Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
muss es Zufall gewesen sein.«
    »Präfekt, jetzt bin ich diejenige, die Sie zu überzeugen versucht. Es ist etwas schiefgegangen, aber ich glaube nicht, dass es ein Unfall war. Diese Maschinen arbeiten nach einer komplexen Logik, und als die Turbine versagte, ging ein großer Teil des Befehlsprozessors verloren. Ich glaube aber zu wissen, was ich fände, wenn ich ihn jemals wieder zu-sammensetzen könnte. Ihre Abfrage war ein Trigger. Je-
    mand hatte eine Falle in die Betriebslogik eingebaut, und die wurde von Ihrer Frage ausgelöst.«
    Dreyfus dachte über diese Hypothese lange nach. Sie
    passte genau zu seinen Vermutungen, aber aus Trajanowas Mund klang sie doch sehr gewöhnungsbedürftig.
    »Sie halten es wirklich für möglich, dass jemand so etwas fertigbringt?«

    »Ich selbst hätte es geschafft, wenn ich gewollt hätte. Für einen Außenstehenden wäre es sehr viel schwieriger gewesen. Ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, wie es überhaupt möglich wäre, ohne auf höchster Ebene Sicherheitswarnungen auszulösen. Aber irgendjemand hat es zuwege
    gebracht.«
    »Danke«, sagte Dreyfus leise. »Ich bin sehr froh über Ihre Offenheit. Sind Sie in Anbetracht dieser Ereignisse sicher, dass ich keinen weiteren Schaden anrichte, wenn ich das System befrage?«
    »Ich kann für nichts garantieren, aber ich habe bei den beiden laufenden Turbinen manuelle Geschwindigkeitsbe-grenzer installiert. Welche Fallen auch immer in der Logik lauern mögen, ich glaube nicht, dass sich noch einmal
    ein Turbo selbst zerstören kann. Also fragen Sie, so viel Sie wollen.«
    »Gut«, sagte Dreyfus. »Aber ich werde mich auf Zehen-
    spitzen bewegen.«
    Delphine Ruskin-Sartorius musterte ihn kühl aus ihren
    meergrünen Augen. »Sie sehen sehr müde aus. Mehr noch
    als beim letzten Mal, und da wirkten Sie schon nicht unbedingt frisch. Ist etwas geschehen?«
    Dreyfus presste seinen dicken Finger gegen die pulsie-
    rende Ader an seiner Schläfe. »Es geht seither ziemlich rund.«
    »Sind Sie in unserem Fall weitergekommen?«
    »Sozusagen. Ich habe eine Vorstellung, wer hinter den
    Morden stecken könnte, aber ich sehe immer noch kein
    Motiv. Ich hatte gehofft, Sie könnten ein paar Zusammen-hänge für mich herstellen.«
    Delphine schob ein paar fettige schwarze Haarsträhnen
    unter den Schal, den sie anstelle eines Haarbands trug. »Zuerst sind Sie an der Reihe. Wer ist der Verdächtige, an den Sie denken?«

    Dreyfus nippte an dem Kaffeekolben, den er herbeizitiert hatte, bevor er den Raum betrat. »Mein Unterpräfekt und ich verfolgten eine Kette von Spuren, um herauszufinden, wer in Ihrem Habitat anrief, um Sie von dem Geschäft mit Dravidian abzubringen. Dabei stießen wir auf den Namen
    einer anderen Familie im Glitzerband.«
    Delphines Augen wurden schmal.
    Sie ist aufrichtig interessiert, dachte Dreyfus.
    »Was für eine Familie?«, fragte sie.
    Er hatte das Gefühl, ein Minenfeld zu betreten. »Die Nerwal-Lermontows. Kennen Sie sie?«
    Sie zuckte lässig die Schultern unter dem fleckigen wei-
    ßen Arbeitskittel. »Ich habe von ihnen gehört. Wer hätte das nicht? Sie waren eine der großen Familien, aber das ist fünfzig oder sechzig Jahre her.«
    »Gibt es eine besondere Verbindung zu Ihrer Familie?«
    »Wenn ja, dann ist mir davon nichts bekannt. Wir ver-
    kehrten nicht in den gleichen Kreisen.«
    »Dann könnten Sie sich wohl auch keinen bestimmten
    Grund vorstellen, warum die Nerwal-Lermontows Ihrer Fa-
    milie schaden wollten?«
    »Keinen einzigen. Wenn Sie eine Theorie haben, würde
    ich sie gerne hören.«
    »Ich habe keine«, bedauerte Dreyfus. »Ich hatte auf Sie gehofft.«
    »Das kann nicht die Antwort sein«, sagte sie. »Diese Spur muss Sie in eine Sackgasse geführt haben. Die Nerwal-Lermontows hätten meiner Familie niemals etwas angetan. Sie haben zwar viel Leid erfahren, aber davon wird man noch nicht zum Mörder.«
    »Sie meinen Aurora?«
    »Sie war noch ein junges Mädchen, als es geschah, Prä-
    fekt. Calvin Sylvestes Maschinen haben ihren Geist gefressen und einen Maschinenzombie wieder ausgespuckt.«
    »Ich habe davon gehört.«

    »Was verschweigen Sie mir?«
    »Nehmen wir an, ein Mitglied der Familie Nerwal-Ler-
    montow würde etwas planen.«
    »Nämlich?«
    »Zum Beispiel, einen Teil des Glitzerbandes mit Gewalt
    zu erobern.«
    Sie nickte verständnisvoll. »Das ist natürlich nur eine Hypothese. Wenn so etwas wirklich im Gang wäre, hätten
    Sie es mir doch sicher gesagt?«
    Dreyfus lächelte

Weitere Kostenlose Bücher