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Augen für den Fuchs

Titel: Augen für den Fuchs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henner Kotte
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über sein ganzes Gesicht.
    »Beetz. Kriminalpolizei«, sagte Beetz förmlich. Damit hielt sie ihm ihren Ausweis entgegen.
    »Hätte ich mir denken können, dass da etwas nicht stimmt. Knall auf Fall haben die ihre Bude geräumt. Morgens um sechs schon standen zwei Umzugslaster im Hof. Und dann haben die geräumt und geräumt, und nachmittags um dreie sah es so aus, als seien sie nie Mieter gewesen.«
    Beetz ahnte, dass Dr. Bornschein und Kollegen der Boden in Leipzig zu heiß geworden war. Aber es war ausgeschlossen, dass sie als Ermittler den Wegen dieser Firma nicht nachspüren könnten. Beetz freute sich auf eine Wiederbegegnung mit Dr. Bornschein und rieb sich im Stillen jetzt schon die Hände. Dem würde sie seine Überheblichkeit mit Freuden vom geleckten Antlitz reißen.
    »Haben Doktor Bornschein und Kollegen sich abgemeldet?«, fragte sie den Hausmeister.
    »Sie haben eine E-Mail gesendet, dass sie mit sofortiger Wirkung ihren Mietvertrag kündigen.«
    »Das Büro ist nicht mehr besetzt?«
    »Doch, eine Dame sitzt noch stundenweise am Empfang. Wenn man sehr hartnäckig klingelt, öffnet sie auch die Tür. Fragen Sie mich nicht, wie ihre ehemaligen Kunden hier wieder abziehen. Die haben Tränen in den Augen, als wäre mit Time is Money auch ihre Zukunft gegangen.«
    Herr Morgenstern klopfte auf das Holz seines Arbeitstisches. Das Herzkettchen schwang an seinem Hals.
    »Haben sie eine Kontaktadresse hinterlassen?«
    »Bei mir nicht. Vielleicht bei der Verwaltung.«
    Beetz bedankte sich und nutzte wieder den Fahrstuhl hinauf zur vierten Etage. Sie klingelte an der Tür, hinter der die Leiharbeitsfirma noch vor ein paar Tagen gesessen hatte. Keine Reaktion. Sie schlug gegen das Furnier. Sie rief, klingelte, klopfte und rief.
    Nach Minuten öffnete sich die Tür einen Spaltbreit, und Beetz schaute in das Gesicht der älteren Dame, die sie bereits bei ihrem ersten Besuch empfangen hatte. Farbige Locken kringelten ihr ums bleiche Gesicht. Die blassbraunen Augen lagen tief in den Höhlen.
    Die Dame hob sofort abwehrend die Hände. »Ich nur Vertretung. Ich kann nichts sagen. Katastrophe, meinte Chef.«
    »Ich weiß, dass Sie keine Verantwortung tragen, aber vielleicht können Sie mir trotzdem ein paar Fragen beantworten?«
    Die Dame schüttelte heftig den Kopf, ihre Locken wippten, aber sie gerieten nicht außer Fasson. Der zu stark aufgetragene Lippenstift formte bei jedem Wort einen Kussmund. »Ich nur Empfang. Und Chef gesagt, geht keinen was an.«
    »Was hat Ihr Chef denn zu Ihnen gesagt?«
    »Geht keinen was an. Und schweigen.« Die Frau führte ihren Finger an die Lippen, es sah aus, als schlüge sie ein Kreuz. Beetz zog ihren Ausweis und drängte die Empfangsdame einfach beiseite. Im Korridor stand nur noch die Theke, die man in der Eile wohl nicht hatte abbauen können. Sie sah einen Stuhl, kein Telefon, keine Schränke. Nur die Topfpflanzen standen auf dem Fensterbrett wie in einer Blumenhandlung. Die Gießkanne lag vor der Tür zur Toilette. Vielleicht hatte die Kommissarin die Empfangsdame bei der Pflanzenpflege gestört. Beetz zückte abermals ihren Ausweis.
    Die Frau las ihn aufmerksam, wobei sie ihre Lippen bewegte. »Miliz?«
    »Polizei. Und Sie wollen mir doch nicht erklären, dass das hier mit rechten Dingen zugegangen ist?« Beetz zeigte ins Rund.
    »Ich Anruf bekommen in tiefer Nacht, soll Büro kümmern um Pflanzen und Menschen. Chef meldet sich wieder, hat er gesagt. Ich selbst keine Ahnung, wohin verschwunden und warum.«
    Beetz war geneigt, den Ausführungen zu glauben. Zu unwissend und überrascht blickte die Frau ihr ins Gesicht. Beetz änderte ihre Taktik, lehnte sich an die Theke und bat um einen Schluck Wasser. Diensteifrig eilte die Empfangsdame zur Küche und holte ihr ein Glas Sprudel.
    »Küche sie vergessen. Wollen Keks?«
    Beetz lehnte ab. Das Wasser war eisgekühlt und erfrischte sie. Das Büro war verlassen. Staubränder zeigten, wo einst Bilder gehangen hatten. Ein paar Papierfetzen lagen herum, ein paar Nägel und ein alter ramponierter Korbstuhl.
    »Was vermittelte Ihre Firma eigentlich? Womit verdiente sie ihr Geld?«
    »Nun, ich nicht genau wissen, aber wir Arbeit besorgt, für die, die schwer Arbeit finden. Ich selbst sehr glücklich darüber, hier Job tun zu dürfen. Und jetzt mit einem Mal alles vorbei.« Sie blickte wehmütig durch die leeren Räume. Mit einer Hand griff sie in einen Ficus, als würde der ihr Halt geben können.
    »Liefen die Geschäfte nicht

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