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Augenblicklich ewig

Augenblicklich ewig

Titel: Augenblicklich ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Neuberger
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kommt gerade rein. Wir sprechen später weiter.«
    Polly hörte ein Klappern und schon war Lea aus der Leitung verschwunden. Sie legte ihr Telefon zur Seite. Sofort war die gute Stimmung wie weggeblasen. Was sollte sie tun? Bei Lea wollte sie keinen Trost und die Freude ihrer Freundin über Max trüben. Daher öffnete sie ihren Laptop und wählte per Skype ihre Mutter an. Diese nahm das Gespräch glücklicherweise sofort an.
    »Hallo, Mum.«
    »Meine Süße, was ist los?«
    »Viel zu tun, nicht gut geschlafen.«
    »Deine Augen sind rot. Du hast geweint.« Natürlich konnte sie ihre Mutter nicht so leicht auf die falsche Fährte führen. Sie war ihre Mutter, sie sah selbst über Tausende Kilometer und ein Display, dass ihre Tochter unglücklich war.
    »Ach, ich weiß auch nicht, Mum. Ich habe jemanden kennengelernt, wir haben uns gestritten, es hat nicht funktioniert.« Und die Wahrheit war noch viel komplizierter.
    »Ach Liebes, was ist denn passiert?«
    Polly schüttelte den Kopf. »Ich kann noch nicht darüber sprechen.« Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Ihre Mutter nickte langsam. »Wie heißt er denn?«
    »Sam.«
    »Bist du sicher, dass es vorbei ist?«
    »Ja, ich glaube schon«, flüsterte sie. Und noch leiser: »Ich kann nicht die sein, die er will.«
    Ihre Mutter schwieg einen Moment lang. »Willst du nach Hause kommen?«
    »Ja.« Sie nickte. Warum hatte sie nicht selbst daran gedacht? Zu Hause war der einzige Ort, an dem sie jetzt sein wollte. Dort würde sie nichts an Sam erinnern. Vielleicht würde der Schmerz, der derzeit ihren Körper einhüllte, bei ihren Eltern mit der Zeit nachlassen. Obwohl sie sich jetzt noch nicht vorstellen konnte, sich je wieder normal zu fühlen.
    »Okay, dann komm her. Wir finden schon eine Lösung. Soll ich dir einen Flug buchen, Schatz?«
    »Nein, ich mach das schon. Ich schicke dir die Flugzeiten, sobald ich sie habe. Danke, Mum, das ist eine gute Idee.«
    »Süße, du weißt doch, wir haben dich gerne bei uns. Wenn du erst einmal hier bist, sieht die Welt gleich ganz anders aus.«
    »Versprochen?«
    »Versprochen. Ich hab dich lieb, Schatz.«
    »Ich dich auch. Bis später.«
    Sobald sie aufgelegt hatte, machte Polly sich im Internet auf die Suche nach einem Flug. Die Kosten waren ihr egal. Alles, was sie wollte, war, so schnell wie möglich weg aus Köln und nach Chicago zu kommen. Obwohl sie sicher war, noch nie mehr für einen Flug über den Atlantik bezahlt zu haben, buchte sie ihre Reise wenige Minuten später für den nächsten Tag. Sie würde mit dem Zug nach Frankfurt fahren und bereits am Nachmittag im Flugzeug sitzen. Einen Rückflug buchte sie nicht. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie bleiben wollte. Wie lange es dauern würde, wieder auf die Beine zu kommen.
    Als Nächstes schrieb sie Lea eine lange Nachricht und berichtete von ihren Plänen, ihren Eltern in Chicago einen spontanen Besuch abzustatten. Sie würde nicht an der Redaktionssitzung teilnehmen und daher auch keine Aufträge übernehmen können. Über Sam schrieb sie nichts. Über ihn konnte sie nicht reden, noch nicht. Sie wünschte ihrer Freundin viel Glück mit Max und versprach, ihr aus Chicago die Daumen für die Beziehung zu drücken. Auch ihre Mutter informierte sie wie besprochen. Den Rest des Tages verbrachte sie damit, ihre Sachen zu packen, online einzuchecken und ihre Einreiseformulare auszufüllen. Die Ablenkung tat ihr gut und verdrängte die Gedanken an Sam. Erst abends im Bett wurde die Sehnsucht beinahe übermächtig. Sie schlief schlecht und traumlos.
    Am nächsten Morgen aß Polly im Stehen schnell einen Muffin und trank eine Tasse Kaffee. Sie leerte den Mülleimer und packte ihren Laptop in ihr Handgepäck. Das Chaos, in das ihre Wohnung seit gestern Abend versunken war, ignorierte sie geflissentlich. Als sie mit Reisetasche, Handtasche und Rucksack bepackt auf dem Weg zur Haustür an ihrem Briefkasten vorbei kam, fiel ihr Blick auf einen dicken braunen Umschlag, der aus dem Schlitz ragte. Sie zog ihn heraus und wollte ihn gerade öffnen, als sie ihren Namen in Sams Handschrift darauf entdeckt. Sofort übermannte sie der Schmerz einmal mehr und sie stopfte den Umschlag in den Rucksack, ohne ihn zu öffnen. Sie konnte sich jetzt nicht mit dem, was auch immer er ihr schickte, um sie zurückzugewinnen, auseinandersetzen. Doch die Anspannung in ihrem Inneren ließ nicht nach. Das flaue Gefühl im Magen, das ihr signalisierte, irgendetwas lief falsch, blieb. Sie vermisste Sam und

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