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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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schließlich in einem diplomatischen Ton fest, wohl um die Anmaßung zu mildern.
    Polly hatte nichts anderes erwartet, dennoch ärgerte sie sich darüber, dass er sich einen Kommentar erlaubte. Sie bemühte sich aber um ein Lächeln und log: »Mir auch, aber ich hatte heute Morgen bereits einen Termin und leider keine Gelegenheit, mich umzuziehen.«
    Der Politiker nickte zufrieden. Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte Polly, wie Sam schmunzelte.
    Sie freute sich über seine unausgesprochene Zustimmung. Tatsächlich mochte sie ihr Outfit und fühlte sich darin wohl. Das Bandshirt, das sie trug, erinnerte sie an den Sänger der Band und sein Interview. Es war ein ausgelassener Tag gewesen. Gedankenverloren spielte sie an ihrem Ring und freute sich über das Funkeln der dunkelroten Steine. Wie so oft fragte sie sich, was das Schmuckstück erlebt hatte, bevor es sie es im Antiquariat gefunden hatte. Sie stellte sich gerne vor, dass der Ring ein Verlobungsgeschenk gewesen war oder ein Familienerbstück, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde.
    »Ich bin so weit«, riss Sam sie aus ihren Gedanken. Sie schaute auf. Er hatte seine Ausrüstung fertig aufgebaut und den Politiker sogar schon auf einem Stuhl platziert.
    »Prima. Lass dich von mir nicht aufhalten. Wie gesagt, ich schaue nur zu.« Sam begann mit der Arbeit und gab dem Politiker hin und wieder ein paar kurze Anweisungen. Knapp und leicht verständlich, wie Polly es von anderen Profifotografen kannte. Sie lehnte sich an die Wand, weil der Politiker den einzigen Stuhl besetzte. Sam wirkte routiniert und vollkommen konzentriert. Zunächst dachte sie, er würde wahrscheinlich nicht einmal bemerken, wenn sie das Zimmer verließ. Doch dann fiel ihr auf, wie er zwischen zwei Schüssen zunächst das Bild auf dem Display kontrollierte und dann zu ihr hinüber sah. Ganz so, als wollte er sicherstellen, dass sie immer noch dort war. Eine Weile hörte sie nichts weiter als das Klicken des Auslösers und das Surren des nachladenden Blitzgerätes. Eine angenehme Ruhe breitete sich in ihr aus.
    »Sind wir fertig?« Die Stimme des Politikers holte Polly aus ihren Gedanken.
    »Ja. Vielen Dank für Ihre Geduld.« Sam blieb trotz des unfreundlichen Tonfalls, den der Politiker angeschlagen hatte, höflich. Dann nickte er Polly kurz zu und bedeutete ihr damit, dass er ausreichend Material hatte.
    Sie reagierte sofort und richtete das Wort an den Politiker: »Vielen Dank. Ich lasse Ihrem Büro eine Kopie des Artikels zukommen.« Der Mann hatte bereits seinen Laptop geöffnet und mit der Arbeit begonnen. Er nickte lediglich kurz.
    Sam packte unterdessen seine Ausrüstung wieder zusammen.
    »Warte, ich helfe dir«, bot Polly an und griff nach der Leuchte, die Sam gerade in einer Tasche verstauen wollte.
    Sams Hand zuckte vor der ihren zurück. »Nicht nötig!«, wies er sie schroff ab.
    Polly hielt in der Bewegung inne, so erschrocken war sie über Sams Abfuhr.
    »Entschuldige«, lenkte Sam sofort ein und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, lächelte er. »Ich brauche keine Hilfe, aber danke für das Angebot«, fuhr er fort.
    »Kein Problem. Ich wollte deine Ordnung nicht durcheinanderbringen.« Sie lächelte ihn an, war aber dennoch irritiert. Irgendwas stimmte nicht mit diesem Sam.
    Nachdem Sam alles zusammengepackt hatte und sie sich vom Politiker verabschiedet hatten, traten sie aus der Hotellobby in die Sonne. Inzwischen war es schon Mittag und die Luft wurde langsam wärmer. Sogar angenehm warm für einen Tag Anfang Mai. Polly blinzelte in die Sonne und hielt ihr Gesicht in die warmen Strahlen. »Ah, herrlich«, seufzte sie. Sam musterte sie erneut intensiv. Als sie sich die Hand vor die Stirn hielt, um das Sonnenlicht abzuschirmen und ihn besser ansehen zu können, verbarg er seine Augen gerade hinter einer großen Pilotenbrille. Es störte sie, dass sie seine Augen nicht sehen konnte, sondern stattdessen in den verspiegelten Gläsern auf ihr eigenes Spiegelbild schaute.
    »Also ...«, Polly zögerte. Sams Verhalten irritierte sie.
    »Ich bringe Thomas die Fotos vorbei, sobald sie fertig sind«, beantwortete Sam ihre Frage, noch bevor sie sie gestellt hatte.
    »Es wäre besser, wenn du sie mir zuschickst. Ich habe Thomas einen kompletten Artikel versprochen. So braucht er sich nicht um die Auswahl der Bilder zu kümmern.«
    »Dann schicke ich dir nur die Bilder, die dir gefallen.«
    Polly blinzelte. »Und woher willst du wissen, welche das sind?«
    Sam

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