Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
glitzernde Spur auf meiner Haut. »Ich tue dir nicht weh, ich will dich doch nur spüren.«
Er griff nach meiner Hand, aber seine Finger waren so glitschig, dass ich zurückzuckte.
»Was hast du? Willst du mich nicht berühren, Aura?«
Ich hörte mich selbst seufzen, es klang beinahe wie ein Schluchzen. »Du weißt, dass ich mir nichts sehnlicher wünsche.«
Um es ihm zu beweisen, legte ich meine Hand auf seine Brust, die sofort darin versank.
»Nicht!« Er verkrampfte sich, als hätte er Schmerzen, und warf den Kopf in den Nacken. »Lass los!«
Etwas pulsierte in meiner Hand. Das Gefühl ähnelte dem, wenn man an die Düse eines Whirlpools fasst und den Wasserdruck spürt, doch mit einem Mal verwandelte es sich in einen Sog, der mich Stück für Stück zu verschlingen drohte.
»Ich kann nicht!« Ich stieß die Fersen in den Sand und versuchte mich gegen die Sogwirkung zu stemmen. »Logan!«
Er packte mich mit seinen flüssigen Fingern an den Schultern und drückte mich von sich weg, aber unsere Körper schienen wie die entgegengesetzten Pole zweier Magnete unaufhaltsam voneinander angezogen zu werden.
Plötzlich griff jemand nach mir und begann von hinten an mir zu zerren. Jemand, der so stark war wie die Erde selbst. Doch es reichte nicht. Die Anziehungskraft war so übermächtig, dass ich mit voller Wucht gegen Logan prallte und das Gefühl hatte, in seinem flüssigen Blutkörper zu ertrinken.
»Aura, Liebes?«
Die Stimme meiner Tante schien aus weiter Ferne zu kommen. Mit rudernden Armen wälzte ich mich herum und riss die Augen auf. Tante Gina stand jedoch nicht wie erwartet an meinem Bett, sondern an der Tür.
»Alles in Ordnung, Schatz?« Sie kam zu mir, setzte sich auf die Bettkante und strich mir die verschwitzten Haare aus der Stirn. »Es ist schon Mittag. Ich habe Tomatensuppe gemacht und wollte dich fragen, ob du vielleicht einen Teller haben möchtest?«
Suppe. Warme rote Flüssigkeit, die mir die Kehle hinabrinnt.
Mit einem Satz sprang ich aus dem Bett, beugte mich über den Papierkorb und erbrach mich.
»Wahrscheinlich keine so gute Idee«, murmelte Gina, während sie mir die Haare aus dem Gesicht hielt.
Als ich das wenige, was in meinem Magen gewesen war, herausgewürgt hatte und mich wieder aufrichtete, reichte sie mir ein Taschentuch und griff nach dem Papierkorb, um ihn im Bad auszuspülen. »Ich bringe dir gleich etwas zu trinken«, sagte sie mit einem mitfühlenden Lächeln.
Eine Sekunde später schrillte unten das Telefon, und Tante Gina lief so schnell aus dem Zimmer, dass sie nicht mehr hörte, wie ich rief: »Nein! Bitte nichts Flüssiges!«
Kurz darauf klingelte es unten an der Tür. Auch das noch! Am liebsten wäre ich durchs Fenster geflüchtet oder hätte mich wenigstens im Schrank versteckt, aber dazu fehlte mir schlicht die Kraft.
Ich hatte mich gerade wieder erschöpft in die Kissen sinken lassen, als es auch schon leise an meine Zimmertür klopfte und Megan mit einem Teller Salzcracker und einem Glas Ginger Ale hereinkam.
»Ich wollte eigentlich erst anrufen und dich fragen, ob es dir überhaupt recht ist, wenn ich vorbeikomme«, sagte sie mit schiefem Lächeln. »Aber dann dachte ich, ich fahre einfach zu dir, bevor du Nein sagen kannst.«
Ich setzte mich auf und griff nach dem Teller. »Danke.« Das Porzellan fühlte sich in meiner Hand wohltuend kühl und fest an. »Kannst du das Ginger Ale bitte ganz weit wegstellen, wo ich es nicht sehen kann?«
»Okay.« Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch, fragte aber nicht nach, als sie es auf den Schreibtisch stellte und hinter dem aufgeklappten Mathebuch versteckte.
»Wie geht’s Mickey?«
»Schlecht.« Sie kam zum Bett zurück und setzte sich seufzend neben mich. »Wenigstens haben sie endlich Mr and Mrs Keeley erreicht. Ihr Schiff ist gerade auf den Cayman-Inseln eingelaufen, von dort aus nehmen sie das nächste Flugzeug.« Megan rieb sich ihre vom vielen Weinen gerötete Nase. »Im Moment sind zwei ihrer Tanten da, um sich solange um sie zu kümmern. Mickey schimpft zwar die ganze Zeit, dass sie keine Babysitter brauchen würden, aber ich bin froh, dass jemand bei ihnen ist und ein bisschen auf sie aufpasst.«
»Hat Dylan Logan …?«
Megan schüttelte den Kopf. »Nein, er hat ihn nicht gesehen und auch sonst niemand.« Sie legte ihre Hand auf die rote Bettdecke und drückte tröstend mein Knie. »Ich glaube, er ist schon hinübergewechselt.«
Ich ließ mich ins Kissen zurücksinken und kämpfte mit den
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