Auge um Auge
jungen Billy.«
»Mit Salters Neffen? Großartig. Der ist fast so schlimm wie Harry.«
»Ich sollte Sie eigentlich nicht daran erinnern müssen, Sir, dass er bei der Sache in Cornwall eine große Hilfe war.«
»Daran brauchen Sie mich tatsächlich nicht zu erinnern, Superintendent, aber ein Gangster ist er trotzdem.«
»Er war bereit, ohne jedes Training mit dem Fallschirm abzuspringen, und hat vier der Männer von Jack Fox erledigt. Ohne ihn wäre Dillon heute mausetot.«
»Zugegeben. Aber er bleibt immer noch ein übler Gangster.«
Bei Compton House in West Sussex fiel erbarmungslos der Regen, was die Jagdgesellschaft jedoch nicht im Mindesten störte. Es war eine dreißigköpfige Gruppe, an der Harry Salter sich finanziell beteiligt hatte. Er stieg aus einem langen Shogun, bekleidet mit einer Schirmmütze, einer Wachsjacke, Jeans und Gummistiefeln. Salter war fünfundsechzig und hatte ein fleischiges, joviales Gesicht, solange er lächelte. Obwohl er einer der bekanntesten Gangsterbosse Londons war, hatte er in seiner langen Karriere erst einmal im Gefängnis gesessen.
Inzwischen hatte er zwar Millionen in Immobilien am Hafen und in die Freizeitindustrie investiert, doch das Verbrechen lag ihm im Blut, weshalb er immer noch am Schmuggel vom europäischen Kontinent beteiligt war. Mit Zigarettenhandel konnte man viel Geld machen, denn auf dem Festland waren die Dinger unglaublich billig, in Großbritannien hingegen weltweit am teuersten. Nicht nötig, sich mit Drogen oder Prostitution einzulassen, wenn man den Zigarettenschmuggel hatte.
Im Regen stehend sagte er: »Was für ein fabelhaftes Pisswetter. Pisst es nicht herrlich, Dillon?«
»Das ist das Landleben, Harry.«
Dillon trug eine Mütze und eine schwarze Bomberjacke. Billy Salter, Harrys Neffe, kam als Nächster zum Vorschein. Er war Ende zwanzig, hatte ein bleiches Gesicht und wilde Augen und trug Mütze und Anorak. Als Adjutant seines Onkels hatte er viermal im Gefängnis gesessen, alles relativ kurze Strafen wegen tätlicher Bedrohung und schwerer Körperverletzung.
»Das ist alles deine Schuld, Dillon. In was hast du mich jetzt schon wieder reingezogen?«
»Du sollst ein paar Fasane schießen, Billy, und frische Landluft schnuppern. Bei unserem letzten Ausflug haben schließlich ein paar böse Buben versucht, dich umzubringen. Das hier ist mal was anderes.«
Joe Baxter und Sam Hall, die beiden Leibwächter von Harry, trugen Jeans und Anorak.
»Was für ein Haufen Vollidioten.« Billy deutete mit dem Kinn auf die anderen Teilnehmer der Jagdgesellschaft, die aus Jeeps und Range Rovers stiegen.
»Wozu die komische Aufmachung? Was sollen diese lächerlichen Hosen?«
»So ziehen sich die Leute an, um auf die Jagd zu gehen«, sagte Dillon. »Das ist ein alter englischer Brauch.«
Die übrige Gesellschaft scharte sich um einen großen Mann mit gerötetem Gesicht. Dillon hörte, wie jemand ihn mit »Lord Portman« anredete. Alle drehten sich um und beäugten die Gruppe Salters ungnädig.
»Du lieber Himmel, was haben wir denn da?«, fragte Portman.
Ein weiterer groß gewachsener Mann näherte sich. Er hatte einen grauen Bart. »Gentlemen, kann ich etwas für Sie tun? Mein Name ist Frobisher; ich bin der verantwortliche Wildhüter.«
»Ich hoffe schon, alter Junge. Salter ist mein Name – Harry Salter.«
Frobisher war sichtlich erstaunt und zögerte, bevor er sich an die anderen wandte. »Das ist Mr. Harry Salter, der Leiter der Jagdgesellschaft.« In einigen Gesichtern zeigte sich Entsetzen.
»Lord Portman, nicht wahr?«, fragte Salter.
»Ganz recht«, erwiderte Portman frostig.
»Der Vorsitzende von Riverside Construction, stimmt’s? Da haben wir ja was gemein.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, was.«
»Das brauchen Sie sich auch gar nicht vorzustellen. Schließlich habe ich Ihre Firma letzte Woche übernommen. Mir gehört Salter Enterprises, also arbeiten Sie gewissermaßen für mich.«
Das Entsetzen auf Portmans Gesicht war unübersehbar. Er wich zurück, während Dillon freundlich zu Frobisher sagte: »Können wir anfangen?«
Joe Baxter und Sam Hall luden die Gewehrtaschen aus. »Wir gehen das Tal hoch bis zu dem Wald da hinten«, sagte Frobisher. »Jeder von Ihnen bekommt von mir eine Nummer.«
»Wir wissen, wie es läuft«, sagte Dillon. »Ich habe es meinen Freunden schon erklärt.«
Frobisher zögerte. »Sie haben also schon
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