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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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dass
    die Brille Signale entdeckte, die große Ähnlichkeit mit Servomaten-Protokollen hatten. Die Maschinen wurden also
    doch von jemandem gesteuert. Die Abstraktion war gar
    nicht ausgefallen; man hatte nur die Bürger ausgeschlossen.
    So viele Zufälle waren ihr nicht geheuer. Sie war in dieses Habitat gekommen, um ein Update zu installieren, und genau in dem Moment, als die Korrektur wirksam wurde,
    hatte jemand Sand ins Getriebe gestreut.

    Thalia schwirrte der Kopf. Sie hatte soeben eine Erleuchtung gehabt, und was sie gesehen hatte, gab ihr das Gefühl, die Welt bräche ihr unter den Füßen weg.
    Sie nahm sich zusammen, bevor ihre Gedanken in ein
    Kickisches Fahrwasser gerieten. Immer noch geduckt, jede Deckung ausnützend, als würde sie von einem Heckenschützen verfolgt, kam Thalia endlich in Sichtweite der Rasenfläche, wo die Bürger von den Maschinen festgehalten wurden. Eine niedrige Hecke, gerade hoch genug, um sie
    abzuschirmen, wenn sie in der Hocke war, bot ihr Schutz.
    Die Hecke war gitterförmig beschnitten, so dass Thalia
    durch die diamantförmigen Maschen auf die andere Seite
    sehen konnte. Sie war froh über ihre schwarze Uniform. Ein Kampf-Servomat mit Thermosensoren oder einem Dutzend
    anderer Instrumente zur Aufspürung menschlicher Gegner
    hätte sie längst entdeckt. Aber diese Servomaten waren für die Pflege klassischer Gartenanlagen und nicht für Kampf-einsätze gebaut worden.
    Von ihrer Warte aus war schwer festzustellen, was genau vor sich ging. Sie sah den Kordon von Robotern und die
    Menschen, die sich dahinter zusammendrängten. Die Ma-
    schinen hatten die Menschen in eine Ecke des Rasens ge-
    trieben, bis sie mit dem Rücken zu den hohen Hecken standen. Etwa ein Dutzend Servomaten waren an der Operation beteiligt. Wenn ein Bürger versuchte, aus der Masse auszubrechen, kam schon nach wenigen Schritten eine der schnellen Maschinen angerast und versperrte ihm den Weg.
    Thalia stellte fest, dass die wenigsten überhaupt an Flucht dachten. Die Menge wirkte jetzt ziemlich eingeschüchtert.
    Es wurde mehr geredet als geschrien, und manche von den Menschen schienen sogar halbwegs entspannt zu sein. Offenbar genügte schon die schiere Größe und die Anzahl der Maschinen, um von einem Fluchtversuch abzuschrecken -
    einige der Servomaten waren viel größer als ein Mensch -, aber sie hatten auch provisorische Waffen. Thalia hatte bereits die Klingen des Heckenschneiders gesehen, aber das war nicht alles. Die Servomaten hatten auch integrierte Hochdruckreiniger, um die Marmorfliesen sauber zu halten, Kantentrimmer für die Rasenflächen und Manipula-
    toren für den Umgang mit Werkzeug und Material.
    Da die Menge jetzt weniger Lärm machte, hörte sie eine
    einzelne Stimme, die alle anderen beherrschte. Sie klang be-dächtig, beruhigend. Aber sie hatte eine metallische Schärfe, die vermuten ließ, dass sie von einem der Servomaten kam.
    Thalia flüsterte der Hundepeitsche einen Befehl zu.
    »Überwachungsmodus. Zwanzig Meter vorrücken, einhun-
    dert Sekunden lang Stellung halten, dann zurückkommen.
    Maximale Tarnung.«
    Sie ließ den Schaft los. Mit gespenstischer Geschwindigkeit entrollte die Hundepeitsche ihre Schnur und glitt durch eine der diamantförmigen Lücken in der Hecke. Thalia vernahm ein leises Rascheln, als sich das Laub bewegte, dann nichts mehr. Sie tippte mit dem Finger seitlich an ihre Spezialbrille und öffnete damit ein Fenster, das ihr das Sichtfeld der Hundepeitsche zeigte. Das Bild blieb ruhig, während die Peitsche zu ihrem Überwachungsposten genau vor Thalia schlich. Durch die Lücke in der Hecke konnte sie gerade noch die dünne Schnur sehen, die sich über den Boden ringelte. Der Schaft schwebte ein paar Handbreit über dem Gras.
    Die Peitsche hatte ihre Position erreicht. Zwischen ihr und dem äußeren Servomaten-Kordon war nur noch Gras.
    Nun hielt sie an, und der Griff hob sich langsam, bis er die Menge wieder im Bild hatte. Dann schaltete sich der Zoom zu und durchlief klickend mehrere Vergrößerungsstufen.
    Hundepeitschen waren intelligent genug, um Menschen
    identifizieren und sich auf sie konzentrieren zu können.
    Thalia studierte die Gesichter. In einigen sah sie Angst und Verwirrung, in anderen Zorn, aber viele schienen sich auch vertrauensvoll in ihr Schicksal zu ergeben.

    Das integrierte Mikrofon leitete eine von Lautsprechern verstärkte Stimme in ihren Kopfhörer. »... tritt hiermit in Kraft«, verkündete sie. »Obwohl noch nicht alle

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