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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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wärmen. »Okay. Dann beschriften wir die Sternenkarte ein andermal. Es ist ja noch ein bisschen Zeit, bevor wir das nächste Mal zu Eowyn fahren.«
    Während wir unsere Sachen zusammenpackten, ging Orion am Horizont auf, was bedeutete, dass es schon ziemlich spät sein musste. »Wow«, staunte ich. »Ich habe zwar gelesen, dass Sterne unterschiedliche Farben haben, und wusste, dass Betelgeuse ein roter und Rigel ein blauer Riese ist. Aber jetzt sehe ich zum ersten Mal, dass sie wirklich rot und blau leuchten.« Ich zog den Reißverschluss des Mäppchens mit unseren Stiften zu und legte es auf die gefaltete Sternenkarte.
    »Du kommst wohl nicht oft raus aus der Stadt, was?«
    »Jedenfalls nicht nachts.« Ich zog die Knie an die Brust, um der Kälte weniger Angriffsfläche zu bieten. »Im Dunkeln bin ich nicht so gern draußen unterwegs.«
    »Okay, das verstehe ich.«
    »Weißt du, was komisch ist?« Ich flüsterte, weil sich inzwischen selbst die Grillen schlafen gelegt zu haben schienen. »Ich habe den ganzen Abend keinen einzigen Geist gesehen.« Bis auf Logan, dachte ich.
    »Na ja, so ganz stimmt das nicht. Schau dir mal die Milchstraße an.« Zachary zeigte zum Himmel. »Viele von den Sternen da oben sind schon lange tot. Irgendwann im Laufe der Jahrtausende, die ihr Licht braucht, um uns auf der Erde zu erreichen, sind sie explodiert oder ausgebrannt.«
    Ich blickte zu dem silbrig glänzenden Schwaden empor, der auch einfach als eine lang gezogene und sehr weit oben schwebende Wolke hätte durchgehen können. »Das heißt, wir sehen sie, wie sie einmal waren, nicht wie sie jetzt sind.«
    Wir saßen noch ein paar Minuten schweigend da, in denen ich allmählich zu verstehen begann, was Eowyn uns mit dieser Übung hatte beibringen wollen. Vor dreitausend Jahren hatten sich die Menschen wahrscheinlich nicht vorstellen können, dass auch Sterne irgendwann entstanden und wieder erloschen. Für sie waren die kleinen Lichtpünktchen oben am Himmel Symbole unendlicher Beständigkeit und Verlässlichkeit gewesen.
    Wir packten unsere Sachen und fuhren nach Hause, während über uns am Himmel die Geister der Sterne funkelten.

Zehntes Kapitel
    Es war nach elf, und Tante Gina war schon nach oben gegangen, als ich nach Hause kam. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel.
    Morgen wird ein langer Tag, deswegen habe ich mich schon hingelegt. Schaust du noch mal kurz bei mir rein, wenn du nach Hause kommst? Kuss, Gina.
    Ich schlich mich auf Zehenspitzen die knarrende Holztreppe hinauf und strich im Vorübergehen mit den Fingerspitzen über die Fotos meiner Mutter, die an der Wand hingen – ihr erster Tag im Kindergarten, die Abschlussfeier der Highschool und das letzte Bild von ihr, das einen Monat vor ihrem Tod aufgenommen worden war. Es zeigte sie, wie sie mit mir auf dem Schoß vor dem geschmückten Weihnachtsbaum saß.
    Auf allen drei Fotos glitzerte in ihren Augen eine Art trotziger Schalk. Von Gina wusste ich, dass meine Mutter sich nie um Verbote geschert hatte, wenn es darum ging, Spaß zu haben. Bis jetzt hatte ich immer angenommen, dass das etwas Negatives war.
    In meinem Zimmer angekommen, schloss ich leise die Tür und zog den neuen Bettbezug aus der Tasche. VOR GEBRAUCH WASCHEN stand auf der Verpackung, und ich fragte mich, warum das nötig sein sollte, bis ich ihn auspackte. Der Stoff war unglaublich steif und stank nach irgendwelchen chemischen Zusätzen. Ich dachte kurz daran, ihn schnell zu waschen und in den Trockner zu werfen, entschied dann aber, dass das zu lang dauern würde.
    Plötzlich kam mir ein anderer Gedanke – wie konnte ich mit Logan in Bettwäsche schlafen, die Zachary nicht nur ausgesucht, sondern zum Teil sogar bezahlt hatte? Wäre das nicht so, als würde ich ihn betrügen? Tja, die Frage war nur, wen von den beiden.
    Es klopfte leise an der Tür. Ich stopfte das Bettzeug hastig in die Tüte zurück und schob sie unters Bett. »Komm ruhig rein.«
    Gina öffnete die Tür einen Spaltbreit. Sie trug einen Flanellpyjama und darüber einen grünen Seidenkimono. »Und?«, fragte sie. »Wie war es?«
    »Kalt. Aber wir haben alles geschafft.«
    »Ich habe auch den ganzen Abend gefroren.« Sie lehnte sich an den Türrahmen und rieb sich über die Arme. »Du solltest den Jungen mal mitbringen, damit ich ihn kennenlernen kann.«
    »Du brauchst nicht zu denken, dass da irgendetwas läuft. Zachary ist nur ein Freund.«
    »Mit dem du allein auf dunklen Wiesen herumsitzt. Also keine Widerrede. Ich möchte mir

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