Augenblicklich ewig
Den Richtigen?« Er kannte die Antwort bereits, bevor er die Frage stellte. Warteten nicht alle schönen Frauen auf einen Prinzen?
Polly zuckte mit den Schultern. »So ist es eben.«
»Ich kann kaum glauben, dass eine aufgeklärte und selbständige Frau wie du an einem so albernen Aberglauben festhält.«
»Du hältst das also für Aberglauben?«
Sam lachte freudlos. »Es ist völliger Unsinn, zu glauben, zwei Menschen seien von einer unsichtbaren Macht füreinander vorgesehen. Sei doch ehrlich, Polly. Ehen sind im besten Fall eine Mischung aus Anziehung und Vernunft und in den meisten Fällen nichts weiter als eine günstige Verbindung.«
»Nein, Sam. Du irrst dich gewaltig.«
»Du glaubst also an das Schicksal und daran, dass es dir den perfekten Mann schickt?«
»Alles andere würde bedeuten, ich wäre verrückt.« Pollys Stimme war kaum mehr als ein Flüstern und Sam glaubte schon, sich verhört zu haben. Aber als er in ihre Augen blickte, wusste er, sie meinte es ernst. Wieder konnte er sich nicht dagegen wehren, in die Tiefen ihrer blauen Augen einzutauchen. Die Menschen um ihn herum schienen zu verschwimmen, genau wie die Geräusche und die Musik. Er konnte an nichts anders mehr denken als an Polly. Er wusste nicht, wie lange er so dagestanden hatte, vollkommen versunken. Erst als Paul ihn anstieß, nahm er die Welt um sich herum wieder wahr.
»Komm schon, Samuel, wir schwingen das Tanzbein. Fordere Polly auf und leiste uns Gesellschaft.«
Sam kannte das Lied nicht, das die Kapelle gerade spielte, mochte es aber auf Anhieb. Paul und Johanna begaben sich auf die Tanzfläche und begannen, sich gemeinsam zur Musik zu bewegen. Obwohl er es eigentlich hätte besser wissen müssen, forderte er Polly auf.
»Würdest du mir die Ehre eines Tanzes erweisen?«
Pollys Augen spiegelten Bedauern. »Es tut mir leid, Sam. Ich kann nicht.«
Er hatte damit gerechnet, aber ihre Absage versetzte Sam dennoch einen Stich und machte ihm mehr aus, als es der Fall sein sollte. Schließlich weigerte sie sich von Beginn an, ihn zu berühren. Dieses Mal wollte er es nicht auf sich beruhen lassen.
»Warum?«
»Es ist zu früh.«
»Wofür?«
Polly schlug die Augen nieder und starrte auf ihre Hände. »Berührungen«, flüsterte sie.
Wut wallte in ihm auf. Was zum Teufel sollte das alles bedeuten? »Paul berührst du doch auch«, fuhr er sie an und seine Stimme spiegelte seine Gefühle deutlicher, als er beabsichtigt hatte.
»Paul zu berühren, hat keine Bedeutung.« Polly schaute unsicher zu ihm auf und in ihren Augen stand die Bitte, sie nicht weiter zu drängen.
So sehr Sam auch wissen wollte, was hinter dem Ganzen steckte, heute würde er keine Antwort auf seine Fragen bekommen, egal wie sehr er sie auch drängte. Er würde sich gedulden müssen. Am meisten erstaunte ihn die Tatsache, dass er bereit dazu war. Er wollte hinter ihr Geheimnis kommen und weiterhin Zeit mit Polly verbringen. Bei Polly hatte er nicht das Bedürfnis zu verschwinden, wie sonst, wenn es kompliziert wurde. Er konnte nicht anders, sie reizte ihn mehr und mehr, je länger er sie kannte.
Obwohl er mit Missverständnissen und Ablehnungen begonnen hatte, entwickelte sich der Abend äußerst harmonisch. Paul und Johanna kehrten nur von der Tanzfläche zurück, wenn sie eine kurze Erfrischung brauchten. Sam und Polly unterhielten sich ohne weitere Verlegenheiten angeregt. Sie stellte ihm Fragen über seine Arbeit und seine Ausstellung und schien jede seiner Antworten förmlich aufzusaugen. Sam fühlte sich geschmeichelt von so viel Aufmerksamkeit und genoss seinerseits jede Information, die er ihr entlocken konnte. Ehe er sich versah, war es nach Mitternacht und damit Zeit zu gehen. Er ertappte Polly bei einem verstohlenen Gähnen.
»Soll ich dich nach Hause begleiten? «, erbot er sich.
»Gerne.« Sie lächelte. »Was ist mit Paul und Johanna? Sollten wir uns nicht verabschieden?«
»Die beiden kommen schon klar.« Sam konnte ein Grinsen nicht unterdrücken. Er hielt nach seinem Freund Ausschau. Als sich ihre Blicke trafen, bedeutete er ihm, dass er und Polly gehen würden. Paul winkte ihm zu und auch Johanna nickte und winkte, bevor sie von Paul in eine neue Drehung gewirbelt wurde.
»Siehst du, kein Problem. Komm.« Normalerweise hätte er ihr seine Hand entgegengestreckt, um sie hinauszuführen. Für heute hatte er sie jedoch genug bedrängt. Deshalb zeigte er lediglich in Richtung Ausgang und ging voran.
Draußen angekommen, wurden sie
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