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Aurora

Aurora

Titel: Aurora Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Figuren in diesem
    Spiel in neue, bedrohliche Positionen bewegten. »Dann
    muss es noch einen anderen Grund gegeben haben, warum
    jemand die Ruskin-Sartorius-Blase zerstören wollte.«
    »Und den brauchen Sie jetzt nur noch zu finden«, ver-
    setzte Dravidian.

    Captain Pell zündete die Raketen. Sie preschten los und überwanden die Distanz zur Von Schatten Begleitet mit zwanzig Ge in etwas mehr als eineinhalb Minuten. Im letzten Moment schwärmten sie fächerförmig aus und kehrten
    in leicht verändertem Winkel wieder zurück, so dass sich die grellen Strahlen aus ihren Fusionstriebwerken wie drei Klauen einer Greifhand schnell und gierig um Dravidians Schiff schlossen.
    Die drei Explosionen vereinigten sich zu einem einzigen grellen Blitz. Als Strahlung und Schutt sich verteilt hatten, war von dem Mordschiff und seinem Captain nichts mehr
    übrig.
    Dreyfus kehrte der durchsichtigen Rumpfwand den Rü-
    cken. Das Wissen, dass es hier noch viel zu tun gab, lag ihm hart und kalt wie ein Stein im Magen.

    Oberpräfekt Sheridan Gaffney befand sich in seinem küh-
    len, streng abgeschirmten und gesicherten Privattrakt, als Auroras Gesicht erschien. Sie benützte einen Kanal, der nicht zu orten war, und ihr Gespräch war von beiden Seiten als routinemäßiger Austausch von Organisationsdaten getarnt. Er hatte sie erwartet; er hatte seine Gedanken geordnet und eine Kollektion von plausiblen Fragen und Antworten zusammengestellt, dennoch wurde er unter der vernichtenden Kraft ihres Blicks nervös und fühlte sich schlecht vorbereitet. So musste es sein, dachte er nicht zum ersten Mal, wenn man von einer Göttin ins Verhör genommen wurde.
    »Lange nicht gesehen, Sheridan«, sagte sie.
    »Es tut mir leid«, sagte er und wischte sich mit dem Ärmel über die Stirn. »Hier geht es ziemlich drunter und drüber.
    Aber wir haben alles unter Kontrolle.«
    »Alles, Sheridan? Du bist also sicher, dass der Fall Ruskin-Sartorius keine unangenehmen Folgen haben wird?«
    »Ich denke nicht.«
    Vor ihm saß eine Kindfrau unbestimmbaren Alters auf
    einem schlichten Holzthron. Über einem feuerroten Kleid mit Goldbrokatmuster trug sie einen dunkelgrünen Über-wurf mit goldenen Besätzen. Die Finger spielten mit den Armlehnen, aber sie wirkte nicht ungeduldig oder gelangweilt, nur ein wenig zappelig. Das kastanienbraune Haar war in der Mitte gescheitelt und fiel ihr vollkommen symmetrisch bis auf die Schultern, das entzückende Gesicht strahlte eine heitere Ruhe aus, die überraschte. Hinter ihrem Kopf war, gleich einem Heiligenschein, ein goldenes Relief in die Stuhllehne eingelassen. Die intelligenten wasser-blauen Augen ruhten voller Staunen auf ihm. Für diese
    Augen, dieses Gesicht hätte er alles getan.
    »Du denkst nicht?«, fragte sie.
    »Leider hat Dreyfus den Fall übernommen. Es wäre mir
    lieber, er würde seine Nase aus der Sache heraushalten, aber ich konnte ihn nicht von den Ermittlungen abziehen, ohne aufzufallen.«
    »Du bist Leiter der Sicherheitsabteilung, Sheridan. Hättest du dir nicht etwas ausdenken können?«
    »Ich hatte alle Hände voll zu tun, um den Boden für Thalia Ng zu bereiten. Das hat mehr als genug Fantasie gekostet, das kannst du mir glauben.«
    »Immerhin ist dieser Mann - dieser Dreyfus - ein notorischer Außenseiter. Er muss an die Kandare genommen wer-
    den.«
    »Wenn das so einfach wäre«, seufzte Gaffney, dem es vorkam, als hätten sie dieses Thema schon tausendmal erör-
    tert. »Er ist Jane Aumoniers Liebling unter den Außen-
    dienstpräfekten. Sie hat ihm trotz meiner Proteste sogar die Pangolin-Privilegierung zugestanden. Wenn ich mich
    zu sehr einmische, habe ich, bildlich gesprochen, Jane am Hals.« Er lächelte Aurora versuchsweise an. »Das wäre gerade jetzt keine gute Idee.«
    »Jane ist ein Problem«, sagte Aurora, ohne sein Lächeln zu erwidern. »Irgendwann müssen wir uns mit ihr befassen, wir können es nicht ewig aufschieben. Sobald die
    Thalia-Situation stabil ist, solltest du deine Energien darauf richten, sie aus dem Weg zu räumen.«
    »Du verlangst hoffentlich nicht, dass ich sie töte!« Gaffney gab sich rechtschaffen empört.
    »Wir sind keine Mörder«, versetzte Aurora gebührend
    schockiert.

    »Wir haben soeben neunhundertsechzig Menschen in
    den Tod geschickt. Wenn das nicht Mord ist, dann ist es eine verdammt seltsame Methode, sich Freunde zu machen.«
    »Das waren unvermeidliche Verluste in einem Krieg, der
    bereits begonnen hat, Sheridan. Ich trauere um jeden

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