Augenblicklich ewig
dass der Auftrag mit dir zu tun hat.«
»Mit mir?« Polly konnte nicht verstehen, warum ein Fremder sich solch eine Mühe gab, mit ihr zu arbeiten.
»Ja, eigenartig, oder? Wie dem auch sei. Polly, ich schicke dir seine Daten auf dein Handy. Ich muss wieder los. Den Artikel habe ich morgen?«
»Ja, kein Problem. Danke«, antwortete Polly abwesend, bevor Thomas auch schon wieder aus der Leitung verschwunden war.
Er hatte ausdrücklich nach ihr gefragt. Dieser Sam wurde ihr langsam unheimlich. Vielleicht war er ein gefährlicher Stalker? Nein, Polly hatte sich in seiner Gegenwart wohl gefühlt. Vielleicht weil seine Stimme so beruhigend geklungen hatte. Oder war es seine ruhige und bestimmte Art zu arbeiten gewesen, die ihn befähigte, das Wesen des Politikers auf ein Bild zu bannen, ohne dass sie oder der Fotografierte es geahnt hatten?
Ihr Telefon signalisierte ihr das Eingehen einer Nachricht und Polly atmete erleichtert durch. Ihr war leicht schwindelig. Noch bevor sie Sams Daten speicherte, wählte sie seine Nummer. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Eine Aufregung, die vollkommen untypisch für sie war. Sie hatte keine Angst vor dem Telefonieren, und da sie Sam nicht nach einer Verabredung fragen wollte, gab es auch keinen anderen Grund, nervös zu sein.
»Hallo«, hörte sie nach endlos langem Klingeln seine Stimme am anderen Ende der Leitung.
»Ich bin es, Polly«, sagte sie, und setzte, weil sie plötzlich nicht mehr wusste, was sie eigentlich hatte sagen wollen, nach: »Wir haben uns heute Morgen kennengelernt.« Sie hörte Sam durchatmen, bevor er sprach.
»Polly«, seine Stimme hatte wieder diesen Tonfall, vertraut und doch fremd. Noch nie hatte ihr Name derart gut in ihren Ohren geklungen.
»Ich rufe wegen der Fotos an. Sie sind perfekt.«
»Danke.«
»Wenn es dir recht ist, werde ich das erste der drei Bilder verwenden.« Polly wand sich förmlich. Sie hätte nur zu gerne mit Sam über seine Arbeit und sein unglaubliches Talent gesprochen, wollte ihn aber nicht mit Fragen löchern, sondern professionell klingen.
»Natürlich.«
»Okay, ja dann danke«, sie war verunsichert. Wollte er nicht mit ihr sprechen? War ihm der Anruf unangenehm? »Vielleicht sehen wir uns wieder einmal. Danke nochmal für das tolle Foto. Tschüss.«
Sam sagte nichts. Gerade als sie völlig verunsichert das Telefonat beenden wollte, hörte sie seine Stimme. »Polly?«
Sie hielt sich das Handy wieder ans Ohr. »Ja?«
»Triff dich mit mir!«
»Okay.«
»Morgen. Kennst du das kleine Café auf der Louisenstraße?«
»Ja.«
»Um elf?«
»Okay.«
»Bis dahin.« Sam beendete das Gespräch.
Polly wusste nicht, was sie von dem sicher eigenartigsten Telefonat ihres Lebens halten sollte. Sie war gewöhnlich weder schüchtern noch nervös, und so gut wie nie fehlten ihr die Worte. Sie hatte ihn nicht nach seiner unglaublichen Aufnahmetechnik oder seinen anderen Arbeiten gefragt. Hatte ihn nicht zu seiner Arbeit beglückwünscht. Sie hatte im Grunde gar nichts gesagt, denn die Auswahl des Artikelbildes hätte sie nicht mit ihm absprechen müssen. Es hatten nur drei Bilder zur Auswahl gestanden. Okay. Das war alles. Ein Fremder fragte sie nach einem Treffen und sie antwortete Okay. Gleich zweimal. Vollkommen untypisch für sie. Sie verabredete sich nicht mit fremden Männern. Nie. Und nun würde sie sich mit Sam treffen, den sie heute Morgen zum ersten Mal gesehen und über den sie seither fast ununterbrochen nachgedacht hatte.
Erst jetzt merkte Polly, dass sie schon beinahe zu spät dran war, um es noch rechtzeitig zu ihrer Redaktionssitzung zu schaffen.
Lea erwartete sie bereits auf dem Gang. Wie immer, wenn sie sich trafen, fiel Polly Leas perfektes Styling auf. Ihre Freundin war einen ganzen Kopf kleiner als Polly selbst und von zarter Statur. Ihre dunklen Haare umrahmten ihre feinen Gesichtszüge, und ihr Pony fiel absolut gerade auf die Stirn. Lea bevorzugte im Gegensatz zu Polly den smarten Bürolook, wie sie es nannte, und hätte sich jederzeit in einem ihrer Outfits mit einem Politiker oder einem Jobagenten treffen können. Ihr Make-up war ebenso tadellos wie ihre Frisur. Polly umarmte ihre Freundin innig.
»Da bist du ja endlich. Ich hatte gehofft, wir könnten vor dem Meeting noch plaudern.«
»Hallo, entschuldige, ich war so in mein aktuelles Interview versunken, ich hätte beinahe die Zeit vergessen.«
»Das ist doch gar nicht deine Art. Ist alles in Ordnung?« Lea kannte sie gut und hatte einen sechsten
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