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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Anlagen ausspucken. Mit welcher Geschwindigkeit wird das Zeug schätzungsweise ausgesto-
    ßen?«
    »Ich weiß es nicht. Bei dem Maßstab ... etliche hundert Meter pro Sekunde, vielleicht auch mehr.«
    »Könnte hinkommen«, stimmte Baudry zu.
    »So etwas dachte ich mir«, sagte Dreyfus. »Auf jeden
    Fall ist es verdammt schnell unterwegs. Ich muss mir
    das Systemmodell ansehen, aber wenn man die durch-
    schnittlichen Abstände im Glitzerband zugrunde legt, wird es nicht lange dauern, bis der Schwarm ein anderes Habitat erreicht. Nehmen wir an, Aubussons nächster Nachbar wäre auf dem gleichen Orbit sechzig oder siebzig Kilometer entfernt. Selbst wenn sich das Zeug nur mit zehn
    Metern pro Sekunde fortbewegt, ist es in wenig mehr als zwei Stunden dort. Wobei ich natürlich hoffe, dass ich mich irre.«
    »Sie irren sich so gut wie nie«, sagte Aumonier. »Und das macht mir Sorgen.«
    Dreyfus warf einen Blick auf Baudry. »Wir müssen Schiffe requirieren und sie dicht an einer dieser Wolken vorbeilei-ten. Vorzugsweise Automaten, aber auch bemannte, wenn
    wir in der verbleibenden Zeit nichts anderes bekommen.«
    »Ich kümmere mich darum. Ein Systemkreuzer - die Demokratiezirkus - ist auf dem Weg vom Parkenden Schwarm hierher. Ich habe Captain Pell gebeten, an Aubusson vorbei-zufliegen. Wenn möglich, soll er die Überreste der Universales Stimmrecht bergen, nach Überlebenden suchen und sich diese Geschützstellungen genauer ansehen.«
    »Sagen Sie ihm, er soll sich in Acht nehmen«, mahnte
    Dreyfus.
    »Das habe ich bereits getan«, antwortete Baudry. »Aber
    ich werde es ihm noch einmal ans Herz legen.«
    »Die Krise betrifft inzwischen nicht mehr nur die vier
    verlorenen Habitate«, sagte Dreyfus, jetzt wieder an Aumonier gewandt. »Ich werde sofort die entsprechenden Simulationen am Systemmodell starten, aber inzwischen sollten wir uns eine angemessene Stellungnahme überlegen. Wir
    haben die Bürger bislang abgeschirmt, aber jetzt könnte der Zeitpunkt gekommen sein, das gesamte Glitzerband vom
    wahren Ausmaß der Krise in Kenntnis zu setzen.«
    Aumonier schluckte hart. »Ich will keine Massenpanik
    auslösen. Was sollen wir denn sagen?«
    »Eine Massenpanik könnte unsere geringste Sorge sein«,
    bemerkte Dreyfus nüchtern.
    »Trotzdem ... wir wissen noch nicht, womit wir es zu tun haben, was Aurora will, was sie mit den Habitaten vorhat, nachdem sie sie unter ihre Kontrolle gebracht hat.«
    »Sagen Sie nur, dass irgendeine Instanz versucht, die
    Macht zu übernehmen«, riet Dreyfus. »Sagen Sie, es hätte nichts mit den Ultras zu tun, und wir würden nicht vor Mas-seneuthanasierungen zurückschrecken, wenn wir Verdacht
    schöpften, jemand wollte eine alte Rechnung mit dem Parkenden Schwarm begleichen. Sagen Sie, Panoplia rufe den glitzerbandweiten Notstand aus, und diesmal brauchten
    wir unbedingt ein Votum für den Einsatz schwerer Waffen.«

    »Haben wir das noch nicht?«, fragte Aumonier.
    »Ich habe es vermasselt«, gestand Baudry. »Ich hatte eine Abstimmung angesetzt und betont, dass wir uns in einer
    Krise befänden, aber ich habe nicht klargemacht, wie ernst die Situation wirklich ist. Ich habe nicht gelogen, aber ich habe den Eindruck erweckt, es ginge nur um die Differenzen mit den Ultras.«
    »Weil Sie eine Panik vermeiden wollten?«
    »Genau das.«
    »Dann haben Sie wahrscheinlich genauso gehandelt, wie
    ich es auch getan hätte.« Aumonier sah Baudry lange und fest in die Augen, um ihr zu zeigen, dass ihre professionel-len Entscheidungen während ihrer kommissarischen Amts-
    führung nicht in Zweifel stünden, was immer sie sonst
    getan haben mochte. Sie brauchte jetzt Verbündete, Men-
    schen, die wussten, dass sie ihr Vertrauen genossen. »Aber Tom hat recht«, fügte sie hinzu. »Wir müssen dieses Votum bekommen. Ich werde noch mehr tun, ich werde alle denk-baren Notstandsprivilegien beantragen. Massenausschlüsse und die Einschränkung der bandweiten Abstraktion und
    der Abstimmungsverfahren eingeschlossen.«
    »Das gab es seit...«, begann Baudry.
    Aumonier nickte. »Ich weiß. Das gab es zum letzten Mal
    vor elf Jahren. Kommt es Ihnen nicht auch so vor, als wäre es gestern gewesen?«

    Dreyfus hatte gebeten, sofort benachrichtigt zu werden, wenn Sheridan Gaffney das Bewusstsein wiedererlangte.
    Mercier - der den Patienten nach der schwierigen Opera-
    tion, die zumeist von Demikoff überwacht worden war,
    übernommen hatte - zögerte wie erwartet, Dreyfus in die Nähe des genesenden

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