Augenblicklich ewig
sieht nach Regen aus.« Polly deutete auf die dunklen Wolken am Himmel.
Im Bistro angekommen, suchten sie sich Plätze direkt am Fenster und bestellten beide einen Espresso.
»Das war unglaublich. Hast du bemerkt, dass die beiden Händchen gehalten haben?«
»Natürlich. Hoffentlich habe ich es auch auf einem der Bilder eingefangen.«
»Wie könntest du nicht? Du hast beim Politiker ja sogar erkennen lassen, was er nicht zeigen wollte.« Polly war selbst überrascht, wie schwärmerisch ihre Stimme klang. Ihre Wangen wurden heiß und mit einiger Sicherheit auch rot. Sie war froh, dass der Kellner im gleichen Augenblick den Kaffee brachte.
»Danke. Du warst aber auch nicht schlecht. Lea wird begeistert sein von deinem Interview.« Sam lächelte und sah ihr in die Augen. Ihr wurde augenblicklich noch etwas wärmer. Sie konnte den Blick nicht abwenden. Plötzlich setzte Regen ein und prasselte laut gegen die Scheibe. Der Moment zwischen ihr und Sam wurde unterbrochen. Polly blinzelte und nippte verlegen an ihrem Kaffee.
»Ich mag die beiden«, ergriff Sam das Wort. »Seine Musik gefällt mir nicht und ich habe noch nie einen ihrer Filme gesehen, aber sie sind nett.«
Polly lachte. »Geht mir ganz genauso. Sie waren viel sympathischer, als ich erwartet habe.«
»Allerdings war die Entourage wohl nicht so glücklich über ihre Antworten.«
»Glaubst du daran? An das Schicksal, und dass zwei Menschen füreinander bestimmt sein können?«, fragte sie unvermittelt.
Sam schien erstaunt über ihre Frage, dachte dann kurz nach und antwortete leise und sehr ernst: »Ich muss. Alles andere würde bedeuten, ich wäre verrückt.«
Polly verstand nicht, was er damit meinte, aber bevor sie nachfragen konnte, winkte er den Kellner herbei und bezahlte die beiden Getränke. Er würde ihr keine Erklärung liefern.
Sie zogen ihre Jacken an und Polly warf einen unglücklichen Blick nach draußen. »Der Regen lässt überhaupt nicht nach.«
»Sollen wir noch warten?«
»Nein, bis zur Stadtbahn ist es nicht weit, wir rennen einfach.« Sie blickte auf Sams Ausrüstung. »Oder beeilen uns zumindest.« Sie nahm den Koffer, den sie bereits ins Bistro getragen hatte, in die Hand.
Sam raffte die restlichen Sachen zusammen. Polly erwartete beinahe, dass er wieder versuchen würde, mit in ihre Wohnung zu kommen, Sam schwieg jedoch. Hatte er seine Versuche aufgegeben? Was soll’s, dachte Polly. Du hast ohnehin nicht vor, den Kontakt zu ihm abzubrechen.
»Sollen wir uns die Fotos bei mir ansehen?«
Sam zog überrascht eine Augenbraue hoch und lächelte dann ungläubig. »Mit Vergnügen.« Er klang erleichtert.
Sie rannten zur Unterführung und fielen vollkommen außer Atem auf die Sitze in der Stadtbahn. Pollys Haare vertrugen keinen Regen. Sie ahnte, ihre Locken standen wirr in sämtliche Richtungen von ihrem Kopf ab. Immer wieder strich sie ihre störrischen Locken hinter die Ohren. Sie war aufgeregt und blickte zu Sam, der ihr gegenüber in der Stadtbahn offenbar die Ruhe selbst war. Er hatte sich auf dem leeren Platz auf der anderen Seite niedergelassen. Polly hatte zwar nicht geglaubt, er würde sich neben sie setzen, war aber dennoch enttäuscht. Was war nur los mit ihm, dass er jede Berührung mit ihr so vehement vermied? Kaum eine halbe Stunde zuvor hatte er sich bei den Teeniestars noch mit einem Händedruck verabschiedet.
Sam musterte sie, als wüsste er, worüber sie nachdachte, und von einer Sekunde auf die andere waren ihre Grübeleien ausgelöscht. Sie ließ sich in das Dunkel seiner Augen fallen und dachte an nichts anderes mehr, als an das Wohlgefühl, das sich in ihr ausbreitete. Sie hatte das drängende Bedürfnis, hinüberzugehen, um Sam zu berühren – einen beinahe Fremden, der Körperkontakt mit ihr mied, als sei sie der Teufel persönlich oder zumindest hochgradig ansteckend.
Fast hätte Polly ihre Haltestelle verpasst. Ein Fahrgast, der mit seinem Koffer gegen ihr Bein stieß, riss sie rechtzeitig aus ihrer Trance.
»Wir müssen hier raus!«, rief sie Sam zu und sprang auf. Er folgte ihr geschickt durch die anderen Passagiere, die ihn teilweise höchst rüde schubsten. Sam beachtete sie jedoch nicht weiter und folgte Polly, bis sie schließlich auf der Straße standen. Der Regen hatte glücklicherweise nachgelassen.
»Es ist gleich da vorn.« Polly zeigte in die entsprechende Richtung und setzte sich wieder in Bewegung.
»Du wohnst ganz in meiner Nähe«, stellte Sam fest und Polly war sich nicht sicher,
Weitere Kostenlose Bücher