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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Informationen vorliegen, lassen glaubwürdige Hinweise darauf schlie-
    ßen, dass Haus Aubusson von Feinden angegriffen wird.
    Die Bedrohung ist noch akut. Nicht allein die Abstraktionsdienste wurden lahmgelegt, es wird auch befürchtet, dass mit der Luft ein Neurotoxin in die Biosphäre eingeleitet wurde. So lange, bis Menge und Wirkung dieses Giftes bestimmt werden können, ist es bedauerlicherweise erforderlich, die Bewegungs- und Kommunikationsfreiheit der Bürger einzuschränken. Wo keine Gendarmen aktiviert oder
    eingesetzt werden können, werden Servomaten deren Auf-
    gaben übernehmen. Diese Maßnahme ist befristet und
    dient nur eurer Sicherheit. Gendarmen sind bereits dabei, Ausmaß und Stärke des Angriffs zu bestimmen. Auch Vertreter Panoplias wurden über die Situation informiert und planen eine geeignete taktische Antwort. Ihr werdet dringend gebeten, die Gendarmerie zu unterstützen und mit
    ihren Vertretern, seien es Menschen oder Servomaten, uneingeschränkt zu kooperieren, damit die vorhandenen Ka-
    pazitäten habitatweit gezielt zur Bekämpfung der Gefahr eingesetzt werden können. Ich danke euch für eure Hilfe In dieser schwierigen Lage.« Die Stimme verstummte kurz, dann begann die Ansprache von neuem. Sie war offensichtlich in einer Endlosschleife aufgezeichnet worden. »Hier spricht Gendarm Lucas Thesiger im Namen der Gendarmerie von Haus Aubusson. Ich muss euch zu meinem Be-
    dauern mitteilen, dass im Rahmen der Notstandsgesetze
    der Ausnahmezustand verhängt wurde. Er tritt hiermit in Kraft. Obwohl noch nicht alle Informationen vorliegen ...«
    Die Hundepeitsche stellte die Überwachung ein und trat
    den Rückweg an. Thalia nahm ihre Spezialbrille ab, klappte sie zusammen und verwahrte sie wieder in der Tasche ihrer Uniformjacke. Die Peitsche schob sich mit leisem Rascheln durch die Hecke. Thalia spreizte die Finger, der Schaft sprang in ihre Hand zurück. Gleichzeitig wurde die Schnur eingerollt.
    Sie schaute in die Richtung, aus der sie gekommen war,
    um sich zu orientieren, und sah einen großen sechsrädrigen Servomaten vorbeifahren. Nur die obere Hälfte der Maschine war sichtbar, alles Übrige war hinter einer Hecke verborgen. Der Roboter hatte ein glänzend orangefarbenes Gehäuse, an seiner Vorderseite konnte Thalia gerade noch ein Abfallsammelgerät mit Krallen und Schaufeln erkennen.
    Er rollte langsam über einen kiesbestreuten Weg, die Steinchen knirschten unter seinen Reifen. Thalia vergegenwärtigte sich das Gelände jenseits der Hecke und schätzte, dass der Roboter sie in fünfzehn bis zwanzig Sekunden erreichen würde; noch früher, wenn sie den gleichen Weg nähme wie zuvor.
    Vielleicht tat er ihr gar nichts. Vielleicht folgte er nur seiner Programmierung und polterte einfach an ihr vorbei.
    Aber darauf würde sie sich nicht verlassen.
    Sie ging tief in die Hocke und bewegte sich, die Hunde-
    peitsche fest umklammernd, so schnell vorwärts, wie sie es wagte. Doch irgendwann trafen drei Hecken aufeinander
    und versperrten ihr den Weg. Der Servomat kam polternd
    näher. Sie wagte einen Blick über die Schulter und sah sein Gehäuse im diesig blauen Sonnenlicht aufleuchten. Mit den ausladenden Achsen seiner sechs Räder, dem klauenförmigen Abfallsammler und den Kameras, die in einer Traube unter dem vorderen Gehäuserand saßen, wirkte die Maschine so angriffslustig wie eine Krabbe. Vor einer Stunde wäre Thalia noch an ihr vorbeigegangen, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Jetzt jagte sie ihr Todesängste ein.
    Sie drückte auf einen der robusten Schalter im Schaft
    der Hundepeitsche. Schwertmodus. Die Schnur sauste bis zu einer Länge von einem Meter heraus, versteifte sich und wurde starr wie ein Laserstrahl. Thalia packte das Ding mit beiden Händen, stieß die Klinge in die Hecke und bewegte sie seitwärts. Die Klinge drehte sich automatisch so, dass die mikroskopisch kleinen Reibeflächen der Schneide greifen konnten. Sie spürte keinen Widerstand. Ein Hieb nach unten, einer quer, einer nach oben. Sie zog das >Schwert< zurück und drückte gegen den Heckenwürfel, den sie soeben ausgeschnitten hatte. Er glitt nach innen und fiel auf der anderen Seite auf den Rasen. Zu spät bemerkte sie, dass Ihr das Loch zu klein geraten war.
    Für nachträgliche Korrekturen war keine Zeit.
    Sie zwängte sich hindurch. Gerade als der Roboter um
    die letzte Ecke bog, rutschten ihre Fersen durch die Lücke.
    Sie kauerte sich zusammen und regte sich nicht. Sie hockte auf einer

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