Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
Dylan düster, ohne auf meinen müden Scherz einzugehen. »Mein Vater sagt, dass die Chancen fifty-fifty stehen, in Wirklichkeit wahrscheinlich eher schlechter. Was, wenn Logan …«
Ich wartete darauf, dass er den Satz beendete, obwohl ich mich gleichzeitig davor fürchtete. »Wenn Logan … was?«
Dylans Stimme wurde so leise, dass sie kaum noch zu hören war. »Wenn er dann zum Schatten mutiert.«
»Niemals!«
Ich warf dem älteren Paar am Nebentisch, das mich böse ansah, weil ich so laut geworden war (oder mir übel nahm, dass ich überhaupt existierte), einen entschuldigenden Blick zu.
Dylan seufzte. »Logan ist bestimmt glücklich, wenn er bei dir ist, Aura, aber ich erlebe ihn hier so, wie es ihm wirklich geht. Er ist verdammt wütend und ständig am Motzen. Weil er gestorben ist, weil meine Eltern diesen beschissenen Prozess führen wollen und weil er sich nutzlos fühlt und weder Musik noch sonst irgendwas machen kann.« Ich hörte, wie Dylan das Telefon wieder ans andere Ohr hielt. »Manchmal wird mir so schwindelig, wenn er hier ist, dass ich kotzen könnte.«
Mein Puls beschleunigte sich, und ich musste tief durchatmen, um meinen Herzschlag zu beruhigen. »Ich habe noch nie etwas in der Richtung gespürt, wenn er bei mir war.«
»Sei froh.« Dylans Stimme klang belegt. »Hör zu, wir können nur hoffen, dass die Leute vom Obsidian Corps keinen Verdacht schöpfen. Die könnten ihn für immer einsperren, das weißt du.«
»Aber das wird nicht passieren.« Meine Hand, die das Handy umklammerte, fühlte sich verschwitzt an. »Was soll ich denn machen, Dylan? Ihn dazu überreden, hinüberzuwechseln?«
»Auf dich würde er jedenfalls hören.«
»Was das angeht, bestimmt nicht.«
»Du könntest es wenigstens versuchen.« Dylan stieß einen tiefen Seufzer aus. »Am Anfang fand ich es total cool, dass Logan immer noch da war. Wir haben die ganze Zeit zusammengesteckt und es war wieder so wie früher zwischen uns. Du weißt schon, bevor er mit Mickey und Siobhan die Band gegründet hat. Wir hatten echt Spaß. Aber in den letzten Wochen … Oh Mann, ich würde mich am liebsten nur noch in diesem Bad verkriechen.«
Ich stellte mir vor, wie Dylan auf dem Klo zusammengekrümmt darauf wartete, dass sein Bruder sich draußen langweilte und verschwand. Würde es jemals so weit kommen, dass ich ihn nicht mehr ertrug?
Natürlich hatte ich mich oft mit ihm gestritten, als er noch lebte. Er hatte mich mit seinen Rockstarallüren, seinen Sauftouren und der niemals endenden, oft selbstzerstörerischen Suche nach dem nächsten Kick regelmäßig zur Weißglut getrieben.
Aber als ich mich jetzt hier im Café, umgeben von ganz gewöhnlichen Geistern, umsah, spürte ich, dass die Welt noch nicht genug von Logan hatte.
Und ich auch nicht.
Dreizehntes Kapitel
Als Zachary und ich das nächste Mal zu Farmer Frank aufs Land fuhren und aus dem Auto stiegen, begrüßte uns ein neuer Sternenhimmel.
»Wow. Ich wusste zwar, dass er sich verändern würde …«, ich legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben, während Zachary unsere Decke ausbreitete, »aber dass der Unterschied so gravierend ist, hätte ich nicht gedacht.« Ich deutete auf Cygnus, ein kreuzförmiges Sternbild, das am westlichen Horizont stand und aussah wie ein Strichmännchen, das einen Kopfsprung macht. »Letzten Monat war das da noch nicht zu sehen. Echt faszinierend.«
»Eowyn würde dir jetzt ein ›Habe ich es nicht gesagt?‹ unter die Nase reiben. Ich als höflicher Gentleman würde so etwas natürlich nie tun«, sagte Zachary grinsend und strich die Decke glatt. »Wie war eigentlich Thanksgiving für dich?«
Ich spürte, wie sich meine Anspannung etwas löste. Eigentlich hatte ich fest damit gerechnet, dass er mich spätestens heute fragen würde, warum ich ihm und Eowyn gegenüber so getan hatte, als wüsste ich nichts über Newgrange. Dass er stattdessen ein unverfängliches Thema anschnitt, ließ mich hoffen, dass er mich vielleicht gar nicht darauf ansprechen würde.
»Ziemlich stressig.« Ich setzte mich neben ihn auf die Decke. »Wir sind wie immer zu meiner Großmutter nach Philadelphia gefahren. Ich habe dort ungefähr eine Million Cousinen, die ich nur ein paarmal im Jahr sehe, die sich aber natürlich untereinander total gut kennen und regelmäßig treffen, sodass ich mir immer ein bisschen wie eine Außenseiterin vorkomme, wenn ich dort bin. Ich verstehe ihre Privatwitze nicht und sie sind so …« Ich zögerte, weil mir
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