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Augenblick der Ewigkeit - Roman

Titel: Augenblick der Ewigkeit - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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auf einen Stock gestützt auf sie zu.
    » Darf ich dir meinen alten Freund Harry Krausnik vorstellen– Harry, das ist Mademoiselle Ratazzi, meine neue Assistentin. Du solltest sie unter deine Fittiche nehmen. Sie ist eine hervorragende Mozart-Dirigentin, und auch von Neuer Musik scheint sie, im Gegensatz zu mir, was zu verstehen.«
    Der Impresario schürzte seine Lippen und streckte Maria seine Hand entgegen. » Enchanté, Mylady , und ich dachte immer…«– damit wandte er sich an Karl–, » …Frauen gehörten nicht ans Dirigentenpult?«
    Maria gab ihm ihre Hand. » Ich kenne seine Sprüche, Mr. Krausnik– › eher werden Sie Papst oder Generalfeldmarschall‹!«
    Wie jeder in der Musikwelt kannte sie den Namen des mächtigen Impressarios von K’NICK Artist Management, der wie kein anderer bestimmte, wer wo auftrat, sang oder dirigierte, der die Öffentlichkeit scheute und die Presse mied wie die Pest. Krausnik deutete einen Handkuß an und betrachtete sie eindringlich und unverhohlen mit seinen wäßrigen Augen. » Selbst wenn mein alter Freund auch noch so von Ihnen überzeugt ist, Mademoiselle Ratazzi…«, er trat näher an sie heran, ohne ihre Hand freizugeben, und senkte seine Stimme, » …Farbige, Frauen und bekennende Homosexuelle sind nun mal vom Podium ausgeschlossen. Es sei denn…«
    » Es sei denn, was?«
    » …sie begnügen sich mit der Oper. Eine Frau, die nur vom Orchestergraben aus dirigiert, könnte ich mir in einigen Jahren durchaus vorstellen, auf dem Podium jedoch wirken dirigierende Frauen wie Zuckerguß auf einer Torte.«
    Lauernd, mit geneigtem Kopf und halb geöffnetem Fischmaul wartete er auf ihre Reaktion. Doch bevor sie antworten konnte, brach er in ein so schallendes Gelächter aus, daß er sich krümmte und dabei die Stirn, wie bei einem plötzlichen Krampf, fast eines seiner Knie berührte und er sich wie ein kleiner Kreisel um sich selber drehte.
    » Sorry, Maria, aber ich vergaß, dir zu sagen, daß mein Freund Krausnik einen etwas ausgefallenen Humor besitzt.«
    Krausnik hatte breite Hüften und ein teigiges Gesicht. Seine grauen Haare waren gefärbt, so daß sie aussahen wie gebrannter Zucker. Er hatte einen watschelnden Gang, als hätte er ein Dutzend Schwangerschaften hinter sich. » Mr. Yoshiro Tanaka von Tanaka Electronics erwartet uns in einer halben Stunde. Beeil dich also mit dem Einchecken. Ich möchte ihn ungern warten lassen.«
    Im Dorchester bezog Karl, wie stets, wenn er in London abstieg, eines der Appartements im obersten Stockwerk, von denen aus man einen herrlichen Rundblick über London und den Hyde Park hatte. Er war ein so regelmäßiger Gast, daß keiner der Hotelbediensteten Notiz von seiner abgeschabten Fliegerkluft nahm, denn jeder wußte, daß im Schrank seines Appartements ein Dutzend Maßanzüge für ihn hingen.
    » Mr. Lassally hat schon mehrmals angerufen, Sir.« Ohne auch nur aufzublicken, akzeptierte der Empfangschef an der Rezeption– ein Mr. Cecil Christie, wie Maria auf seiner silbernen Anstecknadel lesen konnte– sie als seine Frau und händigte ihr mit einem freundlichen » Angenehmen Aufenthalt, Mrs. Herzog!« die Schlüssel aus. Mr. Christie ging so selbstverständlich davon aus, daß sie und Karl die Nacht gemeinsam verbringen würden, daß sie nicht zu protestieren wagte.
    Beim Ausfüllen des Anmeldeformulars blickte Karl sie an, und als er ihre Miene sah, schüttelte er den Kopf. » Keine Angst, Maria, die Suite hat mehrere Zimmer. Nur das Bad müssen wir uns teilen.« Er schob dem Empfangschef das Formular über den Tresen. » Und reservieren Sie uns einen Tisch für heute abend bei Maître Mosimann. Sollte Mr. Lassally noch mal anrufen, sagen Sie ihm, ich sei schon wieder abgereist.«
    Der Schweizer Küchenchef des Dorchester erläuterte wie stets, wenn bedeutende Gäste sein Restaurant besuchten, höchstpersönlich die Speisefolge seines Surprise Dinners. » Wir beginnen mit frischem Krabbenfleisch auf mariniertem Salm mit Lemon Dressing…« Er trug eine schneeweise Kochmontur mit schwarzen Knöpfen und dazu eine bunte Fliege, sein persönliches Markenzeichen. Auf dem Kopf saß eine hohe, vielfach plissierte Kochmütze, die ihm Prestige und Würde verlieh. » …darauf folgt ein Risotto ai funghi, und als Hauptgang empfehle ich schottisches Angusfilet in einer Pfeffersoße mit Marktgemüse.«
    » …tun Sie, was Sie für richtig halten, Maître! Wir lassen uns gerne von Ihnen verwöhnen.« Karl hatte nur Augen für Maria, die

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