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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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vier Uhr morgens von Bell abgelöst.
      Es war noch dunkel. Der Ire saß auf dem Drehsitz, rauchte im Licht des Kompasshauses eine Zigarette, genoss jede Minute und dachte nach.
      Er hatte sich gefreut, Dillon wieder zu sehen, einen fabelhaften Kameraden aus alten Zeiten, obgleich sich ihre Wege getrennt hatten. Das Mädchen hatte ihm auch gefallen. Was für eine Frau – und sie hatte ihn gleich durchschaut.
      Es ging ihm nicht ums Geld; das war schon immer so gewesen. Diesen Russen in Tschetschenien hatte er es wirklich gegeben: eine Salve in den Kopf des Generals aus sechshundert Metern Entfernung, fünfzig Pfund Semtex für dessen Leute. In der guten, alten IRA-Zeit hatten sie so etwas als »UlsterPfanne« bezeichnet …
      Knarrend ging die Tür auf, und Liam Casey kam mit Tee und Sandwiches herein. »Ich konnte nicht einschlafen. Wie geht’s dir?«
      »Gut.« Aidan Bell stellte den Autopiloten an und griff nach einem Sandwich, während Casey Tee in zwei Becher goss. »Und du? Wie fühlst du dich?«
    »Alles bestens.«
      »Warum auch nicht? In Tschetschenien sind wir auch davongekommen, oder etwa nicht?«
    Casey nahm ebenfalls ein Sandwich. »Schon, aber der Präsident der Vereinigten Staaten, Aidan – das ist doch was anderes.«
    »Ja, aber wir haben einen perfekten Plan!«
      Bell nahm sich noch ein Sandwich, und Casey sagte: »Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht. Was ist, wenn Cazalet dieses Wochenende nicht auftaucht? Das muss doch manchmal vorkommen.«
      »Ich habe seine Termine recherchiert, Liam. Hältst du mich für bescheuert? Außerdem habe ich mir heute auf dem Fernseher über dem Kartentisch die Nachrichten auf CNN angeschaut und erfahren, dass er wie üblich zu dem alten Haus seiner Familie am Meer fliegt. Schließlich sind wir hier in Amerika; da sagen sie dir alles.«
    »Warum hast du mir das nicht erzählt, verdammt?«
      »Weil Grant gerade im Ruderhaus war, während du an Deck warst, um die Ausrüstung zu verstauen. Beruhige dich.«
      Casey gab ihm eine Zigarette. »Ich mag den Kerl nicht. Der ist von der Sorte, die meine Oma als ›Schlitzohren‹ bezeichnet hat.«
      »Mag sein, aber wenn er mir dumm kommt, mach ich ihn so zur Schnecke, dass er nicht mal mehr auf dem Zahnfleisch kriechen kann. Mach dir keine Sorgen, ich hab ‘ne Story für ihn, mit der er sich schon zufrieden geben wird. Überlass ihn einfach mir und kümmere dich nur darum, dass er seine Nase nicht in die Tasche mit den Waffen steckt.«
      Der leichte Regen war eher wie ein Nebel über dem Meer, als die Alice Brown drei Meilen vor Nantucket parallel zur Küste trieb. Arthur Grant saß am Steuer, während Aidan Bell und Casey unter dem Schutzdach am Heck, das sie mit Fischnetzen drapiert hatten, an der Arbeit waren. Den Dolphin Speed Trailer hatten sie bereits über die Reling gehievt und festgemacht; jetzt überprüften sie ihre Tauchausrüstung.
    »Maschine drosseln«, rief Bell, und Grant gehorchte, so dass sie nur noch langsam dahintrieben, während Bell und Casey ihre Tauchanzüge und Westen anlegten.
      Grant hatte die Windschutzscheibe geöffnet und lehnte sich heraus. »Irgendwelche Probleme?«
      »Nein«, sagte Bell. »Stellen Sie den Autopiloten an und kommen Sie her.«
      Bell schlüpfte in seine Jacke, an der schon die Luftflaschen befestigt waren, und sicherte die Klettverschlüsse; Casey tat dasselbe.
      »Bist du dir sicher?«, fragte Casey. »Drei Meilen in einer Dreiviertelstunde?«
      »Bei dem Tempo, das das Ding bringt, schaffen wir das leicht. Wir bleiben die ganze Zeit in viereinhalb Metern Tiefe. Wir haben mehr als genug Luft, und außerdem schiebt uns die Strömung in Richtung Küste.«
      Er ließ gerade die Waffentasche auf den Dolphin fallen und befestigte die Halteleine an seinem Bleigürtel, als Grant erschien. Bell zog sich die Handschuhe über.
    »Tja, jetzt geht’s ums Ganze. Wir lassen uns zur Küste ziehen,
    um nach einem Wrack aus dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Es ist ein irisches Schiff, die Rose of Tralee.« Die Geschichte klang so gut, dass er sie beinahe selbst glaubte. »Unter anderem hatte sie Goldbarren an Bord, die die Bank von England zur Sicherheit in Boston deponieren wollte. Man sucht schon seit Jahren danach. Letzten Monat habe ich einen sechsundachtzigjährigen Knaben aufgespürt, der Matrose auf der Rose war und überlebt hat, als sie von einem U-Boot torpediert wurde. Von dem Gold hatte er keine Ahnung, aber er konnte mir

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