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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Rubato gab’s eine Diskrepanz zwischen ihr und dem Orchester…gab’s bei mir nie…doch, gab es. Sie hatten abgeklopft, Maestro, und sagten: › Callas! Mich anschauen‹…daraufhin hat sie nur geblinzelt und mit dem Zeigefinger gedroht: › Nein, Maestro! Mich anschauen! Sie sehen besser als ich…‹«
    Bei aller Aufregung über den Unfall, Maria war glücklich, daß Lassally doch noch zu ihnen gestoßen war. » Ich frage mich nur, wie er es bei dir geschafft hat, Victor?«
    » Hätte ich ihn im Straßengraben liegen lassen sollen? Auch Elefanten müssen hin und wieder mal vergeßlich sein!.«
    Im Vestibül klingelte das Telefon, und nach einer kleinen Weile stand Maria in der Studiotür. » Joachim ist in Charles de Gaulle gelandet und sitzt dort fest wegen eines Fluglotsenstreiks. Er will dich sprechen, Gudrun. Du brauchst bloß den Hörer abzunehmen.«
    Gudrun fuhr mit der Hand zum Hals und gab einen kleinen erstickten Laut von sich. » Wen, mich?«
    » Nun geh schon ran, er spricht von einer Telefonzelle aus.«
    Gudrun bemühte sich, nicht loszuheulen, und war dankbar, als ihr Lassally sein Taschentuch reichte. » Zum Full Housefehlt noch der verlorene Sohn«
    Sie nahm den Hörer ab. Ihr Arm zitterte dabei so sehr, daß sie den Hörer zwischen Schulter und Ohr klemmen mußte.
    » Bist du es …« Sie hörte, wie er zögerte. » … Mama?« Seine Stimme klang tiefer, als sie in Erinnerung hatte. Sie wußte nicht, was sie sagen sollte, und dachte, lieber Gott, vergib mir, daß ich sein Leben fast zerstört habe, und gib ihn mir zurück, so wie er früher war. Sie hoffte, daß sie nach fünfzehn Jahren jetzt die richtigen Worte finden würde. » Ja, Joachim, wie geht es dir, mein Sohn?«

Paris – Samstagmorgen, 11 Uhr
    Mir geht es gut, und ich freue mich, dich heute abend endlich wieder in den Arm schließen zu können…Mama.« Es kam ihm fremd und seltsam vor, seine Mutter nach so langer Zeit wieder wie ein kleines Kind » Mama« zu nennen. Doch je öfter er das vertraute Wort benutzte, um so leichter ging es ihm von den Lippen. » Leider wird es ein bißchen später. Hier auf dem Flughafen ist die Hölle los oder, besser– es geht so gut wie gar nichts mehr. Aber ich hoffe, rechtzeitig vor dem Ende des Konzerts bei euch zu sein.« Am anderen Ende der Leitung hörte er seine Mutter leise weinen. » Mama…du mußt jetzt nicht mehr weinen. Alles wird wieder gut.«
    Joachim hatte die Abendmaschine in New York genommen und war am Samstagvormittag pünktlich in Paris gelandet. Die Flughafenhalle war unerwartet voll für den Beginn eines Wochenendes. Warteschlangen hatten sich vor den Schaltern der Fluggesellschaften gebildet. Noch herrschte unter den Fluggästen eine Art heiterer Unruhe, zumal noch keiner über die wirkliche Auswirkung des Fluglotsenstreiks informiert worden war. Wollte er pünktlich zum Beginn des Satellitenkonzerts in Nizza sein, mußte er spätestens gegen Mittag einen Flug bekommen.
    » Tut mir leid, Monsieur, aber die nächste Maschine nach Nizza geht erst wieder am Abend. Die ist jedoch schon ausgebucht. Ich könnte Sie höchstens auf die Warteliste setzen.« Es war sein Schicksal, überall zu spät zu kommen. Ein unsichtbarer Lautsprecher bellte Unverständliches in verschiedenen Sprachen von der Decke. Soviel konnte Joachim jedoch verstehen, daß Air France voraussichtlich eine Ersatzmaschine gegen sechzehn Uhr bereitstellen wollte.
    Er rannte also zurück zum Air-France-Schalter und reihte sich wieder in die Schlange der Wartenden ein, die inzwischen länger und auch aggressiver geworden war. Die Stewardessen hinter den Schaltern zuckten mit den Schultern– sie hätten noch keine Information über eine Ersatzmaschine und warteten selbst auf eine Antwort.
    Ein Fluglotsenstreik, ausgerechnet an diesem Tag! Der Ausstand hatte fast etwas Schicksalhaftes. Alle Zeit der Welt hätte er in den vergangenen Jahren gehabt, nach Hause zu kommen, und ausgerechnet heute wurde er plötzlich durch höhere Gewalt daran gehindert. Vielleicht ein Zeichen umzukehren oder ein paar Tage in Paris zu verbringen, vielleicht war sein spontaner Entschluß, Franziskas Rat zu folgen und heimzukehren, voreilig oder gar falsch gewesen?

New York – Freitag, 5 p.m.
    Franziska hatte es sich nicht nehmen lassen, ihn am Freitagmittag im Music Center der Columbia University abzuholen, das nur ein paar Blocks entfernt von ihrer Wohnung lag. Als Assistent von Professor Davidovsky, dem Direktor der Computerabteilung,

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