgendwelche Ideen standen, die wir gebrauchen konnten. Schließlich hatte ich einen genialen Einfall, mit dem das Problem endlich gelöst war: Ich übernahm die Pflege der Datei allein, und Tobi bekam nur noch geschützte PD F-Files zugesandt. Dass die nicht editierbar waren, bemerkte er zum Glück nicht sofort, und das verschaffte mir einen kleinen zeitlichen Vorsprung beim Lösen der Fragen.Und ich musste seine Ideen nicht immer wieder aufwendig löschen.
    So sahen unsere Notizen am Ende aus:
     
    FRAGE 10: so traurig
    «…»
    (Anstelle von «…» stand die Frage nochmal drin, was den Vorteil hatte, dass wir nicht immer wieder die Webseite suchen mussten.)
     
    Der erste Schritt bestand darin, diverse wichtig erscheinende Begriffe wahl- und willenlos bei Google einzugeben. Daher fanden sich in unserer Sammlung zunächst die interessant erscheinenden Ergebnisse zu den Suchbegriffen «Jungfrau», «englische Prinzessin» und «Wallfahrt» in allen erdenklichen 120   Kombinationen. 49 Natürlich stießen wir nicht sofort auf eine schön gestaltete Webseite, auf der wir diese Informationen säuberlich geordnet entdeckten. Wir mussten erst seitenweise irgendwelche völlig uninteressanten Webinhalte durchlesen. Jedes einzelne Wort generierte leider sehr viele nicht wirklich sinnvolle Ergebnisse. So waren wir weder an irgendwelchen zu jener Zeit geplanten Wallfahrten von und nach England interessiert noch wollten wir irgendetwas von einem «englischen» Kurs im Prinzessinnenstift wissen. Was das Stichwort «Jungfrau» für Ergebnisse brachte, brauche, möchte und DARF ich hier jetzt nicht erwähnen.
    Irgendwann landeten wir unter bautz.de (Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon) endlich bei einer Judith, deren Leben zu verfolgen uns recht vielversprechend erschien:
     
    « JUDITH (Jutta, Judda) von Niederaltaich, Selige. Nach der Legende englische Prinzessin, die nach dem frühen Tod ihres Mannes und ihrer Kinder eine Wallfahrt ins Heilige Land unternahm. Bei ihrer Rückkehr fand sie ihre Jugendgefährtin Salome, die, ebenfalls auf einer Pilgerfahrt, an Aussatz erkrankte und erblindete, als Klausnerin im Kloster Altaich. Auch J. wurde von Abt Walker von Niederaltaich (1069   –   1098) als Rekluse aufgenommen und pflegte ihre Freundin bis zu deren Tod. Ihr gemeinsames örtliches Fest wird am 29.   Juni gefeiert.»
     
    Das klang interessant, weil Hexen vorzugsweise im Mittelalter verbrannt wurden und hier auch noch eine englische Prinzessin auf Wallfahrt war. Dass sie eines natürlichen Todes gestorben war, störte zwar die Vorgabe «zu Tode gekommen», aber vielleicht ließen sich noch weitere Informationen herausfinden.
    Weiter ging die Suche, diesmal mit den Begriffen «Heinrich» und «Clemens», zwei Herren, die offensichtlich schreiben können oder konnten, auch wenn sie irgendwas mal mit dem einen oder dem anderen Buchstaben geschrieben haben. Nach einigem Suchen fanden wir dann auch zwei Kandidaten, die zeitlich zu Judith passten, und nahmen sie sofort in unsere Datenbank auf:
     
    Heinrich   III. (1017   –   1056)
    Clemens   II. (1005   –   1047)
    Judith (um 1050 gestorben)
     
    Perfekt, alle drei hatten zur selben Zeit gelebt. Wir waren ganz nah dran! Es fehlte sicher nicht mehr viel! Hoffnung keimte in uns auf.
    Wie immer telefonierten wir nach jedem neuen Fund miteinander, und war er auch noch so klein. Saßen wir dabei gerade gleichzeitig am Rechner, redeten wir manchmal auch gar nichtmiteinander, sondern jeder durchstöberte für sich das Internet, und wir warfen uns hin und wieder nur ein «Ach   … wart mal   … hier» oder «Dich nicht» durch die Leitung entgegen. Die Gespräche beendeten wir dann meist mit «Ist ja super gelaufen, wir sind zwar wieder nicht weitergekommen, aber ich bleib dran.» – «Ja, ja, ich auch.» Danach fassten

Weitere Kostenlose Bücher