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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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nicht, was sie hätte sagen sollen.
    »Es tut mir leid«, wiederholte er wie ein Mantra. »Ich hätte dich nicht so nah an mich herankommen lassen dürfen, aber es fühlte sich so gut an, dich neben mir zu spüren. Bitte entschuldige. Ich wollte dir keine Angst einjagen. So hätte es nicht laufen sollen. Ich hätte es besser wissen müssen. Es tut mir aufrichtig leid.« Er presste die Kiefer aufeinander.
    Was sollte sie sagen? Sie wusste nicht einmal genau, wofür er sich eigentlich entschuldigte. Wie konnte er wissen, was passiert war? Wusste er es überhaupt? Oder glaubte er womöglich, sie könne keine Berührungen ertragen, und war ihr bisher deswegen ausgewichen? War das nicht der einzige logische Grund, aus dem er es vermied, sie zu berühren? Sam schien auf eine Antwort zu warten oder auf Vergebung für etwas, das sie sich nicht begreifen konnte. Ihre Gedanken kreisten, aber sie fand keine akzeptable Erklärung für das, was soeben mit ihr geschehen war. Sie würde ihn fragen müssen, wollte aber gleichzeitig nicht zu viel preisgeben, damit sie nicht wie eine vollkommen Verrückte auf ihn wirkte. Für den Fall, dass Sam eben nicht wusste, was in ihr vorging.
    »Sam, ich habe keine Ahnung, wofür du dich entschuldigst. Du hast mir nichts getan. Ich habe überreagiert. Ich fühle mich schon eine ganze Weile nicht gut, arbeite zu viel und schlafe schlecht. Es ist nicht deine Schuld, meine Nerven sind mit mir durchgegangen. Mir geht es wieder gut.« Sie versuchte, so überzeugend und ruhig wie nur möglich zu klingen, obwohl ihre Gedanken rasten und ihr Inneres tobte, gegen die Angst und das Unverständnis.
    Sam hatte er ihr geduldig zugehört, nun schüttelte er langsam den Kopf. »Polly, träumst du von mir?«
    Seine Stimme war weich, hüllte sie ein, beruhigte ihre Gedanken. Sie antwortete nicht. Woher wusste er davon?
    »Du träumst von mir, richtig?«
    Polly merkte, wie ihr Röte ins Gesicht stieg. Sie senkte den Blick und nickte.
    »Das sind keine Träume, sondern Erinnerungen.«
    Ihr Kopf schoss nach oben. »Erinnerungen? Das ist doch verrückt. An was? Ich habe das alles nie erlebt.«
    »Nicht in diesem Leben.«
    Langsam entzog sich Polly Sams Aura und der Schleier, den seine Anziehungskraft auf ihr logisches Denkvermögen gelegt hatte, lichtete sich. »Willst du jetzt allen Ernstes behaupten, ich träume von meinen früheren Leben?«
    Er nickte und blickte ihr fest in die Augen.
    »Sam, das ist vollkommener Unsinn. Meine Träume haben nichts zu bedeuten. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und ich bin offensichtlich gestresst. Das alles ist ein Produkt meiner Fantasie.« Sie klang so überzeugend, sie glaubte sich beinahe selbst.
    Er reckte stur das Kinn nach vorne. »So ist es nicht.«
    »Doch, Sam. Genau so ist es. Etwas anderes zu denken, wäre vollkommener Irrsinn.« Und das war es. Verrückt. Sie wollte und konnte Sam nicht glauben. Polly hatte das Gefühl, bereits einen Schritt zu weit gegangen zu sein. Sie stand ganz dicht davor, den Verstand zu verlieren und Sam trug wesentlich dazu bei. Das musste aufhören, sie brauchte einen klaren Kopf, dann würde sich alles fügen. Oder sie würde feststellen, dass sie bereits verrückt war, schoss es ihr in den Kopf. Sam schaute sie immer noch besorgt an. »Sam, ich kann das jetzt nicht mit dir diskutieren.«
    Sam nickte.
    »Ich wäre jetzt gern allein.«
    »Schick mich nicht weg, Polly. Ich kann es dir erklären. Bitte, lass mich bleiben.
    »Ich glaube nicht, dass du weißt, wie ich mich fühle. Oder, dass deine Erklärung es besser macht.«
    »Doch, ich weiß genau, wie es dir geht und ich weiß auch warum. Es wird leichter, ich verspreche es dir. Lass es mich erklären.«
    »Ich bin mir sicher, ich möchte das nicht noch einmal erleben, egal, ob es leichter wird oder nicht.«
    »Das wirst du müssen, sonst hört es nicht auf.«
    Polly wollte nichts mehr hören. Sie wollte in Ruhe über alles nachdenken und keine weitere von Sams Theorien und vagen Andeutungen würden ihr dabei helfen. »Bitte. Sam. Du musst jetzt gehen.«
    Schmerz verzerrte sein schönes Gesicht und trübte seinen Blick, aber er nickte. Als er einen Schritt vorwärts auf sie zu machte, stolperte Polly zurück. Sofort blieb Sam stehen und hob wieder die Hände.
    »Ich wollte nur mein Zeug zusammenpacken. Ich werde dir nicht zu nahe kommen. Hab keine Angst vor mir.« Seine Stimme brach und er rang sichtlich um Fassung.
    Polly tastete mit den Händen hinter sich und ging rückwärts,

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