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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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weißt nicht, wer ich bin, oder?«
    Sam war überrascht von dem vertraulichen Ton, den sie anschlug. Er hatte mit einem distanzierten ‚Sie’ gerechnet. Da ihm sein Gedächtnis offensichtlich einen Streich spielte, entschloss er sich, ehrlich zu sein.
    »Ja, Sie haben recht. Verzeihen Sie. Ich weiß nicht, wer Sie sind. Aber als ich Sie auf der Tanzfläche entdeckte, glaubte ich, Sie schon einmal gesehen zu haben - und offenbar hat mein Gefühl mich nicht getäuscht. Sie kennen meinen Namen, auch wenn mich außer meiner Mutter noch niemals jemand Sam genannt hat. Alle anderen sagen Samuel zu mir.«
    »Tatsächlich? Nun, ich werde dich dennoch weiterhin Sam nennen. Und es war nicht sehr höflich, mich zu täuschen.« Sie bemühte sich sichtlich um einen gezierten Tonfall, lächelte jedoch herzlich. »Also, Sam, ich bin Polly. Ich freue mich, dich kennenzulernen.«
    Zu seiner Verwunderung reichte sie ihm nicht die Hand, obwohl es bei einer so förmlichen Begrüßung üblich gewesen wäre. Stattdessen bedeutete sie ihm, ihr zu folgen, und verließ die Tanzfläche, um an einem der frei gewordenen Tische Platz zu nehmen. Er setzte sich und gab dem Kellner ein Zeichen. Als dieser an den Tisch kam, bestellte er ein Bier und seiner Tischnachbarin einen Rotwein.
    »Polly ist ein außergewöhnlicher Name«, richtete er schließlich das Wort an sie.
    »Eigentlich heiße ich Maria, genau wie meine Mutter. Da sie von allen Molly gerufen wurde, nannte man mich einfach Polly. Es ist ein Kosename, nichts weiter, aber mir gefällt er«, erklärte sie.
    »Mir auch«, stellte er fest und kam sich gleich darauf recht albern vor.
    »Danke.« Sie lächelte erneut, und ihr Lächeln erreichte ihre Augen.
    Sie war regelrecht atemberaubend.
    »Und, Polly, verraten Sie mir nun, woher wir uns kennen?«
    Sie schlug kurz die Augen nieder, dann sah sie ihn wieder an. »Eigentlich kennen wir uns gar nicht.« Sie zögerte, schien zu überlegen. »Du bist Fotograf, richtig?«
    Er nickte und sie wirkte erleichtert. »Ich habe eines deiner Bilder gesehen und mir deinen Namen gemerkt.«
    »Dann hat es Ihnen also gefallen?«
    »Selbstverständlich, warum sonst hätte ich mir den Namen des Fotografen merken sollen?«
    »Aber das erklärt noch nicht, woher Sie wussten, wie ich aussehe. Soweit ich weiß, werden meine Bilder nicht gemeinsam mit Portraits von mir ausgestellt oder abgedruckt.«
    Polly rutschte unruhig auf ihrem Stuhl umher und schlug die Beine übereinander, nur um sie sofort wieder angewinkelt unter ihren Stuhl zu schieben.
    »Na schön, ich gestehe, ich habe mich nach dir erkundigt.« Sie errötete und ein leichtes Kribbeln erfasste seinen Nacken.
    »Jetzt sollte ich mich wohl geschmeichelt fühlen.«
    »Das darfst du in der Tat. Du hast Talent, aber das weißt du sicher bereits.«
    Er konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Sie mochte ihn - oder zumindest seine Arbeit.
    »Also, Sam, erzähl mir etwas über dich, das ich noch nicht weiß«, forderte sie ihn auf und lächelte.
    Ihre Augen waren so blau, sie hätten eiskalt wirken können, wäre da nicht dieses Glitzern gewesen, das Sam gleichermaßen anzog und herausforderte. Sie nippte an ihrem Glas und sah ihm unverwandt in die Augen, während er sein Gehirn fieberhaft nach einer interessanten Information durchsuchte. Da ihm nichts weiter einfiel, fing er mit etwas Gewöhnlichem an.
    »Ich bin am 31. Oktober 1899 geboren. Hier in Berlin.«
    »Tatsächlich?«
    Sam zog eine Augenbraue hoch. Was gab es an seinem Geburtsdatum oder seinem Geburtsort auszusetzen?
    Aber Polly strahlte ihn an. »Dann haben wir also eine Gemeinsamkeit.«
    »Wir sind beide in Berlin geboren?«
    »Nein, Sam. Wir sind beide am 31. Oktober 1899 in Berlin geboren.« Ihre Stimme klang ernst, ganz so als sei diese Tatsache nicht so sehr erstaunlich, als vielmehr äußerst wichtig.
    »Was für ein Zufall.« Sam freute sich insgeheim darüber, wie seine vermeintlich unwichtige Information dem Gespräch dennoch eine interessante Wendung gegeben hatte. Er wollte Polly gefallen, weil sie ihm gefiel und die anziehendste Frau war, die ihm seit Langem begegnet war.
    Sie nahm erneut einen kleinen Schluck von ihrem Wein und wirkte nervös dabei. Sam konnte die Augen kaum von ihrem Mund wenden. Ihre Lippen waren rot geschminkt und hoben sich von ihrer hellen Haut ab. Sie wirkten ebenso verführerisch wie die blonden Haare und die hellblauen Augen. Er merkte, wie sie ihn beobachtete, und hob den Blick. Sie lächelte immer

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