Augenblicklich ewig
zu haben und lachte darüber. Polly stimmte in sein Gelächter ein und berührte ihn mit den Fingerspitzen am Arm, während sie ihre weißen Zähne mit einem strahlenden Lächeln entblößte. Dieser Anblick versetzte ihm einen fiesen Stich in den Magen. Polly berührte Paul so vollkommen achtlos, es war Sam augenblicklich noch unerklärlicher, warum sie vor ihm selbst zurückschreckte, als habe er eine ansteckende Krankheit. Er wurde wütender und wütender, je länger er den beiden zuschaute. Obwohl er Paul nicht von Polly erzählt hatte, fühlte er sich abermals von ihm verraten. Und Polly? Er hatte sie bereits seit über einer Woche nicht mehr gesehen, war aber dennoch ständig mit ihr verbunden gewesen, auch wenn er das nicht wollte. Sie ließ sich weder aus seinen Gedanken noch aus seinen Träumen vertreiben. Auch wenn er selbst sie nicht heiraten wollte, Paul würde es auf keinen Fall tun. Dafür würde er sorgen. Für seinen Freund war eine unabhängige Frau wie Polly wohl kaum die richtige Wahl. Entschlossen marschierte er auf die beiden zu.
»Paul.« Er schlug seinem Freund auf die Schulter. Fester als nötig. Paul verschluckte sich an seinem Wein und stieß sich die Zähne am Glas. »Mensch, Samuel. Pass doch auf!«
Doch Sams Aufmerksamkeit galt bereits Polly. Nachdem er nun wusste, dass sie keine Angst davor hatte, Paul zu berühren, würde er sich nicht so leicht abweisen lassen. Er war weder zum Fürchten noch schmutzig oder ansteckend. Entschlossen machte er einen weiteren Schritt. Seine Vorwärtsbewegung ließ Polly rückwärts taumeln, sodass sie ihren Wein verschüttete. Glücklicherweise war Paul noch zu beschäftigt mit seinem Hustenanfall, um die Szenerie zu bemerken. Sam wagte einen weiteren Vorstoß, indem er Polly seine Hand entgegenstreckte.
»Polly?« Er blickte sie fragend an. In ihren Augen glaubte er für einen Moment lang Panik aufflackern zu sehen, dann schien sie sich zu fangen und strahlte ihn an.
»Sam, wie schön, dich zu treffen.«
Sam bemerkte sehr wohl, wie sie kaum merklich noch weiter von ihm abrückte, weshalb er sie nun auch mit dem ausgestreckten Arm nicht länger hätte berühren können. Er ließ die Hand sinken.
»Tatsächlich?«, fragte er, weil ihre Augen ihm zwar Freude zeigten, ihr Verhalten jedoch etwas vollkommen anderes signalisierte.
»Aber natürlich. Warum sollte es anders sein? Wir haben uns schließlich das letzte Mal vor über einer Woche gesehen.« Ihre Stimme klang wehmütig. Aber er ärgerte sich immer noch über ihr Zurückweichen. Er war doch kein Unmensch.
Paul hatte sich inzwischen wieder erholt. »Samuel, du kennst Polly bereits?«
»Ja, wir haben uns vor nicht allzu langer Zeit hier getroffen.«
»Sam war so freundlich, mich nach Hause zu begleiten«, ergänzte Polly und stellte damit Paul gegenüber klar, dass sie näher bekannt waren.
»Sam?«, Paul zog eine Augenbraue fragend nach oben und grinste ihn an.
»Ich weiß, sein Name ist eigentlich Samuel, aber Sam ist mir lieber, deshalb bleibe ich dabei«, erklärte Polly. Paul schien die Antwort zu gefallen, denn er grinste Sam noch breiter an. Dann verzog er sich in Richtung der Tanzfläche, um eine Bekannte zu begrüßen, wie er im Weggehen nuschelte.
Sam musterte Polly. Sie trug dasselbe Kleid wie bei ihrer ersten Begegnung und auch ihre Haare waren erneut in Wellen an ihren Kopf gelegt. Sam erinnerte sich an ihre wilden Locken. Sie ließen ihn an zerwühlte Laken denken. Ein Gedanke, den er im Zusammenhang mit Polly nicht haben wollte. Sie hatte sich schon viel zu sehr in seinem Kopf festgesetzt. Er musste auf der Hut sein.
Erst als er aus seinen Gedanken auftauchte, merkte er, wie sie ihn ihrerseits musterte. Ihre Augen wanderten über sein Gesicht und seinen Körper und schienen jedes Detail genau zu betrachten. Er fühlte sich ein wenig unwohl, gleichzeitig prickelte seine Haut unter ihren Blicken. Er räusperte sich und sie schaute zu ihm auf.
»Darf ich dir einen neuen Wein bestellen?«, fragte er mit belegter Stimme, plötzlich befangen und nicht fähig, die angespannte Stille auf eine gekonnte Art zu unterbrechen.
Sie schlug kurz die Augen nieder und antwortet: »Nein danke, ein Wasser wäre mir lieber.«
»Gern.«
Sam bestellte die Getränke und der Barmann stellte umgehend ein Glas Wasser vor Polly und einen Wein für ihn selbst auf die Theke. Im gleichen Moment gesellte sich Paul, der wohl nicht so recht wusste, wo anders als an seinem Lieblingsplatz er stehen sollte,
Weitere Kostenlose Bücher